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Nokia: Gewerkschaften streiten über weiteres Vorgehen

Eigentlich wollten die Gewerkschaften in Brüssel den Schulterschluss gegen Nokia proben. Sie einigten sich auf eine Erklärung - trotzdem kam es zum Eklat.

Über die Schließung des Bochumer Nokia-Werks ist ein Streit zwischen den europäischen Gewerkschaften entbrannt. Bei einem Krisentreffen am Mittwoch in Brüssel zeigten sich Vertreter der IG Metall "enttäuscht" über die mangelnde Solidarität ihrer finnischen Kollegen, wie die Betriebsratsvorsitzende von Nokia Bochum, Gisela Achenbach,  berichtete. Die deutschen Gewerkschafter verließen aus Protest den Raum. Die Finnen hätten nicht ausreichend Unterstützung signalisiert, bemängelte Achenbach.    Arbeitnehmervertreter aus acht Ländern verständigten sich auf eine gemeinsame Erklärung, wonach sie den Plänen des Handyherstellers "entschieden widersprechen". Nicht ausreichend ist dies nach Ansicht der Bochumer Nokia-Betriebsratschefin Gisela Achenbach, die einen Mangel an europäischer Solidarität beklagte.

Erklärung wedet sich gegen Vorgehen Nokias

Die deutschen Nokia-Beschäftigten wünschten die Unterstützung ihrer europäischen Kollegen. "Dies ist von den finnischen Kollegen nicht der Fall gewesen", sagte Achenbach. Der Generalsekretär des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes (EMB), Peter Scherrer, sagte: "Wir waren uns in den Zielen einig und sind das auch nach wie vor." Unterschiede gebe es vielleicht bei der Herangehensweise.

Der Vorsitzende des europäischen Betriebsrates von Nokia, Mika Paukkeri, sprach sich wie die deutschen Kollegen für einen Erhalt des Bochumer Werks aus: "Jeder will das", bekräftigte der Finne. Er sei bis zum dem Brüsseler Treffen allerdings nicht in die Gespräche eingebunden gewesen und habe deshalb zu wenig Informationen: "Die Ankündigung der Schließung ist derzeit ein deutsches Problem."

Die gemeinsame Erklärung wendet sich auch gegen die Art und Weise, wie der Nokia-Vorstand vorgegangen war. Die Gewerkschafter forderten das Management zu konstruktiven Gesprächen vor einer Sitzung des Nokia-Aufsichtsrats am 28. Februar auf. Der Beschluss droht nicht mit einem Streik, falls Nokia die Schließung dann bestätigen sollte. Der Nokia-Konzernbetreuer bei der IG Metall, Jürgen Ulber, hält aber einen Boykott-Aufruf für möglich.

Debatte über Wettbewerbsfähigkeit in Europa

Paukkeri meinte, alle Seiten müssten angehört werden, um zu einer guten Lösung zu kommen. "Das sind keine einfachen Fragen", sagte der Vorsitzende des sogenannten Euroforums der Arbeitnehmervertreter von Nokia. Er sitze in Finnland und könne dort nur mit den Nokia-Chefs diskutieren. "Ich habe viele Freunde in Bochum und bin natürlich traurig", sagte Paukkeri. Er hoffe, der Fall werde eine breite Debatte über die Wettbewerbsfähigkeit in Europa auslösen.

EMB-Generalsekretär Scherrer zeigte sich zuversichtlich, dass die gemeinsame Aktion der Gewerkschafter bei Nokia etwas bewegen könne. Dafür gebe es positive Beispiele. Airbus habe den angekündigten Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen abgeschwächt. Bei General Motors in Europa habe man eine europaweite Einigung erzielt, keine Fabrik zu schließen. An dem Treffen zu Nokia nahmen auch Gewerkschafter der Standorte in Ungarn und Rumänien teil. (dpa, AFP, nim)

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