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Wirtschaft: Opec drosselt die Ölproduktion

Kartell befürchtet Preisverfall im kommenden Jahr – die Ölmärkte reagieren gelassen, aber höhere Benzinpreise sind zu erwarten

Berlin - Die Ölmärkte haben gelassen auf den Entschluss der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) reagiert, ab Januar weniger zu produzieren. Nach einem kurzzeitigen Anstieg pendelten sich die Preise am Freitag wieder auf dem Vortagesstand ein. Das Kartell einigte sich auf einer außerordentlichen Sitzung in Kairo darauf, sich wieder stärker an die eigenen Quoten zu halten. Man befürchte sonst im kommenden Jahr einen starken Preisverfall bei dem Rohstoff. Experten erwarten auch keinen Engpass bei der Ölversorgung durch die Opec-Entscheidung. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) rechnet laut ihrem neuesten Monatsbericht mit einem schwächeren Wachstum bei der Ölnachfrage im kommenden Jahr – vor allem in China.

Mitte der Woche waren die Preise für Benzin an den Tankstellen in Deutschland auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr gefallen. Öl war zwischenzeitlich so günstig wie seit gut vier Monaten nicht mehr. Davon profitierten die Verbraucher. In Deutschland betrug die Jahresinflationsrate im November 1,8 Prozent – nach zwei Prozent im Oktober.

Doch im Vorfeld der Opec-Tagung und nach zwar guten, aber etwas schlechter als erwarteten Zahlen zu den US-Ölvorräten stiegen die Preise wieder. Und beim Benzin ist offenbar ein weiterer Anstieg zu erwarten, selbst wenn sich die Lage beim Öl wieder stabilisiert. Rainer Winzenried, Sprecher von Shell Deutschland, sagte dem Tagesspiegel: „Die Tankstellenpreise sind in den vergangenen Wochen extrem stark gefallen.“ Im Schnitt hätten die Notierungen täglich um einen Cent je Liter nachgegeben. Dieser Rückgang sei stärker gewesen, als er von den Einkaufspreisen in Rotterdam zu rechtfertigen gewesen wäre. Auch die jüngste Preiserhöhung hätte diese Differenz nicht wieder ausgeglichen, sagte Winzenried.

Die Verbraucherzentrale Berlin hatte auch vor kurzem darüber berichtet, dass vor allem mittelständische Tankstellen große Probleme wegen zu niedriger Margen bekommen hätten. Auch Rainer Wiek, Chefredakteur des Fachblatts Energieinformationsdienst (EID) sagte, vor allem beim Diesel hätten viele Mittelständler in diesem Jahr Probleme gehabt und rote Zahlen geschrieben.

Für 2005 ist laut IEA wieder mehr Ruhe an den Ölmärkten zu erwarten. In diesem Jahr hatte insbesondere China mit seiner stark wachsenden Nachfrage die meisten Analysten überrascht und war neben der unsicheren Lage in wichtigen Ölländern wie im Irak, Venezuela, Nigeria und Russland für einen großen Teil der Unsicherheit an den Ölmärkten verantwortlich. Offenbar wirkt jetzt der mittlerweile sehr hohe Ölpreis dämpfend auf die Nachfrage. Während in diesem Jahr der chinesische Bedarf um 14,7 Prozent zugelegt hatte, dürfte er im kommenden Jahr nur noch um 5,7 Prozent wachsen. Für die Welt insgesamt sinkt das Wachstum der Nachfrage im kommenden Jahr auf 1,7 Prozent nach 3,3 Prozent in diesem Jahr. Allerdings bleibe China kurzfristig ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor, betonte die IEA.

Die Opec, die mittlerweile am Limit fördert, beschloss deshalb, ihre Überproduktion zu drosseln. Offiziell dürfen die Mitglieder 27 Millionen Barrel am Tag produzieren. Doch um die hohen Ölpreise zu drücken, hatte das Kartell den Ländern freie Hand bei der Produktion gelassen. Saudi-Arabien, der wichtigste Ölförderer der Welt, liegt mittlerweile bei etwa elf Millionen Barrel pro Tag. Erlaubt sind ihm eigentlich nur knapp 8,8 Millionen Barrel ( siehe Tabelle ). Die Überproduktion aller Mitglieder liegt laut Schätzungen bei etwa 1,5 Millionen Barrel pro Tag. Ab kommenden Januar werde diese um eine Million Barrel reduziert, teilte die Opec im Anschluss an ihr Kairoer Treffen mit. Am 30. Januar soll auf einem außerordentlichen Treffen in Wien geprüft werden, wie sich die Beschlüsse ausgewirkt haben.

Von Ölexperten wurde der Beschluss als unproblematisch eingestuft. „Das bedeutet keine Probleme für die Versorgungslage“, sagte Barbara Meyer-Bukow vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) dem Tagesspiegel. „Es wird genug Öl geben, genauso wie bisher.“ Die Opec wolle schließlich auch keinen Engpass herbeiführen. Auch beim Heizöl sehe es für diesen Winter nicht nach Knappheit aus. Trotz der Zurückhaltung der privaten Verbraucher in den vergangenen Monaten seien die Bestände nicht so niedrig, dass man sich Sorgen machen müsste.

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