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Wirtschaft: Novartis liebäugelt mit Übernahme von Hexal Pharmariese will Generika-Geschäft ausbauen

Frankfurt am Main Der Pharmakonzern Novartis erwägt offenbar eine Übernahme der Hexal AG. Dies erfuhr das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen.

Frankfurt am Main Der Pharmakonzern Novartis erwägt offenbar eine Übernahme der Hexal AG. Dies erfuhr das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen. Durch den Zusammenschluss würde Novartis seine Position im Generikamarkt stärken und außerdem die Konsolidierung der Branche vorantreiben. Branchenkenner gehen davon aus, dass Verhandlungen mit den beiden Hexal-Eignern Thomas und Andreas Strüngmann schon in Kürze erfolgreich abgeschlossen werden könnten. Allerdings seien noch viele Fragen offen – insbesondere der Kaufpreis, den Experten zwischen dem zwei- und dreifachen des Hexal-Umsatzes von zuletzt rund 1,3 Milliarden Euro sehen.

Zudem blieb unklar, inwieweit tatsächlich Exklusivverhandlungen zwischen beiden Unternehmen laufen. Hexal-Chef Thomas Strüngmann bestätigte lediglich, dass das Unternehmen über Veränderungen in der Gesellschafterstruktur nachdenke. Man prüfe derzeit alle Optionen. Eine Entscheidung sei aber „nicht aktuell“. Hexal hatte bereits vor zwei Jahren mit der Idee eines Börsengangs geliebäugelt, diese Pläne dann aber wieder verworfen. Ein Sprecher des in Basel ansässigen Novartis-Konzerns wollte zu den Spekulationen keine Stellung nehmen.

Zusammen mit seiner Tochter Sandoz ist Novartis hinter der israelischen Teva der zweitgrößte Anbieter patentfreier Nachahmer-Medikamente, so genannter Generika. Der Umsatz liegt bei rund drei Milliarden Dollar. In Deutschland ist Novartis als einziger großer Pharmahersteller stark im Generikageschäft engagiert. Allerdings hatte der Pharmakonzern zuletzt wenig Freude an dieser Sparte: Der Umsatz stagnierte 2004, während sich der operative Gewinn nahezu halbierte. Bereits im vergangenen Jahr machte Novartis-Chef Daniel Vasella Sandoz zur Chefsache und wechselte das Management aus. Als neuer Sandoz-Chef ist nun der Produktionsfachmann Andreas Rummelt bestrebt, die Fertigungsstrukturen der Gruppe auf Vordermann zu bringen – unterstützt vom Beraterunternehmen McKinsey.

Die expansive Hexal, so die Erwartung, könnte im Falle einer Übernahme zum neuen Kern der Novartis-Generikasparte werden. Zudem würden die Baseler auch ein erfahrenes Management mit übernehmen. Die Hexal-Eigner und Manager Thomas und Andreas Strüngmann sollen nach dem diskutierten Modell das fusionierte Unternehmen für etwa zwei Jahre leiten und die weit verzweigten Generika-Aktivitäten von Novartis integrieren und neu ausrichten.

Hexal gehörte in den vergangenen Jahren zu den am schnellsten wachsenden Generikafirmen und gilt in Deutschland als größter Anbieter vor Ratiopharm. Die meisten großen Pharmakonzerne hatten das Generikageschäft in den vergangenen Jahren weitgehend ignoriert und kleinen Spezialisten überlassen. Doch unter dem Eindruck der Kostenprobleme in vielen Gesundheitssystemen und wachsender Kritik an der Preispolitik von „Big Pharma“ bahnt sich ein Wandel an. Manager der Top-Unternehmen sehen zunehmend die Notwendigkeit, auch Billig-Medikamente anzubieten, um die hohen Preise innovativer Produkte zu rechtfertigen.

So kündigte vor wenigen Monaten auch Jean-Francois Dehecq, Chef der neu formierten Pharmagruppe Sanofi-Aventis, ein verstärktes Engagement bei Generika an. Sanofi-Aventis will dazu die Marke Wintrop wiederbeleben. Der Pharmariese Pfizer wiederum überraschte jüngst damit, dass er nach Patentablauf seines Schmerzmittels Neurontin eine eigene Generika-Variante auf den Markt brachte. Auch Abbott testet in Deutschland gerade eine Strategie, nach Patentablauf Preise sofort auf das Niveau von Generika zu senken, um so größere Marktanteile für die betroffenen Produkte zu gewinnen. Obwohl sich der Preiswettbewerb bei Generika in den vergangenen Jahren verschärft hat, gilt der Teilbereich des Pharmamarktes weiterhin als wachstumsstark. shf/HB

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