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Wirtschaft: Nur wenig Airlines nutzen die neue Freiheit

Ein Jahr nach der Luftverkehrsliberalisierung sind neue Anbieter noch rar / Allianzen bevorzugt DÜSSELDORF (kol/HB).Die Air France war fix.

Ein Jahr nach der Luftverkehrsliberalisierung sind neue Anbieter noch rar / Allianzen bevorzugt DÜSSELDORF (kol/HB).Die Air France war fix.Pünktlich zur vollständigen Liberalisierung des Luftverkehrs in Europa am 1.April 1997 verkündete sie den Einstieg in den innerdeutschen Flugverkehr.Doch statt selber eine innerdeutsche Strecke zu bedienen, belegte sie zehn Plätze in der Eurowingmaschine von Frankfurt nach Berlin und bot die Verbindung im sogenannten Code-sharing mit der Regionalfluggesellschaft an.Doch mittlerweile stellte sich bei der französischen Fluggesellschaft Ernüchterung ein.Nach gerade einem Jahr steigt sie aus der Streckenkooperation wieder aus - "aus wirtschaftlichen Gründen", wie es heißt. Das Beispiel ist symptomatisch für die Bilanz der Luftverkehrsliberalisierung ein Jahr nach der vollständigen Deregulierung der Flugmärkte in Europa.Am 1.April vergangenen Jahres war die letzte Hürde gefallen: Jede Fluggesellschaft aus einem Land der EU darf seitdem in jedem anderen Mitgliedsland ohne Beschränkung jede Strecke fliegen.Doch nur wenige Airlines nutzen diese Freiheit bisher, die meisten geben Kooperationen und Allianzen den Vorzug.Und für viele hat sich der Ausflug in den Wettbewerb nicht gelohnt. Ein gutes Beispiel ist die Strecke von Frankfurt nach München.Die Deutsche BA, die als Gesellschaft mit damals noch deutschen Eigentümern der Lufthansa schon vor dem 1.April innerdeutsche Konkurrenz gemacht hatte, richtete im November vergangenen Jahres einen Dienst auf dieser Strecke ein.Vorbei war es mit dem Lufthansa-Monopol auf einer der wichtigsten deutschen Routen, die Liberalisierung schien Früchte zu tragen. Doch es kam anders.Nach einem mörderischen Preiskrieg mit dem Platzhirsch Lufthansa muß jetzt die Deutsche BA ihre Flüge aus der hessischen Bankenmetropole in die bayerische Hauptstadt wieder einstellen.Die Auslastung lag bei nur rund 20 Prozent, der Verlust war nicht mehr zu tragen.Nun hat die Lufthansa ihr Monopol wieder. Der Dumme ist der Reisende, der auf eine größere Auswahl bei den Verbindungen, auf neue Billiganbieter und sinkende Flugpreise gehofft hatte.Die Übersicht über die Flugtarife, die der Reisedienstleister American Express vierteljährlich veröffentlicht, zeigt es deutlich: Ein Rückgang der Flugpreise in Europa ist nicht zu beobachten.Allenfalls bei den Sondertarifen für Urlauber gibt es mehr und mehr Schnäppchen.Der Geschäftsreisende jedoch zahlt die Zeche: "Die für Business Traveler wichtigen voll flexiblen Economy-Tarife und Business-Tarife sind hoch geblieben", erläutert Kyle Davis, Vice President bei American Express. Und mutige neue Anbieter sind rar."Die Chancen für Marktneulinge sind gering", hatte Olaf Dlugi, Geschäftsführer der bayerischen Regionalgesellschaft Augsburg Airlines vor einem Jahr prophezeit."Die Anlaufkosten für eine neue Strecke sind einfach zu hoch." Er sollte recht behalten. Der einzige Hoffnungsträger unter den ausländischen Niedrigpreis-Airlines in Deutschland ist immer noch die Fluggesellschaft Debonair.Als ersten zögerlichen Versuch hatte die britische Airline ihren Flug von London nach Mönchengladbach bis nach München verlängert.Nach der völligen Freigabe des deutschen Marktes geht sie nun daran, ihr innerdeutsches Netz Stück für Stück auszuweiten.Die Verbindung Mönchengladbach-Hamburg ist bereits dazugekommen, Flüge nach Berlin sind in der Planung."Wir wollen vorwiegend auf dem deutschen Markt expandieren", erklärt Debonair-Chef Franco Mancassola selbstbewußt. Während Debonair Flüge zu Billigstpreisen und mit minimalem Service anbietet, hat die französische Regionalfluggesellschaft Regional Airlines eine ganz andere Nische im deutschen Markt gefunden.Statt die etablierten Anbieter bei den Tarifen zu unterbieten, bietet sie gezielt auf wenig frequentierten Strecken ein hochklassiges Produkt für Geschäftsreisende an.Kommende Woche wird sie eine Verbindung von Stuttgart nach Mönchengladbach einrichten, nachdem sie bereits über eine Verbindung von Düsseldorf nach Clermont-Ferrand ihr noch kleines deutsches mit dem französischen Netz verbunden hat. Verschärft hat sich der Wettbewerb so hauptsächlich auf Nebenstrecken.Kleine Fluggesellschaften versuchen, im Schatten der großen ihre lukrative Nische zu finden - wohl wissend, daß sie eine direkte Konfrontation mit den etablierten Anbietern mangels finanzieller Masse kaum durchhalten können. Die großen europäischen Fluggesellschaften dagegen handeln nach dem Motto: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.Von dem nicht sonderlich erfolgreichen Versuch der British Airways, mit ihrer Tochter Deutsche BA der Lufthansa in Deutschland das Leben schwer zu machen, abgesehen, flüchten die Gesellschaften sich im Gegenteil eher in Kooperationen.Jüngstes Beispiel ist die Swissair, die gemeinsam mit Sabena, Austrian Airlines, AOM, TAP Air Portugal und Turkish Airlines vor zwei Tagen die Allianz "Qualiflyer Group" gegründet hat.

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