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Wirtschaft: Ökobauern geht es besser

Deutscher Bauernverband stellt Jahresbericht vor / Landwirte trotz Gewinnrückgangs optimistisch

Berlin - Trotz sinkender Gewinne sind die deutschen Landwirte zuversichtlich wie lange nicht mehr. „Der Export von deutschen Agrargütern boomt“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV) Gerd Sonnleitner am Mittwoch bei der Vorstellung des aktuellen Jahresberichts. Weltweit steige die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln. Deutsche Exportschlager sind Milcherzeugnisse wie Edelkäse und Fleisch- und Ölsaatprodukte.

Der Bauernverband rechnet für das laufende Jahr mit einem Anstieg deutscher Agrarexporte um zehn Prozent – auf 40 Milliarden Euro. Sonnleitner sprach von einer „regelrechten Aufbruchsstimmung unter den Landwirten. Und dies gelte auch für den Markt für nachwachsende Rohstoffe. So ist Deutschland bereits heute der größte Produzent von Biodiesel. Für Bio-Ethanol, das aus Zuckerrüben und Getreide gewonnen wird, und für andere alternative Rohstoffe sieht der DBV weiterhin Wachstumspotenzial. „Wenn ich wechseln kann von Milch auf Biogasanlage, kann ich sicherer in die Zukunft blicken und bleibe in der Landwirtschaft“, sagte der Präsident des DBV.

Trotz dieser positiven Entwicklungen hätten die Landwirte letztlich weniger Geld für Lebensunterhalt und Investitionen zur Verfügung. „Mit einem durchschnittlichen Bruttoeinkommen eines selbstständigen Landwirts von 1900 Euro sind wir alles andere als zufrieden“, sagte Sonnleitner. Auch bei den Unternehmensergebnissen von durchschnittlich 31700 Euro sei ein Rückgang von knapp drei Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Der Grund: Landwirte müssen mehr für Treibstoffe und Energie berappen, zudem erzielten Milch und Getreide geringere Erlöse.

Ganz anders die Situation bei den Biobauern: Hier wuchsen die durchschnittlichen Betriebseinnahmen um knapp zehn Prozent auf 44 200 Euro. Allerdings fallen die Prämien für den ökologischen Landbau höher aus als bei den konventionellen Betrieben. Dies will Sonnleitner jedoch nicht als Plädoyer für eine Rückkehr zu mehr Subventionen verstanden wissen: Seit der EU–Agrarreform 2003 zieht sich der Staat zunehmend zurück, „die Butterberge und Milchseen der neunziger Jahre gehören der Vergangenheit an“, so Sonnleitner. Die deutschen Landwirte würden insbesondere im Export von einem Mehr an Wettbewerb profitieren.

Kaum einen Einfluss auf das Jahresergebnis hatten die Ernteausfälle durch den ungewöhnlich trockenen Sommer. „Teilweise mussten die höheren Rohstoffpreise für Kartoffeln und Getreide an die Verbraucher weitergegeben werden“, erklärte Sabine Eichner Lisboa von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Laut Bauernverband haben hohe Erzeugerpreise bei Schweinen und Rindern die Verluste beim Getreide wieder wettgemacht. Die Gammelfleischskandale im laufenden Jahr seien zwar ärgerlich, weil sie ein schlechtes Licht auf die unbeteiligten Landwirte werfen, betonte Sonnleitner. Auf die Bilanz hatten sie aber kaum Auswirkungen. Statt auf Fleisch zu verzichten, hätten Verbraucher verstärkt hochwertige Produkte nachgefragt.

Alexander Heinrich

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