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Wirtschaft: Öl kostet fast 100 Dollar

Auch Kraftstoffpreise auf Rekordhöhe – Energieagentur warnt vor Engpässen

Berlin - Der starke Preisanstieg an den internationalen Ölbörsen schlägt sich auch an den Tankstellen in Deutschland nieder. Nach zwei Preisrunden am Dienstag und Mittwoch kostete Kraftstoff nach Branchenangaben so viel wie noch nie. Im bundesweiten Schnitt mussten Autofahrer nun für einen Liter Diesel 1,33 Euro bezahlen. Superbenzin kostete 1,46 Euro.

Experten gehen nicht von einer schnellen Entspannung der Lage aus. „Alles sieht nach weiter steigenden Preisen für die Verbraucher aus“, sagte Rainer Wiek vom Fachblatt Energieinformationsdienst (EID) dem Tagesspiegel. „Es bewegt sich alles nach oben.“

An den Börsen wird auf eine anhaltende Energieknappheit spekuliert. US- Leichtöl kostete pro Barrel (159 Liter) zeitweise 98,62 Dollar. Gegen Abend entspannte sich die Lage etwas, da die Lagerbestände für Rohöl in den USA in der vergangenen Woche weniger stark zurückgegangen waren als erwartet. Es gilt nur noch als Frage der Zeit, wann die Marke von 100 Dollar übersprungen wird. Damit wäre Öl auch im historischen Vergleich – wenn die Inflation herausgerechnet wird – so wertvoll wie nie (siehe Grafik). Die Folgen werden für die Verbraucher in Europa durch den starken Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar, in dem das Öl berechnet wird, etwas gemildert (siehe Kasten).

Dabei könnte der Ölpreis in den kommenden Jahren noch dramatisch steigen, weil zu wenig in die Erschließung neuer Vorkommen investiert wird. Davor warnt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Weltenergieausblick, der am Mittwoch in London vorgestellt wurde. Vor allem aus dem Nahen Osten müsse der zusätzliche Bedarf gedeckt werden. „Auch wenn die Förderung bei neuen Feldern in den nächsten fünf Jahren zunehmen dürfte, ist es sehr unsicher, ob das den Rückgang bei den bisherigen Feldern und die wachsende Nachfrage ausgleichen kann“, hieß es.

Der Verbrauch von Öl, Gas und Kohle werde nach den neuesten Daten sogar noch viel kräftiger steigen, als bisher angenommen wurde, schreibt die IEA – „wenn die Regierungen nicht ihre Politik ändern“. Vor allem das starke Wirtschaftswachstum in Indien und China treibe die Nachfrage. Dieser Aufschwung werde zwar „zu einer echten Verbesserung der Lebensumstände von mehr als zwei Milliarden Menschen beitragen“, sagte IEA- Chef Nobuo Tanaka. „Das ist ein legitimes Ziel und sollte vom Rest der Welt unterstützt werden.“ Allerdings habe der stark steigende Verbrauch fossiler Energieträger „alarmierende Konsequenzen“, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen würden. „Die nächsten zehn Jahre werden für alle entscheidend sein“, sagte Tanaka.

Auch die Bundesnetzagentur in Bonn schlug am Mittwoch Alarm. Behördenchef Matthias Kurth sagte, dass zurzeit viel zu wenig Geld in neue Kraftwerke zur Stromerzeugung gesteckt werde. „Wenn es hier nicht von allen Beteiligten zu verstärkten Anstrengungen kommt, könnte dies die Versorgungssicherheit mittelfristig tangieren.“ Mit Blick auf die Diskussion über steigende Strompreise sagte Kurth, dass es für einen funktionierenden Wettbewerb auch ein gewisses Überangebot an Erzeugungs- und Leitungskapazitäten geben müsse. Außerdem forderte er mehr Transparenz bei den Strompreisen.

Eon-Chef Wulf Bernotat wies Vorwürfe zurück, die großen Stromkonzerne hätte sich bei den Preisen abgesprochen. Auch der Chef der Monopolkommission, Jürgen Basedow, sagte der „Zeit“, ihm sei nichts bekannt, was Absprachen belegen würde. Wegen der dominierenden Rolle der vier großen Konzerne an der Leipziger Strombörse müssten sie sich nicht absprechen, um den Preis hoch zu halten.

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