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Wirtschaft: Novartis schaltet sich in Übernahmekampf ein

Schweizer könnten mit dem Pharmakonzern Aventis zusammengehen – und ihm so gegen Sanofi helfen

Frankfurt (Main) (shf/HB). Der Schweizer Pharmakonzern Novartis denkt daran, in den Übernahmekampf zwischen den französischen Konkurrenten SanofiSynthélabo und Aventis einzugreifen. Novartis-Vorstandschef Daniel Vasella deutete am Donnerstag erstmals offiziell an, dass die Schweizer den durch die Sanofi-Übernahmepläne bedrohten Aventis-Konzern als so genannter „weißer Ritter“ unterstützen könnten. Vasella schloss aber auch die Übernahme von Sanofi nicht aus.

„Wir haben die Wirkung einer Kombination von Novartis und Sanofi sowie die einer Annäherung von Novartis und Aventis geprüft“, sagte der Novartis-Chef in einem Gespräch mit der Pariser Zeitung „Le Figaro“. Novartis habe „jetzt eine Vorstellung von der Attraktivität einer solchen Transaktion“. Seit Ende Februar wird darüber spekuliert, dass Novartis den Aventis-Konzern gegen die Sanofi-Attacke verteidigen könnte.

Aventis profitierte allerdings nicht nur von der öffentlichen Unterstützung durch Novartis. Der Pharmakonzern hat zusätzlich einen wichtigen Schritt zum Ausbau der Produktpalette vollzogen und die europäische Zulassung für das Diabetes-Medikament Exubera beantragt. Die Vermarktung dieses inhalierbaren Insulins, das Aventis und der US-Konzern Pfizer gemeinsam entwickeln, hatte sich in den vergangenen Jahren auf Grund von Sicherheitsbedenken immer wieder verzögert. Mit dem Antrag in Europa wachsen aus Sicht von Analysten nun die Aussichten, dass für dieses Schlüsselprodukt in absehbarer Zeit auch in den USA eine Genehmigung beantragt werden kann.

Das Vasella-Angebot und das neue Medikament bescherten der Aventis-Aktie gestern Nachmittag einen leichten Anstieg von knapp einem Prozent, während der Sanofi-Kurs weiter leicht nachgab. „Der Exubera-Antrag vermindert den Discount auf die Aventis-Pipeline und verbreitert damit den strategischen Spielraum“, sagte Peter Spengler von der DZ Bank zu der jüngsten Entwicklung im Übernahmekampf der beiden französischen Pharmakonzerne. Sanofi hatte Übernahmepläne für Aventis Ende Januar bekannt gegeben.

Unzufriedene Anleger

Der Abstand der Übernahmeofferte zum aktuellen Kurs von Aventis hat sich am Donnerstag im Tagesverlauf auf mehr als acht Prozent vergrößert. Dieser Abstand („spread“) gilt bei Analysten als klares Signal dafür, dass der Markt das Sanofi-Angebot von Ende Januar als unzureichend betrachtet. Sanofi bietet 0,83 eigene Aktien plus 11,50 Euro in bar pro Aventis-Aktie. Auf Basis des gestrigen Kurses entspricht das einem Wert von rund 57 Euro, während die Aventis-Aktie 61,75 Euro kostete.

Vorstand und Aufsichtsrat von Aventis lehnen einen Zusammenschluss mit dem deutlich kleineren Konkurrenten Sanofi als finanziell unattraktiv und als strategisch unsinnig ab. Das Management ist vom Aufsichtsrat aufgefordert worden, alle Alternativen zu prüfen, darunter auch den Zusammenschluss mit strategisch sinnvollen Partnern aus der Pharmabranche. Novartis wäre einer dieser möglichen Partner.

Dabei muss Aventis keine feindliche Übernahme durch Novartis befürchten. Novartis-Chef Vasella unterstrich in dem Figaro-Interview, dass er nur ein freundliches Übernahmevorhaben anstreben werde. Das betreffe ausdrücklich nicht nur Aventis, sondern auch Sanofi. Indirekt deutete er an, dass Aventis eine interessante Ergänzung für Novartis auf verschiedenen Gebieten bieten könne, so etwa bei Medikamenten gegen Krebs, Diabetes und Herzkrankheiten. Ob Novartis tatsächlich in das Geschehen eingreifen wird, gilt unter Experten noch als ungewiss. „In der Theorie erscheint die Kombination zwar durchaus rational“, meinte Andreas Theisen von der WestLB, „aber es dürfte schwer werden, die Novartis-Aktionäre von einem solchen Schritt zu überzeugen.“ Und vorrangiges Ziel von Aventis ist ohnehin der Erhalt der Selbstständigkeit.

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