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Wirtschaft: Opec findet Öl zu teuer

Förderkartell will nicht mehr exportieren. Glos sieht Risiko für den Aufschwung

Berlin - Die Opec reagierte am Freitag mit einem ungewöhnlichen Kommentar auf die neue Ölpreisexplosion: Der aktuelle Höchststand von über 80 Dollar für ein Barrel (159 Liter) sei „zu hoch“, sagte Opec-Generalsekretär Abdullah el Badri in Wien. Nach Meinung der Organisation erdölexportierender Länder, die eigentlich vom teuren Öl profitiert, rechtfertigt die angespannte Lage der Weltwirtschaft diesen Preis nicht.

Hinter dem ökonomischen Argument steckt eine zweite Wahrheit: Die Opec will verhindern, dass mehr Öl gefördert wird. Am Donnerstag hatte ein Sprecher des Kartells jede Verantwortung für den jüngsten Preisanstieg zurückgewiesen. Die Opec sieht hinter dem Preissprung vielmehr das Werk von Spekulanten, die auf den Terminmärkten erfolgreich mit Ölderivaten auf steigende Notierungen wetten. Am Dienstag hatte das Ölkartell die Förderquoten für die Zwölf-Länder-Organisation nur um 500 000 Barrel pro Tag erhöht. Einen Tag später markierte US-Leichtöl das Allzeithoch von 80,20 Dollar pro Fass. Am Freitag gaben die Notierungen wieder etwas nach, Händler nahmen Gewinne mit. Ein Barrel US-Öl kostete zuletzt 79,64 Dollar.

Ob künstliche Verknappung oder Spekulation, hohe Nachfrage aus den Schwellenländern, gesunkene Lagerbestände in den USA oder die Hurrikan-Bedrohung im Golf von Mexiko – Gründe für einen Anstieg des Ölpreises gibt es genug. In aktuellen Preisen gerechnet ist Öl so teuer wie nie zuvor. Zieht man die Inflation ab, ist das Niveau der 70er Jahre zwar noch nicht erreicht. Verbraucher und Unternehmen bekommen den Kostendruck gleichwohl zu spüren.

So liegt der Durchschnittspreis für einen Liter Diesel bei 1,20 Euro, Heizöl kostet rund 64 Cent je Liter bei Abnahme von 3000 Litern, wie die Mineralölwirtschaft mitteilte. Diese Preise liegen nur knapp unter den absoluten Höchstständen. Für einen Liter Superbenzin müssen die Autofahrer rund 1,37 Euro bezahlen. Das sind drei Cent mehr als im Durchschnitt des Monats August, aber immer noch sechs Cent weniger als der Höchststand dieses Jahres im Mai. Etwas entlastet werden die Verbraucher in Deutschland durch den starken Eurokurs gegenüber dem US-Dollar, weil Öl und Ölprodukte in Dollar bezahlt werden.

Noch ist nicht sicher, ob sich der Preisschub auch auf die Konjunktur insgesamt niederschlägt. Öl ist nicht das einzige aktuelle Risiko für die Weltwirtschaft und damit für die deutsche Konjunktur. Wirtschaftsminister Michael Glos räumte am Freitag in der Haushaltsdebatte des Bundestages ein, dass es einige Gefahren für den Aufschwung gebe. Neben dem Ölpreis seien dies die Finanzkrise und der schwache Dollar. „Es ziehen am Konjunkturhimmel Wolken auf“, sagte der CSU- Politiker. Gleichwohl beurteile er die weitere Wirtschaftsentwicklung optimistisch. Die offizielle Prognose der Regierung liegt bei 2,3 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hatte am Donnerstag seine Schätzung für 2007 von 3,2 auf 2,7 Prozent reduziert und als Grund das Desaster am US-Hypothekenmarkt genannt.

Die Opec versuchte sich am Freitag mit weiteren Beschwichtigungen aus der Affäre zu ziehen. In ihrem Monatsbericht schätzt die Organisation, dass die weltweite Nachfrage nach Öl in diesem und im kommenden Jahr nur leicht steigen wird. 2007 werde die Nachfrage, einen „normalen Winter auf der Nordhalbkugel vorausgesetzt“, um 1,51 Prozent steigen, 2008 dann um 1,57 Prozent. mot

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