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Wirtschaft: Ölpreis wieder auf Rekordkurs

Investmentfonds treiben Notierungen/Gute Nachrichten werden ignoriert

Berlin - Öl ist am Montag wieder deutlich teurer geworden. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent lag am Rotterdamer Spotmarkt nur noch knapp unter 40 Dollar. Unklar ist, wohin die weitere Entwicklung geht. „Es ist wie Roulette“, sagte ein Londoner Ölbroker dem Tagesspiegel. Verantwortlich seien vor allem spekulative Käufe von Investmentfonds. Immerhin hat sich die Lage beim Benzin entspannt. Hier gingen die Notierungen, die schneller als der Ölpreis gestiegen waren, in den vergangenen zwei Wochen deutlich zurück. An den Tankstellen in Deutschland kostet der Liter Super im Schnitt 1,172 Euro nach 1,20 Euro vergangene Woche.

Birgit Layes, Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) sagte, es gebe genügend positive Nachrichten, die für sinkende Ölpreise sorgen müssten. Es gebe seit einem Jahr ein Überangebot. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) signalisiere außerdem regelmäßig Produktionserhöhungen. „Mehr kann die Opec nicht tun“, sagte Layes. An den Märkten würde zurzeit aber nur auf die negativen Meldungen wie Terrorwarnungen geschaut. „Niemand kann sagen, wann die Stimmung kippt und die guten Nachrichten wieder als wichtiger bewertet werden“, sagte die MWV-Sprecherin.

Ein Broker vom Londoner Handelshaus GNI schätzte, dass der Preis für ein Barrel Brent im Laufe der Woche auf 37,50 Dollar sinken könnte, wenn die neuesten Zahlen zu den US-Lagerbeständen gut ausfallen. Ein Unsicherheitsfaktor bleibe jedoch die Zukunft des russischen Ölkonzerns Jukos. Außerdem seien zwar fast alle überzeugt, dass „der Markt mittlerweile zu hoch steht“. Doch mehrere Investoren hätten deshalb vor einigen Wochen ihre Positionen verkauft und wären durch den neuerlichen Anstieg überrascht worden. Die wollten sich jetzt nicht nachsagen lassen, wieder zu früh zu verkaufen, sagte der GNI-Broker.

Die Ölkonzerne profitieren von den hohen Preisen, ihre Aktien weniger (siehe Kasten). Diesen Dienstag eröffnet BP die Berichtssaison für das zweite Quartal, die Konkurrenten wie Shell und Repsol folgen in den nächsten Tagen. Dennis Nacken, Analyst für Ölwerte bei Helaba Trust, rechnet bei den fünf großen europäischen Unternehmen der Branche für das zweite Vierteljahr 2004 mit einem Anstieg der Nettogewinne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Schnitt von 30 bis 40 Prozent. Allerdings seien branchenweit die Förderkosten gestiegen. Und höhere Qualitätsanforderungen an Treibstoffe, die etwa einige US-Bundesstaaten festgelegt haben, drückten auf die Raffineriemargen. Insgesamt hätten sich aber auch diese im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert – teilweise um fast 100 Prozent.

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