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Wirtschaft: Nummer zwei lebt

Der Softwarekonzern Microsoft wurde von Apple in den Schatten gestellt – und wächst dort stark weiter

Berlin - Während der kalifornische Apple-Konzern mit dem Verkauf seiner Software, Handys und Computer in diesem Jahr zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen aufgestiegen ist, ist es um Microsoft deutlich ruhiger geworden. Niemand warnt heute ernsthaft vor der Marktmacht der einst unangefochtenen Nummer eins auf dem Softwareweltmarkt. Kartellwächter und Datenschützer interessieren sich hauptsächlich für Apple und den deutlich kleineren Internetkonzern Google. Im Schatten von Apple aber wächst Microsoft weiter und macht sich bereit für die Zeit, in der es vielleicht nicht mehr so trendy ist, ein Apple-Produkt zu kaufen.

Im ersten Geschäftsquartal von Juli bis September hat Microsoft unterm Strich 5,7 Milliarden Dollar (4,1 Milliarden Euro) verdient. Das war kaum weniger, als Apple mit 6,6 Milliarden im gleichen Zeitraum verdiente, insofern können es langfristige Microsoft-Aktionäre verschmerzen, dass das Unternehmen aus Redmond bei Seattle den Titel als profitabelster Technologiekonzern der Welt abgeben musste. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vergleichsquartal um sieben Prozent auf 17,4 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro). „Wir sind gut ins neue Geschäftsjahr gestartet“, sagte Finanzchef Peter Klein in einer Telefonkonferenz in der Nacht zu Freitag deutscher Zeit. Man habe bei allen Produkten eine gestiegene Nachfrage der Kunden verbuchen können. Einige Aktionäre hatten auf ein noch besseres Abschneiden gehofft, der Kurs sank nachbörslich leicht.

Während sich Apple stark im Privatkundengschäft etabliert hat, stützt sich Microsoft verstärkt auf Firmenkunden, an die sich auch das bekannte Office-Paket richtet. Vor allem der Verkauf von Betriebssystemen für Server-Großrechner sei hervorragend gelaufen, hieß es.

Auch der Verkauf von Programmen und Diensten, auf die Kunden ausschließlich über das Internet zugreifen, habe kräftig angezogen. In dieses Geschäft mit dem sogenannten „Cloud-Computing“ ist Apple erst seit der Einführung seines neuen Betriebssystems vor einigen Wochen im großen Stil eingestiegen.

Während Apple Soft- und Hardware eng verzahnt und als Paket anbietet, konzentriert sich Microsoft auf die Software und geht dafür Kooperationen mit Hardwareherstellern ein – zuletzt mit dem immer noch größten, aber angeschlagenen, Handyhersteller Nokia. Dessen Smartphones sollen künftig auf Microsofts Betriebssystem Windows Phone laufen. „Mit Nokia, Samsung und anderen Geräten, die auf den Markt kommen, sind wir sicher, dass wir die Nummer drei unter den Smartphone-Systemen werden“, sagte Klein. Den Platz drei belegt derzeit noch das kanadische Unternehmen RIM mit seinem Blackberry-System hinter Googles Android und Apples iOS. Bei Blackberry war es in den vergangenen Wochen aber zu teils mehrtägigen technischen Ausfällen gekommen.

Den Markt für tastenlose Tablet-Computer, den Apple mit dem hauseigenen iPad erst geöffnet hat, will Microsoft mit einem optimierten Betriebssystem Windows 8 bedienen. Dieses soll allerdings erst im kommenden Jahr vorgestellt werden. Auf dem Markt für stationäre Computer und Notebooks hält Microsoft mit Windows weiterhin den größten Marktanteil, der aber seit Jahren stetig schrumpft. Insgesamt stieg der Umsatz der Windows-Sparte nur leicht um zwei Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn aus Windows sank leicht auf 3,3 Milliarden.

Verlustbringer war erneut das Onlinegeschäft mit der Suchmaschine Bing – immerhin stieg der Umsatz, und Microsoft konnte den Verlust von 558 Millionen auf 494 Millionen Dollar eindämmen. Microsoft hat sich mit dem Internetpionier Yahoo gegen den Platzhirsch Google verbündet und investiert riesige Summen in das Geschäft. Zuletzt kursierten Spekulationen, Microsoft könne die angeschlagene Internetfirma Yahoo übernehmen. Ein erster Versuch im Jahr 2008 war am Widerstand damaliger Yahoo-Manager gescheitert. mit dpa

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