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Wirtschaft: Nur die Großen haben noch Zuversicht

Mittelstand setzt kaum Hoffnung in das Jahr 2003– Unternehmen suchen Standorte im Ausland

Düsseldorf (dih/gil/wb/HB). Der deutsche Mittelstand steht vor einem weiteren harten Jahr. Zwei von drei Unternehmen mit 100 bis 500 Beschäftigten erwarten im Jahr 2003 stagnierende oder sogar sinkende Umsätze. Das ergab eine Umfrage des PsephosInstituts für Wahlforschung GmbH bei mehr als 800 deutschen Unternehmensführern im Rahmen des Handelsblatt Business-Monitors. Auch die Manager von Unternehmen mit 500 bis 5000 Beschäftigten erwarteten mehrheitlich einen allenfalls gleichbleibenden Umsatz. Deutlich optimistischer zeigten sich hingegen Lenker von Großunternehmen: Hier sagten 56 Prozent der Befragten ein Umsatzplus voraus.

Noch weitaus pessimistischer als die Lage des eigenen Unternehmens schätzten die Manager die Situation ihrer jeweiligen Branche ein. Nur 20 Prozent sagten insgesamt ein Umsatzwachstum voraus, und auch hier zeigten sich die Manager von Großunternehmen mit 37 Prozent weitaus zuversichtlicher als die Mittelständler. Besonders düster stellt sich die Lage der Bauwirtschaft dar: Nur zwei Prozent der Manager mögen an ein Wachstum der Branche glauben, zwei Drittel rechnen mit einem Umsatzrückgang um mehr als fünf Prozent. Entsprechend verhalten beurteilen die Unternehmensführer auch die volkswirtschaftlichen Aussichten. Nur 14 Prozent der Befragten glauben an ein Wirtschaftswachstum von mehr als einem Prozent. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) will hingegen an seiner Prognose von 1,5 Prozent Wachstum festhalten.

Viele Insolvenzen im Mittelstand

Die schlechte Lage des Mittelstandes bestätigt Roland Nolte von der IKB Deutsche Industriebank in Düsseldorf: „Ein Blick auf die Insolvenzstatistik zeigt, dass der Mittelstand überdurchschnittlich betroffen ist.“ Kleine Unternehmen hätten wenig Möglichkeiten, über das Exportgeschäft einen Ausgleich für die schwache Binnenkonjunktur zu erreichen. Besonders schlechte Aussichten sieht die IKB bei den Unternehmen des Handels und des Handwerks.

Die überwiegend mittelständischen deutschen Maschinenbauer gehen im wesentlichen mit den Erwartungen des Business Monitors konform. Nach einer Umfrage ihres Branchenverbands VDMA erwarten sie 2003 im Schnitt zwar einen Zuwachs der Inlandsproduktion von zwei Prozent. Doch die Wachstums-Hoffnung wird nur von 44 Prozent der Unternehmer getragen – 19 Prozent rechnen mit Stagnation, 37 Prozent sogar mit sinkender Produktion.

Die schlechte Wirtschaftslage und die Unzufriedenheit mit der Politik der deutschen Bundesregierung haben viele Unternehmen veranlasst, Investitionen eher im Ausland zu tätigen oder ganz zu streichen. Jeder dritte der befragten Manager gab an, sein Unternehmen habe Investitionen gestrichen, acht Prozent haben sie ins Ausland verlagert und neun Prozent haben beides getan. Den Großunternehmen fiel der Schritt ins Ausland leichter: 30 Prozent bekennen sich dazu.

Diesen Trend der Verlagerung der Investitionen bestätigt Gotthard Graß, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Während früher vor allem die Großunternehmen Investitionen verlagert hätten, suchten jetzt auch Mittelständler den Weg in günstige Auslandsstandorte. Hier sieht Graß mittlerweile vor allem Mittel- und Osteuropa als attraktiven Standort. Ein komplettes Streichen der Investitionen sieht er weniger, eher würden die Investitionen zeitlich gestreckt.

Investitionen gehen ins Ausland

Beim Maschinenbau hat nach Angaben des VDMA rund ein Viertel der Unternehmen bereits in den vergangenen drei Jahren Teile der Produktion ins Ausland verlagert, in diesem Jahr haben etwa 54 Prozent solche Absichten. Gut ein Drittel davon wiederum werden Firmen ausmachen, die den Schritt ins Ausland zum ersten Mal wagen.

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