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Die Wechselsaison ist in vollem Gang. Wer seine Autoversicherung wechseln will, muss sich bis zum 30. November einen neuen Anbieter suchen. Auch wer den zum Jahreswechsel steigenden Stromkosten ausweichen will, muss jetzt etwas tun. Doch Vorsicht: Lesen Sie die Tarifbedingungen gründlich, damit Ihre Kröten nicht zum Falschen wandern. Foto: pa/dpa

© picture alliance / dpa

Online-Tricks: Fallstricke beim Anbieterwechsel

Ob Strom, Versicherung, Handy oder Waschmaschine: Viele Verbraucher suchen erst einmal im Internet nach dem günstigsten Angebot. Doch Vorsicht: Manche Firma rechnet sich nur mit Tricks billig.

Verbraucher im Stress: Bis zum 30. November muss man seine Autoversicherung kündigen, wenn man den Anbieter wechseln will. Auch wer dem zum Jahreswechsel drohenden Anstieg der Strompreise entkommen will, sollte sich in den nächsten Tagen einen neuen Lieferanten suchen. Erste Adresse für Wechselwillige ist das Internet. Das Problem: Auf die Daten der Portale kann man sich nur bedingt verlassen. Denn viele Anbieter arbeiten mit Tricks, um in den Vergleichslisten ganz nach vorne zu kommen.

STROM UND GAS

Rund 60 Prozent aller Haushaltsstromkunden haben schon einmal den Strom- oder Gasanbieter gewechselt. Das klappt in der Regel reibungslos. Doch es ist nicht ganz leicht, den Überblick zu gewinnen: In den meisten Großstädten haben Kunden heute die Wahl zwischen Angeboten von fast 120 Energiehändlern. Internetvergleichsportale wie Check24 oder Toptarif bieten eine Übersicht, entbinden den Kunden aber nicht davon mitzudenken: Wem nur wichtig ist, dass er am Ende der (in der Regel) zwölfmonatigen Vertragslaufzeit am wenigsten Geld gezahlt hat, kann mit Standardeinstellungen nach dem günstigsten Anbieter suchen und diesen auswählen.

Die günstigsten Tarife auf dem Strommarkt sind an spezielle Bedingungen geknüpft. So handelt es sich oft um sogenannte Pakettarife: Dort verpflichtet sich der Kunde, eine feste Menge Strom (etwa 3600 Kilowattstunden) zu bezahlen. Verbraucht er weniger, gibt es kein Geld zurück. Verbraucht er mehr, ist der zusätzliche Strom deutlich teurer. Eva Kollmann von Check24 rät, solche Tarife nur zu wählen, wenn man mit einem stabilen Verbrauch rechnet, der nicht mehr als zehn Prozent von den Vorjahren abweicht. Kommen neue Mitbewohner in den Haushalt oder schafft man sich neue sparsame Haushaltsgeräte an, gehe die Rechnung nicht auf, sagt Kollmann. Der Versorger hat durch die fixe Strommenge Preisvorteile im Einkauf, die es ihm ermöglichen, so billig zu sein.

Die meisten Klagen gebe es von Kunden, die einen Tarif ohne „Preisgarantie“oder „Preisfixierung“ für die volle Vertragslaufzeit gewählt haben und dann eine Preiserhöhung aufgebrummt bekommen, gegen die sie sich rechtlich nicht wehren können. „Wenn ein Versorger nur drei Monate Garantie gibt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, ist das quasi schon die Ankündigung der Erhöhung“, sagt Kollmann.

Eine ähnliche Falle sind Stromtarife, die noch nicht den Hinweis „EEG-Umlage für 2013“ enthalten. Die Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien steigt ab Januar nämlich um immerhin 1,685 Cent je Kilowattstunde, was bei einem Musterhaushalt knapp 60 Euro Mehrkosten im Jahr entspricht. Unterm Strich gebe es keine guten und keine bösen Tarife, heißt es bei den Vergleichsportalen. Man müsse nur wissen, auf was man persönlich Wert legt. Verbraucherschützer sehen das etwas anders: Vor allen Neukundenboni seien ein Lockmittel, bei dem es immer wieder Ärger gibt. So gewähren Anbieter wie Priostrom, Stromio und Almado keine festen Boni, sondern berechnen den Bonus prozentual nach dem Verbrauch. Transparent ist das nicht.

AUTOVERSICHERUNG

Die schlechte Nachricht: Wer eine günstige Autoversicherung sucht, kann sich nicht auf eine Quelle verlassen. Kein Internetportal deckt den gesamten Markt ab. So fehlt beim Marktführer Check24 etwa die von Verbraucherschützern häufig empfohlene Huk. Die Coburger Versicherung findet man bei Transparo, dafür muss dieses Portal auf Allsecur, die Internetversicherung der Allianz, verzichten. Aber auch wer sich durch verschiedene Portale geklickt hat, kann noch nicht sicher sein, wirklich das beste Angebot gefunden zu haben. „Portale und Versicherer arbeiten manchmal mit unterschiedlichen Einstellungen“, warnt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Um die Nutzer bei Laune zu halten, straffen die Portale ihre Abfragen. So verzichten einige auf die Frage nach jüngeren Familienmitgliedern (die das Auto mitbenutzen könnten) oder die im Jahr gefahrenen Kilometer. Diese Kriterien haben aber Einfluss auf den Preis. „Maßgeblich ist nicht das, was im Internet steht, sondern das konkrete Angebot der Versicherung“, sagt Verbraucherschützerin Boss. Tipp: An diesem Donnerstag bietet der Bund der Versicherten eine kostenlose Telefonberatung zur Autoversicherung an. Telefon: 0800/0003215, 16 bis 18 Uhr.

HANDY UND INTERNET

Ein aktuelles Smartphone für nur einen Euro – das klingt verlockend, vor allem wenn man weiß, dass die Spitzengeräte ohne Vertrag oft 600 Euro und mehr kosten. Doch wer auf diesem Weg ein günstiges Handy kauft, zahlt am Ende meist zu viel, warnt Rafaela Möhl vom Onlinemagazin Teltarif.de. „Die Verträge passen häufig nicht zum Nutzungsverhalten, und für das neue Handy werden über die gesamte Vertragslaufzeit erhöhte Grundgebühren fällig.“ Außerdem deckt der gebuchte Tarif nie alle Leistungen ab. Und durch hohe Minutenpreise von bis zu 29 Cent, die abseits der Inklusivleistungen anfallen, liegt die monatliche Rechnung schnell deutlich über der reinen Grundgebühr. „Oft ist es daher günstiger, Tarif und Handy separat voneinander zu erwerben“, rät Möhl. Zuerst sollte man sich also den optimalen Tarif suchen, dann das gewünschte Handy zum besten Preis. „Gute Smartphones, deren Leistung und Funktionen für den alltäglichen Gebrauch völlig ausreichen und die auch schick aussehen, gibt es bereits für 100 bis 300 Euro“, sagt Möhl. Auch wer sich nach einem neuen Internetanschluss umsieht, sollte die Vertragsbedingungen genau studieren. Nicht immer ist der günstigste Preis, der in Vergleichstabellen erscheint, auch dauerhaft günstig. Oft werben DSL-Anbieter mit günstigen Flatrates, die jedoch nur in den ersten Monaten gelten, um Kunden zu locken. Nach einigen Monaten steigt der Grundpreis dann automatisch an. Ein anderer Trick: Zunächst werden Zusatzleistungen kostenlos angeboten, wie zum Beispiel ein Sicherheitspaket. Wer diese Zusatzleistungen nicht wünscht und vergisst, sie sofort zu kündigen, zahlt am Ende jeden Monat mehr als eigentlich gedacht.

HAUSHALTSGERÄTE

Die Tücken des Internets musste auch Hermann Müller erfahren. Der Berliner hatte online nach der billigsten Waschmaschine gesucht. Er fand eine Siemens, Lieferung „versandkostenfrei“. Doch als Müller mit der Spedition telefonierte, stellte sich heraus, dass die Lieferung vor dem Haus – an der Bordsteinkante – enden sollte. Das ist kein Einzelfall. So bietet etwa die Firma „Elektro 2000“ auf der Vergleichsseite Idealo.de eine Siemens-Waschmaschine für 546,21 Euro an, das sichert ihr Platz eins. Doch hinzu kommen noch 30 Euro für den Versand. Wer die Maschine in die Wohnung getragen bekommen möchte, muss weitere 19,99 Euro ausgeben. Macht zusammen 596,20 Euro. Bei der Firma „Hamp“ kostet das Gerät samt Zwei-Mann-Lieferservice 589 Euro, doch das reicht gerade einmal für Platz sieben.

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