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Online-Einzelhandel: Amazon verdreifacht den Gewinn

Der amerikanische Online-Einzelhändler Amazon hat seinen Gewinn im zweiten Quartal 2007 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht und bei 2,89 Milliarden Dollar Umsatz einen Überschuss von 78 Millionen Dollar erzielt. Harry Potter trägt dazu aber kaum etwas bei.

Düsseldorf - Der amerikanische Online-Einzelhändler Amazon hat seinen Gewinn im zweiten Quartal 2007 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht und bei 2,89 Milliarden Dollar Umsatz einen Überschuss von 78 Millionen Dollar erzielt. „Wir haben unsere eigenen Erwartungen übertroffen und die der Analysten ebenfalls“, so Deutschland-Chef Ralf Kleber. „Wir sind mit diesen Zahlen sehr zufrieden.“

Die Anleger reagierten begeistert. Der Kurs der Amazon-Aktie legte um mehr als zwanzig Prozent zu und setzte damit seinen langen Anstieg fort. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Aktie im Preis mehr als verdoppelt und liegt derzeit bei gut 87 Dollar. Trotzdem scheint es noch Luft nach oben zu geben. Die Deutsche Bank setzte gestern ihr Kursziel auf 100 Dollar herauf.

„Wir glauben, dass Amazon in der besten Verfassung seiner Geschichte ist“, sagt der E-Commerce-Experte Jeetil Patel von der Deutschen Bank. „Für uns ist diese Aktie die beste Wahl in der ganzen E-Commerce-Branche.“ Zwar sei das Papier im Vergleich zu anderen Unternehmen bereits sehr hoch bewertet, der Aufschlag von 50 Prozent gegenüber dem Branchendurchschnitt sei aber gerechtfertigt. Amazon könne wegen seiner Größe mehr in Technologie investieren als die Konkurrenz und stehe erst am Anfang einer großen Wachstumsphase.

Amazon wächst beim Gewinn vor allem mit dem Geschäft seiner Partner. „30 Prozent aller bestellten Artikel wurden im zweiten Quartal von Drittanbietern ausgeliefert“, so Deutschland-Chef Kelber. Amazon bietet tausenden Händlern, sogar Einzelpersonen, die Möglichkeit, auf der Plattform von Amazon.com Waren anzubieten. Amazon erhält dabei eine Provision von bis zu 15 Prozent. „Für Konsumenten ist die Schwelle, bei Amazon einzukaufen, wesentlich niedriger als bei einem völlig unbekannten Einzelhändler“, erklärt Holger Maaß vom Marktforschungsunternehmen Fittkau & Maaß. „Die Anbieter profitieren von dem Vertrauen, das Amazon beim Kunden hat, und für Amazon ist das Geschäft interessant, weil es eine relativ einfache Marge bringt.“

Die Marge, überhaupt die Profitabilität war für Amazon lange ein Problem. Vor dem Börsengang 1997 legte Amazon einen Prospekt vor, der zeigte, dass man pro verkauftem Buch fünf Dollar Verlust schrieb. Je stärker Amazon wuchs, desto schneller verbrannte man Geld. Trotzdem gab es in den Zeiten der Internet-Hysterie einen Wettlauf unter dem Stichwort „Get Big Fast“. Amazon gab zeitweise mehr als 35 Dollar für die Anwerbung eines Kunden aus. 1999 lagen die Verluste bei mehr als 500 Millionen Dollar, Ende 2002 betrug das angehäufte Defizit fast drei Milliarden Dollar.

Inzwischen hat Amazon ein Geschäftsmodell, das schwarze Zahlen vorsieht. Überbleibsel aus den Tagen des Internet-Hype gibt es aber noch immer. Der Artikel mit den meisten Vorbestellungen in der Geschichte des Unternehmens ist der siebte Teil der Harry-Potter-Serie. Doch während Amazon die 2,2 Millionen Vorbestellungen gerne publiziert, bleibt unterm Strich kaum etwas übrig. Harry Potter ist bei Amazon – so wie bei der Konkurrenz – mit einem Preisabschlag von mehr als 30 Prozent zu kaufen. Deutschland-Chef Kelber: „Harry Potter wird im dritten Quartal keinen positiven Einfluss auf den Gewinn haben.“ Sönke Iwersen (HB)

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