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Wirtschaft: Nokia sieht keine Wende auf dem Handy-Markt

Der weltweit mit Abstand größte Handy-Hersteller, Nokia aus Finnland, geht von einem weiterhin schwachen Markt für Mobiltelefone in Europa aus. Damit haben die Finnen alle Hoffnungen auf eine schnelle Erholung des seit Monaten schwer angeschlagenen Telekommunikationsmarktes begraben.

Der weltweit mit Abstand größte Handy-Hersteller, Nokia aus Finnland, geht von einem weiterhin schwachen Markt für Mobiltelefone in Europa aus. Damit haben die Finnen alle Hoffnungen auf eine schnelle Erholung des seit Monaten schwer angeschlagenen Telekommunikationsmarktes begraben. Außerdem dämpfte Nokia Erwartungen, dass der dritte Mobilfunkstandard UMTS zügig eingeführt werden kann.

Der Nokia-Aktienkurs fiel am Dienstag nach der Analystenkonferenz innerhalb einer Stunde um bis zu sechs Prozent, erholte sich dann aber wieder leicht. Händler erklärten, nach dem kräftigen Kursgewinnen der Nokia-Aktie in den vergangenen Wochen habe es jetzt Gewinnmitnahmen gegeben. Seit den Anschlägen in USA hat der NokiaTitel um knapp 100 Prozent zugelegt. Die Kursgewinne vieler Technologiewerte wurden geschmälert. Teilweise drehten die Aktien in die Verlustzone.

Nokias Konzernchef Jorma Ollila hatte in New York erklärt, dass sich der Handy-Markt in den USA nach einem deutlich Rückgang Anfang des Jahres nun stabilisieren werde. Auf dem für viele Handy-Hersteller wichtigen europäischen Markt sei dagegen bislang keine Stabilisierung sichtbar. "Ich glaube nicht, dass wir eine Verbesserung in Europa in den kommenden neun Monaten sehen werden", sagte Ollila. Nokia rechnet für das laufende Jahr mit einem weltweiten Handy-Markt von insgesamt 380 Millionen Geräten und senkte damit die bisherige Prognose von 390 Millionen verkaufter Einheiten etwas. Für das Jahr 2002 sieht der finnische Branchenprimus eine Belebung des Marktes voraus und rechnet mit 420 bis 440 Millionen Handys. Davon werde Nokia besonders profitieren: "Im vierten Quartal 2002 werden wir unsere Marktanteile deutlich erhöhen", sagte Ollila.

Die ersten Telefone für den dritten Mobilfunkstandard UMTS will Nokia im zweiten Halbjahr 2002 ausliefern. Mit einem richtigen Durchbruch für die neue Technologie rechnet Nokia aber nicht vor 2003. Und auch dann soll der Umsatzanteil der UMTS-Handys bei Nokia nur rund 10 Prozent betragen. Der Nokia-Chef unterstrich, dass die Einführung des neuen multimediatauglichen Standards eine gewisse Zeit benötigen werde. Trotz der revidierten Prognosen rechnet Nokia für 2002 mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 15 Prozent. Spätestens im vierten Quartal kommenden Jahres erwarten die Finnen das zuvor stets avisierte Plus von 25 bis 35 Prozent.

Erst vor einer Woche hatte das Marktforschungsunternehmen Gartner Dataquest die momentane Schwäche des weltweiten Handymarktes bestätigt. Danach wurden im dritten Quartal dieses Jahres insgesamt rund 94 Millionen Mobiltelefone hergestellt. Das sind etwa zehn Prozent weniger als im gleichen Quartal des Boomjahres 2000, aber auch etwa zwei Millionen weniger als im zweiten Quartal des laufenden Jahres. Besonders schwach ist der Handymarkt zur Zeit in Europa. Hier hat es laut Gartner Dataquest im dritten Quartal sogar einen Rückgang um 20 Prozent gegeben. Gartner begründet diesen Rückgang neben der allgemeinen Konjunkturschwäche mit den Verspätungen bei der Einführung der neuen GPRS-Technologie.

Unter der Marktschwäche in Europa leiden vor allem Hersteller wie Siemens, die stark auf Europa konzentriert sind. Der Marktanteil von Siemens ist im dritten Quartal auf 7,2 Prozent gesunken, vor einem Jahr lag er noch bei 8,6 Prozent. Die Münchener rangieren jetzt nur noch auf dem fünften Rang der weltweit größten Hersteller, Ericsson und Samsung haben Siemens überholt. Siemens zweifelt diese Zahlen an und sieht sich vor Ericsson. Der Konzern bleibt im Unterschied zu Nokia bei seiner relativ optimistischen Markteinschätzung von 400 Millionen verkaufter Handys in 2001. Konkurrent Motorola rechnet sogar mit einem Absatz von 420 bis 460 Millionen Mobiltelefonen. Im gerade beendeten Geschäftsjahr 2000/01 verkaufte Siemens nur knapp 29 Millionen Mobiltelefone. Ursprünglich hatte der zuständige Vorstand Rudi Lamprecht 60 Millionen als Ziel vorgegeben.

gil, hst

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