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Wirtschaft: Nokia deklassiert die Handy-Konkurrenz

US-Konkurrent Motorola im freien Fall

Stockholm - Nokia baut den Vorsprung aus, Apples iPhone schafft den Sprung in die Statistik: Das renommierte Marktforschungsinstitut Gartner hat die Zahlen für die Weltmarktanteile der großen Handyhersteller im dritten Quartal veröffentlicht. Bemerkenswert ist die andauernde Talfahrt des US-Konzerns Motorola. Das Unternehmen lag noch vor einem Jahr mit einem Weltmarktanteil von 20,7 Prozent auf dem zweiten Platz hinter Nokia aus Finnland. Jetzt wurde es von dem südkoreanischen Handyhersteller Samsung überflügelt. Samsung legte gegenüber 2006 um 2,3 Prozentpunkte auf 14,5 Prozent zu, während Motorola von 20,7 auf 13,1 Prozent abstürzte.

„Motorola ist im Vergleich zur Situation vor einem Jahr nur noch ein Schatten seiner selbst“, sagte Gartner-Analystin Carolina Milanesi. Dem Unternehmen fehle nach dem früheren Erfolg mit seinem Razr-Handy ein lukratives Produktsortiment.

An der Spitze bleibt dagegen alles beim Alten: Der Branchenprimus Nokia hat seine Führung sogar noch ausgebaut, kommt jetzt auf einen Marktanteil von 38,1 Prozent. Mit 110 Millionen Geräten verkauften die Finnen mehr Handys als Samsung, Motorola, Sony Ericsson und LG zusammen. Trotz gesunkenen durchschnittlichen Verkaufspreises verdiente Nokia zuletzt mehr: Durch die großen Stückzahlen profitiert der finnische Konzern wie kaum ein Konkurrent von der kostengünstigen Massenproduktion.

Ein Stockholmer Analyst geht bei dem von Gartner errechneten Nokia-Weltmarktanteil von einer zu vorsichtigen Schätzung aus. „Wir sehen Nokia bei ungefähr 40 Prozent“, sagte er dem „Handelsblatt“. Die Schätzungen der Marktforscher sind relativ ungenau, da sie die gemeldeten Verkaufszahlen mit einer Prognose über den erwarteten Gesamtmarkt zusammen bringen. Im dritten Quartal beziffern die Gartner-Experten den globalen Handymarkt auf 289 Millionen verkaufter Geräte. Das sind 15 Prozent mehr als vor einem Jahr. Wegen des traditionell starken Weihnachtsgeschäfts rechnet Gartner bis zum Jahresende noch einmal mit einem Anstieg von zehn bis 15 Prozent.

Den mit 26 Prozent stärksten Zuwachs verzeichnete der asiatisch-pazifische Raum. In Westeuropa wurden 47,2 Millionen Geräte verkauft, ein Plus von knapp 15 Prozent.

Das im Sommer in den USA auf den Markt gebrachte iPhone des US-Konzerns Apple schaffte erstmals den Sprung in die Statistik: Die in den USA seit Ende Juni verkauften 1,4 Millionen iPhones reichten für 2,5 Prozent Marktanteil in den USA. In Europa dürfte es nach Meinung der Experten schwieriger werden, den etablierten Herstellern Marktanteile abzujagen.

Im kommenden Jahr wollen Hersteller mit Nokia an der Spitze verstärkt Handys mit Navigationssystemen anbieten. Nach Meinung von Analysten könnten die neuen Geräte die Kaufbereitschaft bei vielen Verbrauchern stimulieren.hst (HB)

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