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Wirtschaft: Öl: Die Weltpolitik an der Tankstelle

Wenn sich im fernen Osten mal wieder die Ölscheichs treffen und über die Ölfördermengen entscheiden, spürt der Autofahrer dies sofort an der nächsten Tankstelle. Steigt die Ölproduktion, sinkt der Benzinpreis.

Wenn sich im fernen Osten mal wieder die Ölscheichs treffen und über die Ölfördermengen entscheiden, spürt der Autofahrer dies sofort an der nächsten Tankstelle. Steigt die Ölproduktion, sinkt der Benzinpreis. Umgekehrt gilt jedoch leider das Gleiche: Bei sinkender Produktion steigt der Benzinpreis. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat es also zu einem Gutteil selbst in der Hand, den Preis in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen.

Doch es gibt auch andere Gründe für steigende Benzinpreise. Ein schwacher Euro führt zu einer Verteuerung von Benzin, Diesel und Heizöl, denn Ölrechnungen werden international auf Dollar ausgestellt. Eine anhaltend niedriger Euro sorgt dann dafür, dass stetig mehr für Öl bezahlt werden muss. Man spricht dann von importierter Inflation, das eingeführte Öl lässt die inländischen Preise anziehen.

Auch das Verbraucherverhalten kann Einfluss auf den Ölpreis nehmen. Wenn Unternehmen und Privatleute Öl einsparen, indem sie zum Beispiel stärker Solarenergie einsetzen, treibt dies den Benzinpreis in die Höhe. Die Raffinerien produzieren unterhalb ihrer Kapazität, das erhöht den Einheitspreis, also die Kosten pro Liter. Auch politische Gründe führen dazu, dass der Verbraucher oder das Unternehmen tiefer für Benzin oder Heizöl in die Tasche greifen muss. Wenn beispielsweise im Nahen Osten gekämpft wird, oder, wie jetzt, eine kriegerische Auseinandersetzung bevorsteht, werden auch im Ölbereich Hamsterkäufe getätigt. Sie erhöhen die Nachfrage und damit den Marktpreis.

Daher muss der amerikansche Präsident bei allen militärischen Aktionen auch die Auswirkungen auf den Ölmarkt beachten. Gerade die USA sind stark von Ölimporten abhängig. Nach Angaben des Deutschen Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) liegen die USA beim Ölverbrauch weltweit einsam an der Spitze. 872,7 Millionen Tonnen werden jährlich in den USA verbraucht, das macht 2,8 Tonnen pro Kopf. Zum Vergleich: Deutschland steht mit 132,1 Millionen Tonnen weltweit an dritter Stelle. Doch von diesem Platz will die Regierung runter. Um die Abhängigkeit der Ölimporte zu dämpfen und die Umweltverschmutzung durch den schwarzen Energieträger zu reduzieren, soll der Ölverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2015 um etwa elf Prozent auf rund 110 Millionen Tonnen zurückgehen. In den USA sieht die politische Elite vor allem die Abhängigkeit von den arabischen Ölscheichs nicht gerne. Deshalb soll Öl jetzt auch in Naturschutzgebieten in Alaska gefördert werden.

Michael Bröcker

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