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Opel-Bieter: Lenny und der Blitz

Der deutsche Chef eines US-Finanzinvestors will den Zuschlag für Opel holen.

Düsseldorf - Er sei clever, heißt es, ein geschickter Verhandler und dazu hartnäckig wie kein zweiter:  Leonhard Fischer, 46 Jahre alt und Chef des Finanzinvestors RHJ International, hat den Ruf eines Ausnahmetalents, das in Verhandlungen immer für einen unerwarteten Schachzug gut ist. Auch im Rennen um die Übernahme von Opel könnte Fischer jetzt noch der Überraschungsangriff glücken, denn offenbar hat RHJ in den Bieterverhandlungen deutlich aufgeholt, nachdem Konkurrent Magna schon fast als der Gewinner galt.

Es wäre nicht das erste Mal, das Fischer seinem Ruf als „Stehaufmännchen“ gerecht würde. In seiner Karriere hat er sich nach Rückschlägen mehrfach wieder an die Spitze gekämpft. Die Laufbahn des gebürtigen Emsländers, der in Bielefeld und in den USA Betriebswirtschaft studierte, begann mit einer Trainee-Stelle bei der Investmentbank JP Morgan in New York. Innerhalb von sieben Jahren arbeitete sich Fischer bis in die deutsche Geschäftsführung hoch. 1995 wechselte er zur Dresdner Bank, wo er nach nur vier Jahren in den Vorstand aufsteigt. Mit 36 Jahren war Leonhard Fischer, den viele nur mit dem Spitznamen „Lenny“ ansprechen, der jüngste Bankenvorstand der Republik und wurde als Wunderkind der Branche gehandelt.

Fischers Erfolgsgeschichte nahm eine jähe Wendung, als die Dresdner Bank im Jahr 2002 an die Allianz verkauft wurde. Als Chef der Investmentbanking-Sparte geriet er mit Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle in einen Zwist über die Zukunft des Geschäfts. Fischer musste gehen. Doch das Glück war auf seiner Seite: Der Schweizer Versicherer Winterthur, eine kriselnde Tochter der Großbank Credit Suisse, suchte einen neuen Chef. Fischer sagte zu, obwohl er als Investmentbanker wenig Kenntnis vom Versicherungsgeschäft hatte. Es gelang ihm, das Unternehmen zu sanieren, und 2006 rückte Fischer in den Vorstand der Credit Suisse. Dort galt er als aussichtsreichster Nachfolger von Vorstandschef Oswald Grübel. Aber als Grübel 2007 ging, bekam ein anderer den Spitzenjob. Eine große Enttäuschung für Fischer.

Der junge Mann gilt aber nicht nur als standhaft, sondern auch als exzellent vernetzt. So dauerte es nicht lange, bis er zu RHJ wechselte. Dort machte er bald Schlagzeilen, als er beim Verkauf der Mittelstandsbank IKB mitbot. Den Zuschlag bekam ein anderer, doch auch diese Niederlage hat Fischer nicht verunsichert. Unverdrossen las er im Interview den früheren Banker-Kollegen die Leviten und polterte, die Branche habe in der Finanzkrise versagt. Lenny Fischer ist eigenwillig und geht seine eigenen Wege. Auch wenn ihm die Opel-Übernahme auf den letzten Metern doch nicht glücken sollte – man wird auf jeden Fall noch von ihm hören. Andreas Menn

Andreas Menn

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