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Die Vorstandsmitglieder von Zalando, David Schneider, Robert Gentz und Rubin Ritter (v.l..n.r.) bei der Hauptversammlung des Online-Versandhändlers in Berlin.

© Britta Pedersen/dpa

Online-Händler auf Wachstumskurs: Zalando will Konkurrenz an sich binden

Der Online-Modehändler baut sein Angebot aus. Lieferungen sollen schneller werden, mehr Marken auf der Plattform auftauchen.

Keine Dividende, aber Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe: Europas größter Online-Modehändler Zalando will in den kommenden Jahren weiter wachsen. „Wir werden wohl auch in den kommenden Jahren unsere Gewinne ins Wachstum investieren“, kündigte Vorstandsmitglied Rubin Ritter am Dienstag auf der Hauptversammlung des Unternehmens im Umspannwerk am Alexanderplatz. Die Frage der Zahlung einer Dividende an die Anteilseigner stelle sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Das Unternehmen investiert in neue Logistik- und Geschäftszentren

Im laufenden Jahr will Zalando rund 200 Millionen Euro in neue Technologie und Logistik investieren. Mit dem Geld sollen laut Ritter unter anderem auch die Bestände von stationären Geschäften besser ins Modeangebot eingebaut werden. So sollen bestimmte Produkte den Kunden künftig noch schneller zur Verfügung stehen als bisher. „Wir erhoffen uns davon größere Kundenloyalität“, sagte Ritter. Wie ein solcher Service von den Käufern angenommen wird, testet das Unternehmen derzeit am Standort Stradella rund 60 Kilometer südlich von Mailand. Weitere Investitionen will das Unternehmen laut Ritter in den Neubau eines zusätzlichen Logistikzentrums investieren. Die Entscheidung für einen bestimmten Standort sei allerdings noch nicht gefallen, betonte Vorstand Rubin Ritter. „Er kann in Deutschland oder anderswo in Europa liegen.“

In der Hauptstadt entsteht bis 2018 der "Zalando-Campus"

Zudem investiert Zalando auch in der Hauptstadt. Bis 2018 soll in der Nähe der Mercedes-Benz-Arena in Friedrichshain der neue „Zalando-Campus“ entstehen. Auf dem rund 100 000 Quadratmeter großen Gelände sollen künftig insgesamt rund 5000 Mitarbeiter Platz finden. Derzeit seien die Berliner Büros des Unternehmens noch quer über die Stadt verteilt, sagte Vorstandsmitglied Robert Gentz.

Die Plattform soll künftig auch Konkurrenten zur Verfügung stehen

Geld fließt aber nicht nur in neue Gebäude und Standorte. So will Zalando in Zukunft nicht mehr nur als Händler, sondern gewissermaßen als „Betriebssystem“ für verschiedene Akteure der Modebranche fungieren. Ein Netzwerk aus Konsumenten, Einzelhändlern, Mode-Labels und Bloggern soll Zalando in Kombination mit digitalen Dienstleistungen zur „Einkaufsstraße für jeden Geschmack“ machen. Markenfirmen sollen auf der Plattform künftig unter anderem eigene digitale Shops einrichten und verwalten können. Auch bisherige Konkurrenten wie die Bekleidungsketten Zara und H&M, die selbst im Online-Handel aktiv sind, will das Unternehmen langfristig an seine Plattform binden. Gerade beim Shopping über mobile Apps sei es für die Modeunternehmen extrem schwierig geworden, Kunden gezielt anzusprechen, sagte Vorstand David Schneider.

Auch die Kundenfreundlichkeit soll sich verbessern

Daneben will das Unternehmen weiter an seiner Kundenfreundlichkeit feilen: Die bislang nur testweise eingeführte Lieferung am selben Tag der Bestellung („Same-Day-Delivery“) soll vorangetrieben werden. Wer besonders häufig bei Zalando bestellte Ware zurückschickt, braucht auch in Zukunft nicht zu befürchten, dass sein Konto gesperrt wird. Die Retourenquote liege seit Jahren recht konstant bei 50 Prozent, sagte Schneider. Künftig sollen bessere Bilder der Produkte und detaillierte Größenvorschläge auf der Plattform diesen Anteil drücken.

Wachstumspotenzial gibt es unter anderem in Großbritannien und Polen

Trotz der anstehenden Ausgaben will Zalando 2016 die Gewinnmarge konstant halten und am oberen Ende des langfristigen Umsatzwachstumsziels von 20 bis 25 Prozent wachsen. 2015 waren die Erlöse allerdings noch um 34 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro geklettert. In den 15 Ländern, in denen der Onlinehändler derzeit aktiv ist, würden jährlich im Modehandel 420 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet - die Berliner haben daran bislang nur einen Anteil von unter einem Prozent. „Deswegen sehen wir da schon noch extrem viel Luft, um zu wachsen“, sagte Vorstandsmitglied David Schneider. Wachstumspotenzial sieht man bei Zalando dabei vor allem in Großbritannien, Polen, Spanien und der Schweiz. Zalando ist seit Herbst 2014 an der Börse notiert und im vergangenen Jahr in den Mittelwerteindex M-Dax aufgestiegen. Die Aktie gab am Dienstag ein Prozent nach und notierte bei 26,70 Euro. Der Ausgabepreis hatte bei 21,50 Euro gelegen.

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