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Wirtschaft: Notfall Krankenhaus: Rhön-Kliniken mit Pioniervorteil

Die Menschen werden immer reicher und älter, die Krankheiten immer komplexer und die Kommunen immer ärmer - vor diesem Hintergrund müsste der Markt für private Kliniken eigentlich boomen. Eine Studie der Unternehmensberatug Arthur Andersen scheint das zu bestätigen.

Die Menschen werden immer reicher und älter, die Krankheiten immer komplexer und die Kommunen immer ärmer - vor diesem Hintergrund müsste der Markt für private Kliniken eigentlich boomen. Eine Studie der Unternehmensberatug Arthur Andersen scheint das zu bestätigen. Danach wird sich die Zahl der privaten Kliniken bis 2015 auf über 600 fast verdoppeln - zu Lasten der öffentlichen Häuser. "Die privaten Träger werden die Gewinner im Markt sein, die öffentlich-rechtlichen Krankenhäuser die Verlierer", sagt Mitautor und Gesundheitsexperte Rudolf Boehlke.

Noch ist davon allerdings wenig zu spüren. Von den derzeit sieben börsennotierten Klinik-Unternehmen in Deutschland regt nur ein einziges die Fantasie der Anleger an: die Rhön-Klinikum AG. Der Krankenhaus-Konzern, seit 1989 als erster der Branche an der Börse notiert, ist heute das einzige Unternehmen, für das die Analysten Kaufempfehlungen aussprechen. Alle anderen dümpeln still vor sich hin - dazu gehören vor allem die Eifelhöhen-Klinik, die Reha- und Pfleunternehmen Maternus und Bonifatius und der Akutkrankenhaus-Betreiber Euromed. Andere Privatkliniken wie der Hamburger Rehabilitations- und Pflegeheimspezialist Marseille-Kliniken und der Pflegeheimbetreiber Refugium sind zwar bereits an der Börse notiert, bislang allerdings eher durch Affären aufgefallen denn durch eine positive Kursentwicklung.

Als Grund für den Erfolg des Rhön-Klinikums nennt Gunnar Cohrs von der Hamburger Berenberg Bank den Pioniervorteil. "Rhön war mit der Privatisierung einfach viel früher dran als andere und hat am meisten Erfahrung." Außerdem habe das Unternehmen, das heute 9200 Mitarbeiter beschäftigt und 21 Kliniken unterhält, viele Akquisitionen erfolgreich in den Konzern integriert und sei inzwischen im Gesamtmarkt etabliert. Innerhalb des privaten Marktes halte das Rhön-Klinikum einen Anteil von zwölf Prozent, im 100-Milliarden-Mark großen gesamten Krankenhausmarkt belaufe er sich auf gut ein Prozent. Damit ist es der größte private Anbieter in einem stark fragmentierten Umfeld. Eine Erklärung dafür hat Petra Meyer vom Bankhaus Sal. Oppenheim. "Krankenhäuser tun sich mit der Privatisierung sehr schwer", sagt sie. Viele akzeptierten das Konzept der privat geführten Klinikbetreiber nicht, das - wie bei den Rhön-Kliniken - einen radikalen Umbau der Häuser und Personalentlassungen mit sich bringe. "Veränderungen werden erst durch Druck entstehen", sagt Arthur Andersen-Experte Boehlke. Und der werde in den nächsten Jahren dramatisch zunehmen.

Größter Konkurrent der Rhön-Kliniken bei der Übernahme von Akutkrankenhäusern ist zurzeit die Helios GmbH, die im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Mark umgesetzt hat und mittlerweile 19 Kliniken unterhält. Weitere Wettbewerber sind die Sana Kliniken GmbH in München, mit einem Umsatz von 2,5 Milliarden und die Asklepios Kliniken GmbH in Wiesbaden. Ihr Umsatz wird auf eine Milliarde Mark geschätzt. Alle drei rechnet Berenberg-Analyst Cohrs zu den weiteren Börsenkandidaten. Ein weiteres Unternehmen, Mediclin, hat den Börsengang bereits angekündigt.

Maren Peters

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