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Alfons Frese, stellvertretender Ressortchef Wirtschaft beim Tagesspiegel.

© Kai-Uwe Heinrich

Online oder offline?: „Das Leben ist auch ohne Internet schön"

Immer mehr Dienstleitungen sind nur noch online verfügbar. Das besorgt die Bundesregierung. Alfons Frese, stellvertretender Ressortchef Wirtschaft beim Tagesspiegel, berichtet, wie er im Alltag dem Internet aus dem Weg zu gehen versucht.

Ich hab’ noch auf der Straße gespielt. Am liebsten Fußball, gerne den ganzen Tag. Einen Fernseher hatten wir nicht in den 60er Jahren, auch kein Telefon. Mein Sohn hat auch Fußball gespielt, zwei Jahre in den 90ern, sogar in einem Verein in Schöneberg. Mit zwölf war Schluss. Es kam die Zeit von Fifa 2003, später dann 2004, 2005 und so weiter. Ein Fußballspiel für den Computer. Man sitzt davor, bewegt Hebel und Knöpfe und versucht, dem Gegner ein Tor zu verpassen. Richtig begriffen habe ich das nie. Und gegen den Bengel immer verloren.

Wenn ich heute Geräte nicht verstehe oder kaum zu nutzen weiß, ist er mein Mann. Zum Beispiel habe ich seit einem Jahr ein Smartphone, also ein mobiles Telefon, mit dem man auch Mails schreiben kann und Informationen aus dem Netz bekommt. Mein Sohn hat mir eine Fußball-App besorgt und in dem Gerät gespeichert. Oder heißt es „auf dem Gerät“? Sonnabendnachmittag, wenn ich ausnahmsweise nicht die Bundesligakonferenz im Radio höre, lasse ich mir dann von der App die Spielstände aus dem Netz holen. Liegt Schalke schon wieder hinten? Schöne Sache, aber nur halb so schön wie Radio.

Ein Kollege von mir klappt zum Frühstück sein iPad auf und guckt, was in der Zeitung steht. Ich höre lieber Deutschlandfunk und lese parallel die Zeitung, das Papier in der Hand. Abends ins Bett nehme ich gerne den „Spiegel“ mit – den kann man schön falten und in einer Hand halten. Was soll ich da mit einem Tablet?

Natürlich gehe ich im Büro ab und zu ins Netz, schlage mithilfe einer Suchmaschine irgendwelche Namen oder Daten nach und schaue mir den Wetterbericht an. Vorletzten Freitag zum Beispiel bei Wetteronline. Das Wochenende sollte richtig warm werden, um die 30 Grad und trocken. Es hat dann den ganzen Samstag geregnet und das Thermometer blieb bei 20 Grad stehen. Kann man einem Medium trauen, in das jeder alles Mögliche reinstopfen kann?

Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, irgendetwas im Netz zu kaufen oder etwa Überweisungen online zu tätigen. Trotz schlimmer Erfahrungen bin ich manchmal immer noch übermütig und kaufe Aktien. Aber doch nicht per Mausklick, sondern am Telefon mit meinem Bankberater, dessen Meinung ich zuvor einhole. Das schützt zwar auch nicht vor Kursabstürzen, aber es fühlt sich besser an, wenn es einen Mitwisser gibt.

Auf dem Weg ins Büro komme ich an einer Postbankfiliale vorbei, da tippe ich einmal im Monat am Überweisungsautomaten die Daten der Hausbesitzerin ein und zahle so meine Miete. Bei der Gelegenheit drucke ich Kontoauszüge und hefte sie später ab. Papier ist einfach vertrauter und vertrauenswürdiger als der Computer. Trotzdem besitze ich ein sogenanntes Netbook mit UMTS-Karte, so dass ich auch in meiner Datscha mal im Netz stöbern kann. Wenn es auf dem Land Empfang gibt. Und wenn das Ding funktioniert. Seit ein paar Wochen hakt es irgendwo, ich komme nicht ins Netz. Na und?

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