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Wirtschaft: Ölpreis: Teurer Brennstoff verdirbt den Anlegern die Laune

Die Aktienmärkte sind verunsichert. Während vor einiger Zeit der schwache Euro noch positiv gesehen wurde, da er die Exportwirtschaft antreibt und damit auch konjunkturstützend wirkt, wird er angesichts teurer Importe zunehmend zur Belastung für die Märkte.

Die Aktienmärkte sind verunsichert. Während vor einiger Zeit der schwache Euro noch positiv gesehen wurde, da er die Exportwirtschaft antreibt und damit auch konjunkturstützend wirkt, wird er angesichts teurer Importe zunehmend zur Belastung für die Märkte. In diesem Zusammenhang verdüstern vor allem aber die hohen Ölpreise und deren Auswirkungen auf Konjunktur und Unternehmensgewinne die Aussichten am Aktienmarkt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) ist in den vergangenen Tagen weiter abgerutscht und hat sogar die von manchen Analysten als wichtig angesehene Marke von 6800 Punkten deutlich nach unten durchbrochen. Dies habe nun charttechnisch bedingt eine "Ausverkaufstimmung" erzeugt, hieß es am Donnerstag in Frankfurt. Es habe etliche "Stopp-Loss-Verkäufe" (Verkäufe zur Begrenzung von Verlusten) gegeben. Symbolisch für die Marktschwäche steht die Telekom-Aktie, die unter 40 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit über einem Jahr gefallen ist. Hält die Schwächephase an? Welche Aktien sind noch relativ robust gegen die negativen Einflüsse, welche leiden besonders?

"Meiden sollte man derzeit natürlich Aktien aus den Branchen Automobil und Chemie, denn die werden vom hohen Ölpreis besonders belastet", sagt Michael Klein, Aktientratege bei der Privatbank Sal. Oppenheim. Auch für die Lufthansa-Aktie ist er eher skeptisch. Obwohl das Unternehmen bereits im voraus günstig Öl eingekauft habe, werde diese Vorsorge irgendwann aufgezehrt sein und sich die hohen Treibstoffpreise negativ auswirken. Telekommunikationswerte wie beispielsweise die T-Aktie würden zudem immer noch wegen der hohen Kosten für die UMTS-Mobilfunktechnik gedrückt. Wenn der hohe Ölpreis und der schwache Euro die Inflation anheizen, könnten steigende Zinsen zur Inflationsbekämpfung die Kredite der Telefongesellschaften zur Finanzierung ihrer Investitionen verteuern. Eher positiv sieht Klein dagegen die Aussichten bei Finanzwerten wie Bank- und Versicherungsaktien und beim Maschinenbau, der von der guten Auftragslage in der Branche profitiere. Zur Eile bei Aktienkäufen bestehe aber momentan kein Anlass, kurzfristig werde sich die Lage kaum bessern. "Wir gehen aber davon aus, dass im Frühjahr der Ölpreis wieder deutlich in Richtung 30 Dollar fallen wird." In diesem Fall sieht er den Dax in sechs Monaten bei rund 7500 Punkten.

Heinz von Mallek, Aktienstratege beim Frankfurter Bankhaus Hauck & Aufhäuser, sieht im Moment am ehesten Chancen bei Werten aus der zweiten Reihe wie beispielweise aus dem MDax. "Deren Kurse sind im Vergleich zu den großen Standardtiteln zurückgeblieben und relativ günstig zu haben." Er verweist auf Nutznießer der Steuerreform und der anziehenden Inlandskonjunktur, wie beispielsweise Konsum- und Einzelhandelstitel. Einen weiteren Einbruch am Markt insgesamt erwartet er nicht, immerhin sei der Dax von seinem Frühjahrshoch von über 8000 Punkten bereits deutlich heruntergekommen. "Die Risiken dürften mittlerweise in den Kursen berücksichtigt sein." Für die nächsten Monate erwartet er aber noch keine Entwarnung beim Ölpreis und so am Aktienmarkt eine Seitwärtsbewegung. Jetzt noch auf Ölaktien zu setzen, sei zu spät. Anleger sollten eher antizyklisch handeln. Nach einer Marktberuhigung seien zum Beispiel arg gesunkene Autoaktien wieder eine Überlegung wert.

Hendrik Garz vom WestLB-Aktienresearch setzt auf ein Comeback der Technologieaktien als Profiteure der New Economy. "Die Nasdaq wird sich wieder erholen." Weniger aussichsreich unter den Wachstumstiteln sieht er Medien- und Telekommunikationsaktien. Insgesamt hält Garz Sorgen an den Aktienmärkten, dass die Zinsen weiter steigen werden, für übertrieben. "Der Ölpreis wird bis zum Jahresende wieder in die Region 30 bis 32 Dollar zurückschwingen. Eine wesentliche Konjunktureintrübung sehen wir nicht."

Bernd Frank

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