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Wirtschaft: Öl macht Pauschalreisen teurer

Tui und Thomas Cook erheben Kerosinzuschlag / Nahrungsmittelindustrie leidet unter Kostendruck

Berlin - Die großen Reiseveranstalter Tui und Thomas Cook reagieren auf die gestiegenen Treibstoffpreise: Seit Ende vergangener Woche erheben sie bei Neubuchungen Kerosinzuschläge auf die Preise in ihren Winterkatalogen. In anderen Industriezweigen fällt es den Unternehmen dagegen schwerer, die gestiegenen Energiekosten an die Verbraucher weiterzugeben. Experten rechnen jedoch damit, dass auch Lebensmittel in absehbarer Zeit teurer werden könnten.

Tui (1-2-Fly, Airtours, Berge&Meer, Dr.Tigges) verlangt seit 4.Oktober einen Zuschlag für Kurz- und Mittelstrecken von zehn Euro pro Person auf den Katalogpreis, für Fernstrecken mindestens 26 Euro. Bei Thomas Cook (Neckermann, Thomas Cook, Bucher und Aldiana) belaufen sich die Zuschläge auf elf beziehungsweise 23 Euro pro Reise. Der konzernunabhängige Reiseveranstalter Alltours verzichtet dagegen auf einen Zuschlag. Trotz der hohen Treibstoffpreise werde man „mögliche Preiserhöhungen der Fluggesellschaften nicht an Frühbucher weitergeben“, sagte Alltours-Geschäftsführer Willi Verhuven.

Tui geht davon aus, dass sich Urlaubswillige durch den Zuschlag nicht abhalten lassen, ihre Winterreise zu buchen. „Bei einem durchschnittlichen Reisepreis von 1045 Euro gehen wir davon aus, dass der Zuschlag niemanden abschreckt, der ohnehin eine Reise plant“, sagte ein Tui-Sprecher. Wie sich die höheren Kerosinkosten auf die Preise in den neuen Sommerkatalogen, die Anfang November kommen, auswirken werden, dazu wollten die Reiseveranstalter noch keine konkreten Angaben machen. „Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Sommerurlaub 2006 teurer wird“, sagte ein Sprecher von Thomas Cook. Derzeit sind die Veranstalter in der heißen Kalkulationsphase. Zu bedenken sei, dass der Flugpreis nur einen Teil der Gesamtkosten ausmache, sagte der Tui-Sprecher.

Mit höheren Energiepreisen hat auch die Nahrungsmittelindustrie zu kämpfen. Doch für die Verbraucher steigen die Lebensmittelpreise bisher kaum. Sie bleiben damit weiterhin deutlich hinter der allgemeinen Preissteigerung zurück. „Die Schere geht immer weiter auseinander“, sagt Sabine Eichner-Lisboa, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. „Wir können unsere höheren Kosten leider nicht an den Handel weitergeben.“ Dagegen steht die Macht der großen Handelskonzerne. Die stehen unter so starkem Konkurrenzdruck, dass höhere Preise nicht durchsetzbar sind. Gerade für die kleineren Lebensmittelproduzenten ist das ein großes Problem.

„Eigentlich müssten wir unsere Preise um zehn Prozent erhöhen, um die Energiekosten auffangen zu können“, sagt Michael Brandl, Geschäftsführer des Milchindustrieverbandes. Das klappt jedoch nicht. Die kleinen Molkereien stehen im Wesentlichen fünf großen Händlern gegenüber. 40000 Menschen arbeiten in der Milchindustrie. „Einen solchen Kostenschub haben wir noch nie gehabt“, sagt Brandl. „Das kann für einige Molkereien existenzbedrohend sein.“

Ähnliche Probleme haben die Bäcker. Auch sie verbrauchen viel Energie und leiden unter den stark gestiegenen Produktionskosten. „Höhere Preise können am Markt aber kaum durchgesetzt werden“, sagt Frank Rennebarth, betriebswirtschaftlicher Berater beim Zentralverband des Bäckerhandwerks.Unter höheren Kosten leiden unter anderen auch die Schweinezüchter, die die Temperatur in den Ställen konstant halten müssen. „Die Preise an der Ladentheke werden mit Sicherheit steigen, wenn die Energiepreise weiter so hoch bleiben“, sagt Michael Brenndörfer, Experte für Energie und Landwirtschaft beim Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft.

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