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Nürnberger AEG-Werk: Electrolux und IG Metall brechen Verhandlungen ab

Die Verhandlungen um Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen für die Beschäftigten des AEG-Stammwerkes sind ergebnislos abgebrochen worden. Das vor der Schließung stehende Werk wird seit dem 20. Januar bestreikt.

Nach dem überraschenden Scheitern der Verhandlungen über die Schließung des Nürnberger AEG-Werks will die IG Metall nun doch einen Vermittler einschalten. Über einen entsprechenden Vorschlag solle die AEG-Tarifkommission an diesem Mittwoch entscheiden, sagte der bayerische IG Metall-Chef Werner Neugebauer. Zuvor war die siebte Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft und dem Electrolux-Konzern am Dienstag in Nürnberg ergebnislos abgebrochen worden. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, auf ihren Positionen zu verharren. Ein neuer Verhandlungstermin wurde nicht vereinbart.

Electrolux will das Nürnberger AEG-Hausgerätewerk mit 1700 Beschäftigten schließen. Die Belegschaft kämpft seit mehr als einem Monat mit einem Streik um einen Sozialtarifvertrag. Der Konzern habe sich in den Gesprächen nur im «Hundertstel-Bereich» bewegt, erklärte Neugebauer. Dieses Verhalten sei eine Zumutung. Man wolle nun ausloten, ob die Einschaltung eines Vermittlers ein Weg sei, die Positionen näher zusammen zu bringen. Eine bestimmte Persönlichkeit für diese Aufgabe habe man derzeit noch nicht im Auge. Erst am Montag hatte der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) einen Vorstoß für eine Vermittlung gemacht.

Die IG Metall hatte zuvor ihr ursprüngliches Forderungspaket von rund 400 Millionen Euro für Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen um gut zehn Prozent reduziert. Electrolux-Verhandlungsführer Horst Winkler nannte die Forderungen dennoch weltfremd. Nach Winklers Angaben hat der Konzern sein Angebot, das bislang rund 100 Millionen Euro umfasste, um 15 Prozent erhöht. Man habe «deutliche Schritte nach vorn» gemacht. Winkler zeigte sich enttäuscht vom Scheitern der Verhandlungen. Er sei bereit, weiterhin nach einem Kompromiss zu suchen.

Noch in der Verhandlungsrunde am Montag hatte es Anzeichen für eine Annäherung gegeben. Beide Seiten hatten die Gespräche als konstruktiv bezeichnet. Umso überraschender kam der Abbruch der Verhandlungen am Dienstagmittag. Kernpunkte waren weit auseinander gehende Vorstellungen über die Höhe der Abfindungen und die Dauer der Beschäftigungsgesellschaft. Neugebauer sagte, das Verhalten der Arbeitgeber sei unter «Betonfraktion» einzuordnen. «Ich habe keine Lust, mich bis Pfingsten in diesem Tempo weiter zu bewegen.» IG Metall-Streikleiter Jürgen Wechsler warnte vor einer «explosiven Stimmung» in der AEG-Belegschaft. «Eine Eskalation ist nicht auszuschließen.» (tso/dpa)

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