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Nutzfahrzeuge: MAN offen für Lkw-Allianz

Im europäischen Lkw-Poker stehen die beteiligten Unternehmen vor einem neuen Anlauf für einen Zusammenschluss. VW-Chef Martin Winterkorn übernahm den Aufsichtsratsvorsitz beim schwedischen Lastwagenhersteller Scania.

München/Södertälje - Die Wolfsburger wollen Scania mit dem deutschen Konkurrenten MAN und den eigenen brasilianischen Lkw-Aktivitäten zusammenbringen. Winterkorn folgt seinem Vorgänger Bernd Pischetsrieder an der Scania-Spitze des Scania-Kontrollgremiums nach. Als größter Aktionär von MAN und Scania hält VW die Fäden in der Hand. Bei der Hauptversammlung von MAN am 10. Mai wollen die Wolfsburger ihren Einfluss noch ausbauen und die Zahl ihrer Vertreter im MAN-Aufsichtsrat von bisher einem auf drei aufstocken.

MAN geht unterdessen nach einem guten Jahresstart mit ehrgeizigeren Zielen in die weiteren Gespräche um die Lkw-Allianz. "Die MAN Gruppe bleibt auf der Erfolgsspur", erklärte Konzernchef Hakan Samuelsson in München und schraubte die Jahresprognosen in die Höhe. Beim seit Jahren anhaltenden Lastwagen-Boom sei kein Ende in Sicht. Mit neuen Gesprächen über den geplanten Zusammenschluss mit Scania und den Lkw-Aktivitäten von VW rechnet Samuelsson nach der MAN-Hauptversammlung. Einen genauen Zeitplan gebe es zwar nicht, erklärte der MAN-Chef, ergänzte aber: "Meine Erwartung ist, dass wir noch in diesem Jahr etwas Genaues sagen können."

MAN bleibt gelassen

Bei den Gesprächen sehe sich MAN nicht unter Druck, erklärte Samuelsson, machte aber zugleich deutlich: "Wir haben nicht unendlich viel Zeit. Es liegt auch im Interesse aller drei Parteien, Klarheit zu schaffen - so schnell wie möglich." Man sei weiterhin offen für eine starke Kooperation mit Scania. Dabei gehe es darum, "mit Respekt von beiden Seiten etwas Besseres gemeinsam zu schaffen". Die Auseinandersetzung um die schließlich gescheiterte milliardenschwere Übernahmeofferte von MAN für Scania hatte zuvor in "Blitzkrieg"- Vorwürfen der Schweden gegen Samuelsson gegipfelt.

Im MAN-Aufsichtsrat soll der mächtige VW-Chefkontrolleur Ferdinand Piëch den Vorsitz anstreben und sich laut einem Magazin-Bericht dafür bereits die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter in dem Kontrollgremium gesichert haben. Samuelsson wollte sich dazu am Donnerstag nicht äußern. Er habe keine entsprechenden Informationen, sagte er lediglich. Gegen die Pläne von VW hatten Aktionärsschützer bereits Widerstand angemeldet.

Scania-Vertreter halten sich zurück

Vertreter von Scania und dessen größtem schwedischen Eigner Investor hatten kurz vor der Wahl Winterkorns zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden erklärt, man werde sich vorerst nicht zu eigenen Zukunftsplänen mit Blick auf VW und MAN äußern. Nach offiziell nicht bestätigten Medienberichten soll die schwedische Seite bei den vertraulichen Gesprächen mit beiden deutschen Beteiligten eine Bestandsgarantie für alle Arbeitsplätze bei Scania sowie den Verbleib des Hauptsitzes in Södertälje verlangen.

MAN will unterdessen den Schwung aus den ersten drei Monaten ins laufende Jahr mitnehmen. Der Umsatz von 13 Milliarden Euro im vergangenen Jahr solle 2007 um rund 10 Prozent zulegen. Bisher hatte das Unternehmen einen Erlösanstieg um mindestens fünf Prozent erwartet. Das operative Ergebnis von 1,1 Milliarden Euro solle 2007 überproportional steigen. Für die Umsatzrendite peilt MAN im Gesamtjahr einen Wert von 9,6 Prozent an, nach 8,5 Prozent im vergangenen Jahr. Im ersten Quartal konnte MAN bei einem Umsatz von 3,3 Milliarden (Vorjahr: 2,9 Mrd) Euro sein operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut die Hälfte auf 318 Millionen Euro verbessern. Unter dem Strich kletterte der Gewinn von 154 Millionen auf 228 Millionen Euro. Der Auftragseingang verbesserte sich vor allem dank der anhaltend starken Nachfrage nach Lastwagen und Schiffs-Dieselmotoren um 23 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Auch im April habe die gute Entwicklung der ersten drei Monate angehalten, sagte Samuelsson. (tso/dpa)

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