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Offenbar hat der Geheimdienst Daten direkt von den Servern abgegriffen.

© dpa

NSA-Skandal: Wirtschaft empört über Spionage-Ausmaß

Das "schlägt dem Fass den Boden aus": Die deutsche Wirtschaft ist aufgebracht angesichts des Verdachts, dass die NSA Daten direkt von den Servern von Google und Yahoo abgegriffen hat. Die aktuelle Debatte habe nun eine neue Brisanz gewonnen.

Mit Empörung hat die deutsche Wirtschaft auf Berichte über das geheime Anzapfen von Datenverbindungen bei Google und Yahoo durch den US-Geheimdienst NSA reagiert. „Die Art und Weise, wie hier möglicherweise vorgegangen wurde, schlägt dem Fass den Boden aus“, sagte ein Sprecher von Google Deutschland dem Tagesspiegel. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbands Bitkom, sieht eine neue Brisanz in der aktuellen Debatte. Bereits seit längerem habe der Verband darauf aufmerksam gemacht, dass Angriffe auf die IT-Infrastruktur durch ausländische Geheimdienste eine reelle Gefahr sind. „Die IT-Anbieter unternehmen alles, um ihre Systeme so weit es geht wasserdicht zu machen“, sagte Rohleder. Allerdings rät Rohleder nicht zu einer grundsätzlichen Abkehr von Cloud-Diensten: „Cloud Computing ist Teil der Lösung, wenn es darum geht, die Sicherheit von Daten vor allem im Bereich der mittelständischen Wirtschaft zu verbessern.“

Mehr als 180 Millionen Datensätze

Bereits vor den Enthüllungen der „Washington Post“ war durch Dokumente des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden bekannt geworden, dass sich die Sicherheitsbehörden einen Zugang zu den Inhalten und Metadaten auf den Servern von Google und Yahoo über geheime gerichtliche Verfügungen verschaffen können. Auch mittels des Programms „Tempora“, mit dem der britische Geheimdienst GCHQ transatlantische Glasfaserkabel ausspioniert, sollen die Geheimdienste an Informationen gelangen. Neu ist, dass sich NSA und GCHQ offenbar auch einen direkten Zugriff auf Datenleitungen zwischen den Rechenzentren von Google und Yahoo verschafft haben. Binnen 30 Tagen seien mehr als 180 Millionen Datensätze abgezweigt worden, berichtete die „Washington Post“.

Die einzige Lösung: Verschlüsselung

Betroffen sind wohl nicht nur der Mail-Dienst von Google, sondern auch die Cloud- Dienste Google Docs, online gesicherte Fotos oder die von Google Maps ermittelten Orte und Routen.

Florian Glatzner vom Bundesverband der Verbraucherzentralen zieht daraus den Schluss: Die einzige Maßnahme, die die Vertraulichkeit einer E-Mail sichere, sei die direkte Verschlüsselung der E-Mail durch den Absender. Allerdings auch nur dann, wenn der Empfänger ebenfalls die entsprechende Verschlüsselungstechnik verwende. Glatzner warnt davor, jetzt nur auf die US-Provider zu blicken. Kabelsicherheit und Cloud-Anbieter in Europa seien eben genauso angreifbar.

Die Ergebnisse der von US-Präsident Barack Obama angeordneten Überprüfung der US-Geheimdienstaktivitäten soll bis Weihnachten vorliegen. Das sagte der neue US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson, dem Tagesspiegel. Das Ergebnis werde „Mitte Dezember“ präsentiert. Dann werde klar sein, ob und was eventuell geändert werde. Entschuldigen will sich der Botschafter allerdings nicht. „Entschuldigungen sind nur Worte“, sagte Emerson. Der wirkliche Beweis sei das tatsächliche Handeln, das werde „die Zusammenarbeit der nächsten drei, sechs, zwölf Monate“ zeigen. Zu den Vorwürfen wegen Spionage aus der Botschaft am Pariser Platz heraus wollte er sich nicht äußern.

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