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Wirtschaft: "Normale Jobs verschwinden"

Der Ökonom Johann Eekhoff über die Folgen des KombilohnsDer Kombilohn entzweit Ökonomen, Tarifpartner und Politiker.Ist er wirklich der Ausweg aus der Jobkrise?

Der Ökonom Johann Eekhoff über die Folgen des Kombilohns

Der Kombilohn entzweit Ökonomen, Tarifpartner und Politiker.Ist er wirklich der Ausweg aus der Jobkrise? Darüber sprach Ursula Weidenfeld mit dem Nationalökonomen und ehemaligen Staatssekretär Johann Eekhof.

TAGESSPIEGEL: Herr Professor Eekhoff, was kann der Kombilohn bewirken?

EEKHOFF: Er wird die Arbeit in den unteren Lohngruppen teurer machen.Zwar werden sich Gewerkschaften und Arbeitgeber wohl auf Lohnabschläge verständigen, wenn ein Dritter, nämlich der Staat, Geld zuschießt.Doch wird dadurch der normale Arbeitsmarkt für Schlechtqualifizierte, den jetzt noch allein die Unternehmen finanzieren, über kurz oder lang verschwinden.

TAGESSPIEGEL: Warum?

EEKHOFF: Weil der subventionierte Arbeitsmarkt den frei finanzierten kannibalisiert.Im Endeffekt wird die Abgabenlast steigen und es werden an anderer Stelle Arbeitsplätze verlorengehen, weil der Staat jeden einzelnen dieser Arbeitsplätze mitfinanziert.

TAGESSPIEGEL: Und wenn der Kombilohn wirklich nur für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger und nur befristet bezahlt wird?

EEKHOFF: Ist auch nichts gewonnen.Denn erstens werden dann Sozialhilfeempfänger und Langzeitarbeitslose vom Markt gegenüber gerade erst Entlassenen bevorzugt.Man kehrt also die bisherigen Verhältnisse um und verschlechtert die vergleichsweise guten Wiedereinstellungschancen für gerade erst Entlassene.Und zweitens wird man für viele derjenigen, die heute nicht arbeiten, den Lohn insgesamt erhöhen müssen, weil sie sich heute mit der Sozialhilfe besser stehen als mit einer Stelle im unteren Lohnbereich.Die werden sich die Rückkehr in den Erwerbsprozeß voll bezahlen lassen.

TAGESSPIEGEL: Was schlagen Sie vor?

EEKHOFF: Es wäre schon viel gewonnen, wenn diejenigen, die die Sozialhilfe bezahlen, jeden Empfänger, der aus der Arbeitslosigkeit in die Sozialhilfe gerutscht ist, zur Arbeit heranzögen.Es hat sich nämlich gezeigt, daß dann bis zu dreißig Prozent der Hilfeempfänger sich aus der Sozialhilfe abmelden: weil sie nicht mehr schwarz arbeiten können, weil sie dem Arbeitsmarkt gar nicht zur Verfügung stehen, oder weil sie sich um ihre Familie kümmern müssen.

TAGESSPIEGEL: Aber neue Stellen hat man damit noch nicht geschaffen.

EEKHOFF: Wer hofft, daß durch einen staatlichen Lohnkostenzuschuß für untere Lohngruppen wirkliche neue Beschäftigungsfelder für Langzeitarbeitslose entstehen, wird enttäuscht werden.Es werden die falschen Anreize gegeben, normale Arbeitsverhältnisse werden verschwinden.Wenn der Staat etwas für den Arbeitsmarkt tun will, dann muß er Arbeitsverhältnisse von Steuern und Abgaben entlasten.Keinesfalls darf er noch tiefer regulierend in den Arbeitsmarkt eingreifen.

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