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Wirtschaft: Ölpreis-Debatte: Opec-Länder unter massivem Druck

Kaum ein Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat schon im Verfeld so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Angesichts von Rekordölpreisen von teilweise 35 Dollar pro Barrel und Verbraucherprotesten blicken die Abnehmerländer gebannt auf den am Mittwoch beginnenden zweitägigen Gipfel der Opec-Staatschefs im venezuelanischen Caracas.

Kaum ein Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat schon im Verfeld so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Angesichts von Rekordölpreisen von teilweise 35 Dollar pro Barrel und Verbraucherprotesten blicken die Abnehmerländer gebannt auf den am Mittwoch beginnenden zweitägigen Gipfel der Opec-Staatschefs im venezuelanischen Caracas. Doch das Öl-Kartell erteilte allen Begehrlichkeiten nach einer weiteren Förderausweitung schon eine Absage: "Der Preis steht nicht auf der Tagesordnung", erklärte der amtierende Opec-Präsident und Öl-Minister Venezuelas, Ali Rodriguez. "Ziel ist es, die Opec-Grundsätze einer neuen globalen Wirklichkeit anzupassen."

Tatsächlich ist Caracas keine gewöhnliche Opec-Zusammenkunft. Erst zum zweiten Mal in der 40-jährigen Geschichte des elf Mitglieder zählenden Kartells der Förderländer treffen sich die Staatsoberhäupter überhaupt zu einem Gipfel. Dass dies ausgerechnet in Zeiten geschieht, in denen sich die Opec fast täglich zum Buhmann für die hohen Öl-Preise abgestempelt sieht, ist Zufall: Ursprünglich sollte der Gipfel bereits in der ersten Jahreshälfte stattfinden. Wegen der Erdrutsche in Venezuela zur Jahreswende wurde er auf den Herbst verschoben.

Trotz aller rhetorischen Abwehrversuche werden die Opec-Staatschefs den internationalen Druck nicht ganz ignorieren können. Erst am Samstag erinnerten die sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) bei ihrem Treffen in Prag an die zentrale Verantwortung der Opec, auf dem Öl-Markt für ein ausgewogenes Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage zu sorgen. Aus Asien kommen immer drängender Warnungen, die Preis-Hausse könne die mühsam erarbeitete Erholung nach der Wirtschafts- und Finanzkrise von 1997 und 1998 wieder zunichte machen. Und der IWF sagte eine deutliche Schwächung des globalen Wachstums voraus, sollte der Öl-Preis weiter auf hohem Niveau verharren.

Hoffnung auf mehr als warme Worte haben Experten vor dem Gipfel allerdings nicht. Das Öl-Kartell beruft sich darauf, dass es bereits dreimal in diesem Jahr die Produktion angehoben hat. Für die Förderländer ist das Aufdrehen des Öl-Hahns zu allen Zeiten ein Balanceakt: Kommt zuviel Öl auf den Markt, können die Preise über Nacht ins Bodenlose fallen. Mit Schrecken erinnern sich die Opec-Mitglieder noch an die Lage vor rund eineinhalb Jahren: Damals war der Öl-Preis zeitweise unter zehn Dollar pro Fass (159 Liter) gerutscht. Erst eine Verknappung um 1,7 Millionen Barrel pro Tag half dem Öl-Preis wieder auf die Beine. Besonders stemmen sich viele Opec-Staaten derzeit gegen eine Produktionsausweitung, weil sie gar nicht in der Lage sind, fallende Preise durch mehr Ausstoß aufzufangen. Nur Saudi-Arabien hat noch Spielraum. Für die anderen wäre eine Produktionsanhebung automatisch ein Verlustgeschäft. Die Opec-Spitzen in Caracas dürften deshalb erneut den Ball an die Verbraucherländer zurückspielen. Seit Jahren werfen sie den dortigen Regierungen vor, mit überhöhten Steuern und Abgaben - in Deutschland bei Benzin etwa knapp zwei Drittel des Zapfsäulenpreises - Energieträger künstlich zu verteuern und die Verbraucher unnötig zu belasten. Auch die Initiative der USA, einen Teil ihrer strategischen Öl-Reserven auf den Markt zu werfen, wurde von der Organisation in diesem Sinne begrüßt. Mehrere EU-Staaten erwägen ähnliche Maßnahmen.

Die Opec will sich nicht den Anschein geben, tatenlos zu sein. Schon vor dem Gipfel hat sie in Aussicht gestellt, notfalls nochmals 500 000 Barrel pro Tag mehr auf den Markt zu pumpen. Dass dies in Caracas verkündet wird, gilt als unwahrscheinlich. Die Opec will aber abwarten, wie sich die jüngst beschlossene dritte Förderausweitung um 800 000 Barrel pro Tag auf die Preise auswirkt, die zum 1. Oktober in Kraft tritt.

Hardliner wie Iraks Staatschef Saddam Hussein oder Libyens Revolutionsführer Muammar el Gaddafi reisen erst gar nicht nach Venezuela. Staatliche irakische Medien forderten sogar eine deutliche Anhebung des Öl-Preises: Erst bei einem Fass-Preis von 50 Dollar sei ein fairer Wert des Schwarzen Goldes erreicht.

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