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Nycomed: Pille gegen Raucherlunge kommt aus Oranienburg

Nycomed stellt sein neues Medikament gegen die Raucherlunge vor. Die Hoffnung ist groß – und ein Börsengang geplant.

Oranienburg - Sie sieht aus wie eine riesige Waschmaschine, doch in ihr drehen sich keine Kleider. Stattdessen werden in dem Gerät im Nycomed-Werk in Oranienburg 150 Kilogramm Tabletten gelb überzogen und getrocknet, bevor sie auf einem Band sortiert, versiegelt und verpackt werden. Die dreieckigen gelben Pillen sind der neue Hoffnungsträger des Schweizer Pharmaunternehmens Nycomed – und auch für dessen Standort in Oranienburg nördlich von Berlin.

Daxas heißt das Mittel, das Nycomed im Oranienburger Werk mit 448 Mitarbeitern produziert. Es soll bei Menschen mit schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), auch Raucherlunge genannt, entzündungshemmend wirken und das Lungenvolumen der Patienten erhöhen, damit sie besser atmen können. In Deutschland sind nach Angaben des Unternehmens mehr als sechs Millionen Menschen an COPD erkrankt, rund 730 000 leiden an der schweren Form, auf die das Medikament abzielt. „Daxas ist das erste Mittel, das nicht nur die Symptome der Krankheit bekämpft, sondern auch die Ursachen angeht. Wir haben damit eine neue Wirkstoffklasse entwickelt“, sagt Geschäftsführer Stefan Brinkmann. Daxas, das zuerst in Deutschland auf den Markt kommt, soll das Fortschreiten der Lungenkrankheit verlangsamen. Auch etwa in Großbritannien und Kanada ist noch dieses Jahr die Markteinführung geplant, 2011 sollen 28 weitere Länder wie die USA, Brasilien und Spanien folgen.

In Oranienburg ist die Daxas-Produktion schon im März angelaufen. Mittelfristig sollen hier pro Jahr bis zu einer Milliarde dieser Tabletten vom Band laufen. Oranienburg wird der einzige Standort von Nycomed sein, der Daxas herstellt. Entwickelt wurde die gelbe Pille im Werk in Konstanz. Der Standort in Oranienburg ist spezialisiert auf Tabletten und Kapseln. Ohne Daxas werden schon jetzt pro Jahr mehr als fünf Milliarden Tabletten hergestellt und weltweit vermarktet, unter anderem Pantoprazol, ein Mittel gegen Magen- und Darmgeschwüre. Bereits im vergangenen Jahr wurden 60 neue Stellen in dem Werk geschaffen, 2011 könnten die Zahl der Beschäftigten auf 480 steigen.

Für Daxas sieht der Konzern, der weltweit rund 12 000 Mitarbeiter beschäftigt und im vergangenen Jahr 3,2 Milliarden Euro Umsatz machte, großes Potenzial. „Wir rechnen in Deutschland mittelfristig mit Umsätzen im dreistelligen Millionenbereich“, sagte Brinkmann. Weltweit erhofft sich Nycomed sogar noch mehr von seinem neuen Mittel. „Daxas könnte ein sogenannter Blockbuster mit einem mittelfristigen weltweiten Umsatzpotenzial von mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr werden“, sagte Brinkmann. In Deutschland sterben jährlich etwa 22 000 Menschen an COPD. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass die Zahl der Todesfälle durch die Krankheit weltweit in den nächsten zehn Jahren um 30 Prozent zunehmen könnte.

Nycomed würde ein Erfolg mit Daxas gut passen, denn das Unternehmen plant einen Börsengang. Noch gebe es dafür aber kein Zeitfenster, sagte eine Sprecherin des Konzerns. Jahel Mielke

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