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Wirtschaft: Ökofonds: Sonne, Wind und Wasser treiben Aktienkurse nach oben

Wer im vergangenen Jahr sein Geld in Wind, Wasser oder Sonne investierte, hatte seine wahre Freude. Anders als beispielsweise Telekom- oder Internetwerte entwickelten sich die Kurse von Umwelttechnologie-Aktien erfreulich.

Wer im vergangenen Jahr sein Geld in Wind, Wasser oder Sonne investierte, hatte seine wahre Freude. Anders als beispielsweise Telekom- oder Internetwerte entwickelten sich die Kurse von Umwelttechnologie-Aktien erfreulich. Langfristig sind Analysten noch immer positiv für diese Branche gestimmt. Insbesondere Anlagen in alternative Energieerzeuger haben sich ausgezahlt.

Der Focus GT-Umwelttechnologiefonds von Invesco, der seinen Schwerpunkt auf Unternehmen wie Vestas, Astropower, Solarworld oder Wedeco legt, brachte es im vergangenen Jahr auf einen Wertzuwachs von mehr als 80 Prozent. Im Schnitt erzielten die hierzulande 18 Ökofonds nach Angaben des Ökozentrums Nordrhein-Westfalen 24 Prozent in den ersten drei Quartalen 2000. Der Mittelzufluss in entsprechende Fonds sei innerhalb von zwei Jahren um das 36-fache gestiegen. Focus-Fondsmanagerin Helene Korczok-Nestorov hat 40 Prozent des Fondsvermögens von derzeit 60 Millionen Mark - Anfang 2000 waren es noch 3,3 Millionen - in Unternehmen der alternativen Energieerzeugung gesteckt. Zwölf Prozent fließen in die Wasserversorgung und etwa zehn Prozent in Hersteller von Windturbinen wie beispielsweise den dänischen Betreiber von Windkraftanlagen Vestas.

"Der Wasseraufbereiter Wedeco und Vestas waren unter anderem meine Performancebringer - gerade letztere haben natürlich auch vom hohen Ölpreis im Herbst profitiert", sagt Korczok-Nestorov. An ihrer erfolgreichen Anlagestrategie will sie auch in diesem Jahr nichts ändern, das Interesse an grünen Anlageformen sei hoch.

Allein der Markt für Windenergie dürfte ihrer Ansicht nach um 20 bis 30 Prozent in den kommenden zehn Jahren wachsen. "Es ist schließlich gewollt, die alternativen Energielieferanten auf europäischer Ebene zu fördern", erklärt die Fondsmanagerin, "damit stimmen die politischen Rahmenbedingungen." Im April vergangenen Jahres ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft getreten, das den Erzeugern von Strom aus regenerativen Quellen feste Einspeisungspreise zusichert: 17,8 Pfennig pro Kilowattstunde aus Wind, 99 Pfennig pro Kilowattstunde aus Solarenergie. "Damit haben die Stromanbieter eine verlässliche Abnahmegarantie", erklärt Stephan Wulf, Analyst für Energieversorger bei M.M. Warburg. Die Europäische Union (EU) will bis 2010 den Anteil der regenerativen Energieerzeugung verdoppeln, zwölf Prozent des gesamten Energieverbrauchs soll dann durch derartige Quellen gedeckt werden. Auch Wulf sieht daher gute Chancen für die Branche: Der Weltenergiebedarf werde unbestritten steigen, auf der anderen Seite habe die Kernenergie Akzeptanzprobleme, fossile Energieträger seien begrenzt. "Auch wenn sich die Anleger in diesem Jahr wieder mehr für Internet- und Telekommunikationsaktien interessieren sollten, Anlagen in umweltfreundliche Technologien werden sich langfristig auszahlen", ist sich Korczok-Nestorov von Invesco sicher.

Die Umwelttechnik-Branche birgt jedoch auch Risiken. Die Unternehmen sind oft klein und werden mit geringen Umsätzen gehandelt, so dass schon kleinere Kauf- oder Verkaufsaufträge für größere Kursschwankungen sorgen. Aufgrund teilweise noch junger Technologien seien technische Risiken nicht ganz auszuschließen, sagt Karin Meibeyer, Analystin bei der NordLB. Zudem hingen alternative Energieerzeuger stark von legislativen Rahmenbedingungen ab, aus sich heraus arbeiteten viele noch nicht wirtschaftlich, fügt Analyst Wulf hinzu. In diesem Zusammenhang verweist er auf ein laufendes Verfahren bei der EU, in dem geprüft wird, ob das Stromeinspeisungsgesetz - der Vorgänger des EEG - den Tatbestand der unerlaubten Subventionierung erfüllt.

Ein weiterer Knackpunkt: Die Aktien von Umwelttechnik-Anbietern sind verglichen mit Werten der "Old Economy" relativ teuer, denn hinter einer starken Nachfrage nach diesen Werten stehe laut Wulf nur ein vergleichsweise geringes Angebot. "Im Schnitt ist diese Branche auf Basis der erwarteten Gewinne für 2002 ungefähr mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 32 bewertet", sagt Wulf.

pga

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