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Nutzfahrzeugbranche: Vier Rekordjahre in Folge

Dank voller Auftragsbücher werden deutsche Nutzfahrzeughersteller 2008 noch einmal Rekorde einfahren. Der wirtschaftliche Abschwung wird 2009 allerdings nach vier Rekordjahren die Nachfrage nach schweren Lkws und Transportern bremsen. Auch die Finanzkrise könnte das Geschäft beeinträchtigen.

„Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Krise sind noch nicht absehbar“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am Donnerstag in Berlin. „Mit einer sanften Landung wären wir nicht unzufrieden.“

Die Zahl der von deutschen Herstellern im Inland produzierten schweren Lkws und Transporter werde 2008 bei 520 000 Fahrzeugen liegen, prognostiziert der VDA. 2007 waren es 504 000. Zählt man die in ausländischen Werken gefertigten Fahrzeuge deutscher Marken hinzu – die Inlandsproduktion macht weniger als die Hälfte aus –, sollen mehr als 1,2 Millionen Fahrzeuge vom Band laufen.

Auf der in der kommenden Woche beginnenden IAA Nutzfahrzeuge in Hannover (25. September bis 2. Oktober) will sich die Branche als umweltfreundlicher Innovationstreiber präsentieren. Als Beispiele nannte Wissmann optimierte Motoren, die weniger verbrauchen und weniger CO2 und Rußpartikel ausstoßen, alternative Antriebstechnologien und verbesserte Aerodynamik und Reifentechnik.

Die Zahl der IAA-Aussteller sei sprunghaft um ein Drittel auf 2066 gestiegen, die Ausstellungsfläche habe zweistellig zugelegt. Die IAA Nutzfahrzeuge starte „mit einem Innovationsfeuerwerk von 258 Weltpremieren“, sagte der VDA-Präsident. Dabei seien die Rahmenbedingungen – Spritpreise, Konjunktur, Mauterhöhung – durchaus problematisch. Mit Blick auf die zum 1. Januar 2009 geplante Mauterhöhung bekräftigte Wissmann die Kritik des Verbandes an der Verwendung der vom Bund erwarteten Mehreinnahmen in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro. Nur 700 Millionen Euro sollten nach dem Haushaltsentwurf für 2009 in den Ausbau der Verkehrswege fließen – mindestens die Hälfte diene dazu, Haushaltslöcher zu stopfen. Dies sei angesichts des Investitionsbedarfs inakzeptabel, sagte Wissmann. „Wir brauchen einen systematischen Ausbau und Pflege des bestehenden Straßennetzes.“ Mit den im Etatentwurf vorgesehenen zehn Milliarden Euro für Verkehrswegeinvestitionen liege das Budget auf dem Niveau von vor zehn Jahren. „Damit kann ein Drittel weniger gebaut werden“, sagte Wissmann.

Für die Kunden der Nutzfahrzeughersteller seien niedrige Verbrauchswerte in Zeiten teuren Öls „nahezu alles“. Bei Fernverkehrs-Lkws sei der Kraftstoffverbrauch in den vergangenen 30 Jahren um rund 30 Prozent gesenkt worden. Im Testversuch sei es einem Hersteller unlängst gelungen die „magische Marke“ von 20 Litern auf 100 Kilometern mit einem schweren Lkw zu unterschreiten. Auch bei der CO2-Reduzierung hätten die Hersteller Fortschritte gemacht. Auch auf Drängen des Verbandes sei die Abgasstufe Euro VI weitgehend definiert. Damit könnten die Emissionen von Nutzfahrzeugen zum Beispiel für Stickoxide gegenüber 1990 um bis zu 97 Prozent gesenkt werden.

Wissmann zufolge zeigen die CO2-Anstrengungen im Pkw-Bereich Wirkung bei den Verbrauchern. Bis einschließlich August sei der Verkauf von Autos mit einem CO2-Ausstoß bis 120 Gramm je Kilometer um 77 Prozent gestiegen. Deutsche Hersteller hätten den Kohlendioxidausstoß 2008 im Schnitt um 3,4 Prozent reduziert – japanische Produzenten nur um 1,6 Prozent, französische um 1,9 Prozent.

Umweltverbände forderten gleichwohl am Donnerstag Regierung und EU auf, die Klimaschutzmaßnahmen zu verschärfen. Beim Spritrückgang und bei der Festlegung niedrigerer Grenzwerte für den Kohlendioxidausstoß sollten sie „nicht länger vor den Interessen der Autolobby einknicken“, forderten der Verkehrsclub Deutschland, die Deutsche Umwelthilfe und Greenpeace in Berlin. „Das wäre ein Desaster für den Klimaschutz.“ Die Senkung des Ausstoßes für alle Neufahrzeuge erst von 2015 an bedeute einen dreijährigen Aufschub, ohne dass die Industrie in dieser Zeit viel tun müsse, um die Abgasemissionen herunterzubringen. Ziel in der EU ist ein Rückgang auf 120 Gramm CO2 je Kilometer für Neuwagen. Der Grenzwert bezieht sich auf den europäischen Flottendurchschnitt.

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