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Wirtschaft: Norwegische Ölarbeiter streiken

Börsen sind beunruhigt/Noch keine Einschränkung der Versorgung

Berlin - In Norwegen, einem der wichtigsten Öllieferanten Deutschlands, wird seit Freitagmorgen gestreikt. Etwa 200 Arbeiter auf drei Ölplattformen hätten ihre Arbeit niedergelegt, sagte Leif Halvorsen, Sprecher des norwegischen Ölindustrieverbands OLF, dem Tagesspiegel. Der Produktionsausfall betrage beim Öl knapp 400000 Barrel (à 159 Liter) pro Tag. Bei der Gasförderung gebe es keine Einschränkung, weil es bei anderen Anlagen noch freie Kapazitäten gebe, die jetzt genutzt werden könnten. Beim Öl läuft die Produktion bereits am Anschlag. Es sei noch nicht absehbar, wann der Streik zu Ende sein könne, sagte der OLF-Sprecher. Es gebe keinen Termin für weitere Tarifverhandlungen.

An den Ölmärkten reagierten die Händler nervös auf die Meldung. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent stieg zunächst um mehr als 30 Cent auf rund 36,70 Dollar. Er fiel dann aber wieder etwas zurück, als gemeldet wurde, dass der Irak den Ölexport am Sonntag wieder aufnehmen will. Anschläge hatten wichtige Pipelines zwischenzeitlich lahm gelegt.

Norwegen ist einer der größten Ölproduzenten der Welt mit rund drei Millionen Barrel pro Tag. Deutschland deckt seinen Bedarf zurzeit zu 22 Prozent aus norwegischen Quellen. Dabei ist der Ölmarkt zurzeit zwar ausreichend versorgt, doch die Förderung läuft in den meisten Ländern bereits am Limit. Anfang Juni hatte sich die Lage etwas entspannt, weil die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ankündigte, ihre Förderung um zwei Millionen Barrel am Tag steigern zu wollen. Durch die norwegischen Streiks würde der positive Effekt nun abgeschwächt.

Die Sprecherin des deutschen Mineralölwirtschaftsverbands (MWV), Barbara Meyer-Bukow, sagte: „Im Moment beunruhigen mich die Streiks in Norwegen nicht. Die Versorgung unserer Raffinerien ist nicht eingeschränkt.“ Aber wenn die Streiks länger dauerten, müsse man genauer hinschauen.

Und eine Einigung ist nicht absehbar. „Zweitägige Verhandlungen haben kein Ergebnis gebracht“, sagte Ölverbandssprecher Halvorsen. „Es gibt keine konkreten Pläne für weitere Verhandlungen.“ Es sei unmöglich zu sagen, wie sich die Streiks entwickelten. Eine Ausdehnung auf weitere Förderanlagen sei nicht auszuschließen. In Norwegen gibt es drei Gewerkschaften in der Ölindustrie. Mit einer erreichte der Arbeitgeberverband OLF bereits eine Einigung. Die will OLF jetzt auch mit den beiden übrigen Gewerkschaften erzielen. „Wir brauchen gleiche Abmachungen in der Branche“, sagte Verbandssprecher Halvorsen. Die Arbeitnehmervertreter bestehen jedoch unter anderem darauf, dass Beschäftigte in der Ölindustrie früher in Rente gehen können.

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