zum Hauptinhalt
Geduldig. „Wir wollen abwarten, wie sich der Markt entwickelt“, sagte Opec-Generalsekretär Abdalla El-Badri am Donnerstag in Wien.

© Reuters

Öl-Staaten halten Fördermenge stabil: Opec lässt den Ölhahn offen und treibt den Dax

Die reichen Golf-Staaten setzen sich durch und halten die Öl-Fördermenge stabil – das freut die Börse und bringt Russland in Not. Der Dax kratzt an der 10.000-Punkte-Marke.

Es fehlte nicht viel und der Deutsche Aktienindex (Dax) hätte am Donnerstag zum zweiten Mal in diesem Jahr die Marke von 10.000 Punkten übersprungen. Bis auf acht Zähler rückte der Index am Vormittag an die magische Schwelle – bevor er wieder etwas zurückfiel. Mit großer Spannung hatten die Anleger auf eine Mitteilung aus Wien gewartet, die gegen Abend eintraf: Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) dreht den Ölhahn nicht zu, sondern bleibt bei ihrer täglichen Fördermenge von 30 Millionen Barrel (je 159 Liter). „Wir wollen abwarten, wie sich der Markt entwickelt“, sagte Generalsekretär Abdalla El-Badri.

Was viele Beobachter erwartet hatten, bestätigte sich: Die Opec hält den Rohstoff einstweilen günstig, obwohl ihr dadurch Einnahmen entgehen. Tatsächlich fördern die Länder weit mehr als die 30 Millionen Barrel. Die Überkapazitäten drücken zusätzlich auf den Preis. Seit diesem Sommer sind die Notierungen um ein Drittel gesunken. Am Donnerstag kostete ein Fass Nordsee-Öl nur noch gut 75 Dollar – so wenig wie zuletzt 2010.

Die Sorge vor dem Machtverlust

Hinter der ungewöhnlich lang andauernden Geduld der Opec steckt Kalkül und die Sorge vor dem Machtverlust: Seitdem in den USA mit Fracking Schiefergas und -öl gewonnen werden, kann sich der größte Öl-Nachfrager der Welt besser selbst versorgen. Die USA sind weniger abhängig vom Opec-Öl geworden. Fällt jedoch der Ölpreis auf dem Weltmarkt, lohnen sich viele Investitionen in das teure Fracking nicht mehr. Die Rechnung der USA geht nicht mehr auf – die Opec kommt wieder ins Spiel.

Vor allem Saudi-Arabien und eine Gruppe wohlhabender Golfstaaten sollen sich auf der Wiener Sitzung gegen eine Reduzierung der Fördermenge ausgesprochen haben. Ärmere Opec-Mitglieder wie Venezuela dagegen hatten auf eine Kürzung gedrängt, um dem Preisverfall Einhalt zu gebieten. Der venezolanische Außenminister Rafael Ramirez hatte bereits vor dem Treffen Zustimmung zu einer Produktionskürzung signalisiert. „Wir brauchen einen Preis, der für jeden gut ist“, sagte er. Der liege bei rund 100 Dollar pro Barrel. Finanzinvestoren wie Fonds, Hedge-Fonds, Banken oder Vermögensverwalter hatten in den vergangenen Monaten ihr Engagement auf dem Rohölmarkt massiv reduziert und damit die Preisspirale nach unten beschleunigt.

Russland gehen jedes Jahr 100 Milliarden Euro verloren

Einer der Hauptleidtragenden dieses Preisverfalls ist Russland, das rund 40 Prozent seiner staatlichen Einnahmen aus dem Energie-Export bezieht. Dem Land gehen nach eigenen Angaben bis zu 100 Milliarden Dollar jährlich verloren. Im Haushaltsplan für 2014 rechnet die Regierung mit einem durchschnittlichen Preis von 104 Dollar je Barrel. Der Rubel reagierte mit Kursverlusten auf die Opec-Entscheidung.

Für die deutschen Verbraucher zahlt sich der sinkende Ölpreis aus: Die Kraftstoffpreise sind so niedrig wie seit langem nicht mehr. Der Preis für Heizöl lag erstmals seit mehr als vier Jahren unter der Marke von 70 Euro für 100 Liter. Das Internet-Portal des Messtechnik-Herstellers Tecson ermittelte einen bundesweiten Durchschnittspreis von 69,20 Euro. Auch der Benzinpreis fällt. In Berlin war am Donnerstag ein Liter Super E5 schon für 1,35 Euro zu haben, der günstigste Dieselpreis lag bei 1,17 Euro. (mit dpa)

Zur Startseite