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Wirtschaft: Ökonomen sehen Chance für globalen Aufschwung Weltwirtschaftsforum: Bewusstsein für Reformen muss wachsen

Davos (cr/HB). Internationale Wirtschaftseliten haben die Politiker aufgerufen, die Weltkonjunktur durch mutige Reformen wieder in Fahrt zu bringen.

Davos (cr/HB). Internationale Wirtschaftseliten haben die Politiker aufgerufen, die Weltkonjunktur durch mutige Reformen wieder in Fahrt zu bringen. Wenn Europa und Japan fällige Reformen umsetzten und in den USA die Investitionslaune der Unternehmer wieder steige, sähen auch die Perspektiven für die Weltwirtschaft gar nicht schlecht aus. Darin stimmten Wirtschaftspolitiker aus den USA, Europa und Japan beim Weltwirtschaftsforum in Davos (siehe Lexikon) am Wochenende überein.

Noch bis Dienstag diskutieren rund 2000 Wirtschaftsführer und Politiker in dem Schweizer Wintersportort. Neben dem IrakKonflikt steht dabei die lahmende Weltkonjunktur im Vordergrund. Das bisherige Fazit: Wenn die USA ihre Unternehmensreformen durchsetzen, die Europäer ihre strukturellen Defizite bereinigen und die Japaner das Bankwesen nachhaltig reformieren, dann stehe einem globalen Aufschwung in den nächsten zehn Jahren wenig im Wege.

Strotzend vor Selbstbewusstsein präsentieren sich die USA. Handelsminister Donald Evans attestierte der US-Konjunktur trotz der Tiefschläge der vergangenen zwei Jahre und eines schwächeren vierten Quartals 2002 eine fundamental robuste Verfassung. „Ich blicke mit Zuversicht ins Jahr 2003“, sagte er. Grundlage dafür bilden Evans zufolge die niedrige Inflation, die Serie von Wirtschaftsprogrammen sowie eine anhaltend hohe Produktivität. So könnten die USA wieder zur Konjunkturlokomotive der Welt werden. Aus den Reihen der Wirtschaft wird dieser Optimismus bestätigt, wenn auch die entscheidenden Impulse für eine nachhaltige Belebung des US-Wachstums über die erwarteten zwei bis drei Prozent hinaus noch ausbleiben.

Die Unternehmen halten nach wie vor ihre Investitionen zurück. „Uns treibt die Sorge um, dass den privaten Konsumenten, die das US-Wachstum zu zwei Dritteln tragen, die Luft ausgeht, bevor die Investitionsgüterindustrie wieder anspringt", sagte John Chambers, Chef der US-Softwarefirma Cisco.

Wohin ausbleibende Investitionen, nachlassende Nachfrage und Verfall der Preise ein Land treiben können, demonstriert Japan seit zehn Jahren. Ökonomen warnen vor den Folgen: „Entweder die Regierung in Tokio rafft sich endlich zu durchgreifenden Reformen auf oder das Land treibt in eine Katastrophe“, sagte Princeton-Professor Paul Krugman. Japans Wirtschaftsminister Heizo Takenaka sagte, nach einer so langen Stagnation sei es schwierig, die Vitalität der Wirtschaft binnen zwei Jahren wiederherzustellen. „Es gibt keine Zauberformel, aber wir sehen die Zeichen des Wandels.“ In zwei Jahren will Japan ein Wachstum von zwei Prozent erreichen. Vom künftigen Zentralbankchef Japans, der in Kürze ernannt werden soll, erwartet Takenaka eine deutliche Erweiterung der Geldmenge, damit der Konsum wieder angeregt wird und Japan aus der Deflationsfalle findet.

Deflation sei inzwischen auch für Europa zu einem Problem geworden, sagte der deutsche Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser. Er plädierte in Davos erneut für eine Überarbeitung des Wachstums- und Stabilitätspakts. Das Wachstum in der Euro-Zone wird Koch-Weser zufolge 2003 bei nur 1,5 Prozent liegen und in Deutschland wahrscheinlich nicht über ein Prozent steigen. Eine genauere Prognose gibt der Jahreswirtschaftsbericht, den die Bundesregierung am Mittwoch vorlegt.

Auch Frankreichs Wirtschaftsminister Francis Mer räumte ein zu langsames Reformtempo in Europa ein. Zugleich sei jedoch unübersehbar, dass in Frankreich und Deutschland das Bewusstsein für Reformen geschärft worden sei, vor allem für die Themen Gesundheit und Sozialsysteme. Mer ist überzeugt, dass auch Europa wieder auf den Wachstumspfad einschwenken wird, wenn sich die „psychologische Stimmung in der Bevölkerung“ wandelt. Die aber steht ganz im Bann des drohenden Irak-Krieges.

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