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Wirtschaft: Ökologische Investitionen: "Grüne Stars" an der Börse

Etwa 40 Jahre alt, mit Hochschulabschluss und gut verdienend, kühl kalkulierend und doch umweltbewusst - so sieht laut einer am Dienstag veröffentlichten Marktstudie des Branchendienstes ECOreporter der typische Investor in ökologische Geldanlagen aus. Die grüne Investmentszene besteht nicht mehr aus fanatischen langhaarigen Turnschuhträgern.

Etwa 40 Jahre alt, mit Hochschulabschluss und gut verdienend, kühl kalkulierend und doch umweltbewusst - so sieht laut einer am Dienstag veröffentlichten Marktstudie des Branchendienstes ECOreporter der typische Investor in ökologische Geldanlagen aus. Die grüne Investmentszene besteht nicht mehr aus fanatischen langhaarigen Turnschuhträgern. "Der Trend zu ökologischen Investitionen nimmt enorm zu", sagte Thomas Bauer, stellvertretender Geschäftsführer vom Öko-Zentrum NRW, anlässlich der Eröffnungskonferenz der Messe "Grünes Geld" in Berlin.

Die Möglichkeit "grüner" Geldanlagen gibt es in Deutschland zwar schon seit Beginn der 80er Jahre, doch noch nie hat es in der Öko-Branche einen solchen Anlage-Boom gegeben: In den vergangenen drei Jahren sind in Öko-Aktien, Fonds und Zertifikate rund drei Milliarden Mark geflossen. In den ersten drei Quartalen 2000 investierten Anleger 552 Millionen Mark in börsennotierte Umweltaktien, 1998 waren es nur 80 Millionen Mark. Auch der Mittelzufluss in ökologisch-ethische Fonds ist innerhalb der vergangenen zwei Jahre um das 36fache gestiegen. Damit lagen im November 2000 drei Milliarden Mark in den Depots der 18 in Deutschland zugelassenen Öko-Fonds. Bei einem durchschnittlichen Wertzuwachs von 24 Prozent in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres müssen die grünen Fonds den Renditenvergleich mit herkömmlichen Fonds nicht scheuen.

"Trotzdem sind Ökofonds als Hauptbestandteil einer privaten Geldanlage nicht zu empfehlen", warnt Rainer Zuppe, Projektleiter für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzeitschrift "Finanztest". Denn der ökologische Anspruch gebe den Fonds nur einen geringen Handlungsspielraum. Im Gegensatz zu Aktienfonds, die global und branchenungebunden investieren, hätten Ökofonds keine Chance gegenzusteuern, wenn es der Branche schlecht gehe.

Allerdings, nicht überall wo Öko draufsteht ist auch Öko drin: Viele Fonds kaufen Aktien nicht mehr nur unter strengem ökologischen Blickwinkel - sicherlich auch ein Grund für die derzeitige positive Entwicklung der grünen Geldanlagen. Grundsätzlich müssen Anleger beim Kauf von Öko-Fonds drei Kategorien unterscheiden. Ökoeffizienzfonds wie der Schweizer UBS Eco Performance investieren in die umweltfreundlichsten Unternehmen aus verschiedenen Branchen, die Automobilindustrie oder die Kernenergie sind hier nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Umwelttechnologiefonds, hierzu zählt der KD Fonds Öko Invest, legen den Schwerpunkt auf moderne Umwelttechniken und beinhalten damit auch ein spezielles Branchenrisiko. Grün-ethische Produkte wie der Luxinvest Ökolux der BfG arbeiten dagegen mit einer Negativliste und wählen aus den verbleibenden Sektoren die besten Werte aus.

Eine größere Transparenz der Fonds über ihre Anlagen im Ökobereich forderte auch der Bundestagsabgeordnete Ernst Ulrich von Weizsäcker (Grüne). Zudem müssten grüne Geldanlagen in den Kapitalmärkten eine stärkere Gewichtung bekommen. Eine Steuerpräferenz für Investitionen mit ökologischer Ausrichtung, wie in den Niederlanden, lehnte von Weizsäcker zum jetzigen Zeitpunkt ab. Ziel sei es, den Anteil von Öko-Anlagen, der derzeit 0,4 Prozent am Gesamtmarkt beträgt, zu steigern.

dro

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