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Wirtschaft: Ölpreis noch ohne Folgen für Wachstum

OECD hebt Prognose für die EU an

Berlin/Paris Die europäische Wirtschaft wächst in diesem Jahr trotz der hohen Ölpreise stärker als erwartet. Dafür flacht der Boom in den USA etwas ab. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) setzte am Dienstag ihre Wachstumsprognose für Deutschland von 1,1 auf 1,7 Prozent herauf. Frankreich kann sogar mit 2,7 statt 2,0 Prozent rechnen. Für die gesamte Euro-Zone erwarte die OECD nun 2,0 statt 1,6 Prozent Wachstum, für Großbritannien 3,6 statt 3,4 Prozent.

Damit verringert sich der Abstand zu den USA, die laut OECD nach einem schwachen zweiten Quartal für das Gesamtjahr nur noch eine um 4,3 statt 4,7 Prozent höhere Wirtschaftsleistung erwarten können. Japan könne mit 4,4 (bisher erwartet: 3,0) Prozent Wachstum die USA überholen.

Die Weltkonjunktur sei von den Unruhen am Ölmarkt seit der letzten Prognose im Mai kaum beeinträchtigt, sagte der Chefökonom der OECD, Jean- Philippe Cotis, in Paris. Der Ölpreisschub schlage sich kaum auf die Inflation nieder und mache keine Zinserhöhungen nötig. In den USA wird allerdings mit einer leichten Anhebung des Zinsniveaus gerechnet. Zwar tagte der Offenmarktausschuss der Fed noch bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Die Finanzmärkte erwarten aber eine Anhebung um ein Viertel Prozentpunkt auf 1,75 Prozent. Fed-Chef Alan Greenspan will die Politik der maßvollen Straffung der Geldpolitik fortsetzen. Die Börsen zeigte sich freundlich im Vorfeld der Entscheidung.

Deutschland bleibt nach Einschätzung der OECD trotz „beneidenswerter“ Exporterfolge wegen seiner extrem schwachen Binnennachfrage ein Sorgenkind der Weltkonjunktur. Wie in ganz Europa komme die Wirtschaft auch in Deutschland in diesem Jahr schneller in Fahrt als noch im Mai erwartet. Der Aufschwung trage sich aber nicht selber. In den USA flache der Boom etwas ab. Insgesamt habe die Weltkonjunktur den Turbulenzen am Ölmarkt erfolgreich getrotzt.

Deutschland weise gleichzeitig das stärkste Exportwachstum und die schwächste Binnennachfrage aus. „Der Aufschwung ist in Deutschland nicht autonom“, sagte Cotis. Die Sozialreformen könnten zwar mittelfristig helfen, hätten aber wohl eine negative Wirkung auf die Nachfrage. Derzeit reagierten die Deutschen schneller negativ auf Unsicherheiten als andere. Als weitere Konjunkturrisiken nannte Cotis die Instabilität der Ölpreise und den allzu schleppenden Abbau der Staatsdefizite im laufenden Aufschwung.

Die ostdeutsche Wirtschaft kommt nach Einschätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in diesem Jahr nur schwer in Gang. Im ersten Halbjahr 2004 wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 1,6 Prozent, teilte das IWH mit. Im Westen waren es 1,8 Prozent. Tsp

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