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Päckchen packen für Zalando: In Erfurt, Brieselang und im künftigen Logistikzentrum Mönchengladbach sollen nur eigens angestellte Leute arbeiten, für mindestens 8,50 Euro die Stunde.

© dpa

Online-Händler auf Wachstumskurs: Zalando will 300 Jobs für Berlin schaffen

Nach dem Skandal im Logistikzentrum will das Unternehmen nun alles besser machen. Die Zahl der Mitarbeiter soll weiter steigen.

Der Strom junger Menschen, der durch die Eisen-Drehkreuze im alten Umspannwerk in Prenzlauer Berg drängt, reißt nicht ab, im Innenhof ist spanisch, dänisch und englisch zu hören. Es ist Arbeitsbeginn bei Zalando. Das Unternehmen, das vor nur vier Jahren in Berlin-Mitte gegründet wurde, beschäftigt hier an seinem Hauptsitz in der Sonnenburger Straße 73 mittlerweile 800 Menschen. In dem Backsteingebäude, dessen 10 000 Quadratmeter Zalando nun ganz belegt, sitzen Marketing, Verwaltung, Geschäftsführung und Einkauf, dicht an dicht in den großen Fabriketagen.

Die IT – eines der Herzstücke des Unternehmens – ist in die Pappelallee gezogen, auch das Call-Center für die Kundenbetreuung sitzt heute in den Schuckert Höfen am Treptower Park. Insgesamt arbeiten in Berlin 1000 Menschen für Zalando. Weil es zu eng wird in Prenzlauer Berg zieht der Händler, der mit Schuhen begann und heute die gesamte Modepalette anbietet, im April 2013 nach Friedrichshain in ein 20 000-Quadratmeter- Gebäude nahe der O2-World.

Zalando hat inzwischen deutschlandweit rund 2600 Mitarbeiter und noch große Pläne: 2013 sollen allein in Berlin 300 neue Jobs entstehen, für Fachkräfte quer durch alle Bereiche. „Bei Zalando denken viele nur an Grafiker und Betriebswirte, aber wir beschäftigen Architekten, Juristen, Bauingenieure, Einkäufer und Designer“, sagt Personalleiterin Frauke von Polier. Auch die junge Firma kämpft schon mit dem Fachkräftemangel in der Stadt. „Wir gehen direkt an die Universitäten, um junge Leute zu rekrutieren“, erklärt von Polier. Dennoch fehlten Zalando derzeit Fachkräfte. „Besonders IT-Spezialisten, die in allen Firmen gebraucht werden, sind Mangelware in Berlin.“

Neben den szenigen Gebäuden des Modeunternehmens gibt es noch das andere Zalando. In den Logistikzentren des Händlers werden die bestellten Waren verpackt und die zahlreichen Rücksendungen bearbeitet. In Großbeeren macht das der Dienstleister Docdata für Zalando, in Brieselang und Erfurt betreibt der Online-Händler mittlerweile auch eigene Logistikzentren mit rund 1600 Beschäftigten. Das ist Zalando wichtig, denn das Unternehmen war erst kürzlich wegen der Arbeitsbedingungen bei Docdata in die Schlagzeilen geraten. Das ZDF hatte von schlechten sanitären Anlagen und zu wenigen Aufenthaltsräumen berichtet, von Zeitarbeitern, die zwar den gesetzlichen Mindestlohn von 7,01 Euro, aber weniger als die Festangestellten bekamen und nicht sitzen durften bei der Arbeit. Zudem wollten Zeitarbeitsfirmen Leute mehrmals zu unbezahlten Praktika heranziehen. „Wir arbeiten mit dem Dienstleister zusammen, weil wir die Logistik als junges Unternehmen nicht allein stemmen konnten“, rechtfertigt sich Zalando. Stück für Stück versuche man aber nun, alles aus eigener Kraft zu machen. In Erfurt, Brieselang und im künftigen Logistikzentrum Mönchengladbach sollen nur eigens angestellte Leute arbeiten, für 8,50 Euro die Stunde. In Mönchengladbach wird es wie in Erfurt ein Trainingszentrum für neue Mitarbeiter geben. „Wir haben Fehler gemacht, aber wir lernen daraus“, verspricht Zalando-Sprecher Boris Radke.

Auch der Dienstleister Docdata, der deutschlandweit sieben Logistikzentren mit 1500 Mitarbeitern betreut, beteuert, dass sich in Großbeeren seither viel geändert hat. Mit Zalando habe man Sozialstandards vereinbart, sagt Geschäftsführer Stefan Heine. Es gebe nun kostenlose Getränke, mehr Toiletten, die häufiger gereinigt würden, mehr Aufenthaltsräume und Vertrauenspersonen in der Belegschaft. Einen regulären Betriebsrat gibt es aber nicht. „Zalando ist extrem schnell gewachsen, so dass wir in einigen Bereichen improvisieren mussten“, räumt Heine ein. Derzeit seien in Großbeeren von den 1000 Kollegen zwischen 500 und 600 Zeitarbeiter. Heine beteuert, dass diese „bei gleicher Qualifikation und Erfahrungen“ den gleichen Lohn wie die eigenen Mitarbeiter bekommen, „mindestens aber immer den gesetzlichen Mindestlohn.“

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