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Hoffnungsträger. Opel will 50 000 Stück des neuen Kleinwagens Adam pro Jahr verkaufen. Am Donnerstag lief die Produktion im Eisenacher Werk an.

© Reuters

Opel-Hoffnungsträger: Adam sucht Eva

In Eisenach startet die Produktion des Adam. Für Opel soll er eine junge Zielgruppe ansprechen – und die GM-Tochter wiederbeleben. Dass der Marktanteil in diesem Jahr steigt, glaubt aber nicht einmal der Opel-Chef.

Der erste Adam, der am Donnerstag in der Eisenacher Fertigungshalle vom Band rollt, hat ein schwarzes Dach und eine gelbe Karosserie. Für eine gute Stunde werden im angeblich produktivsten Kleinwagenwerk der Welt die Bänder angehalten. Von Krise ist an diesem Tag bei Opel ausnahmsweise mal nichts zu spüren. Aufsichtsratschef Steve Girsky lacht, der stellvertretende Opel-Chef Thomas Sedran freut sich, und die 1600 Opelaner in Eisenach klatschen Beifall.

Es ist nicht nur ein besonderer Tag für den angeschlagenen Automobilhersteller, weil eines der wichtigsten Modelle für die kommenden Jahre vorgestellt wird. Sondern es ist auch ein Vertrauensbeweis des Mutterkonzerns General Motors (GM) für die deutsche Tochter mit ihren bundesweit 20 000 Mitarbeitern. „Erstmals sind wir in Eisenach die ersten und die einzigen, die ein neues Opel-Modell bauen“, sagt Betriebsratschef Harald Lieske. Der Adam wird das Werk in Thüringen, wo bislang ausschließlich der Corsa produziert wird, auf Jahre sichern und soll Opel Rückenwind in schwierigen Zeiten geben.

„Uns liegt schon die stolze Zahl von mehr als 16 000 Bestellungen vor“, sagte Thomas Sedran. „Obwohl das Auto erst am 19. Januar zu den Händlern kommt.“ Und dies seien fast nur Aufträge aus Deutschland. In Europa, der Türkei und in Russland läuft die Marketingmaschine für den Kleinwagen, der bei Opel „Ädäm“ genannt wird und in der Basisausstattung 11 500 Euro kostet, erst noch an.

190 Millionen Euro hat Opel in die Entwicklung des pfiffigen Kleinwagens gesteckt, der kein Nischenfahrzeug, sondern wie Corsa und Astra ein Volumenmodell werden soll. Vor drei Jahren begann die Entwicklung in Rüsselsheim, anfangs noch unter dem Namen Junior. Der kleinste Opel bietet Gestaltungsmöglichkeiten wie kein Wettbewerber in seiner Klasse: Für das Äußere gebe es mehr als 61 000 Variationen, für das Innere sogar 82 000, sagte Sedran. Das macht die Produktion aufwendig – und teuer. Trotzdem ist man vom Erfolg überzeugt.

50 000 Adams könnten pro Jahr verkauft werden, schätzt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Neben Deutschland gelten Italien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande als aussichtsreiche Märkte. Opels Kleinster soll auch das brachliegende Geschäft in Südeuropa beleben. Sedran selbst gibt keine Prognose ab. In Eisenach könnten pro Jahr 130 000 Autos gebaut werden, davon etwa 80 000 Adam, sagt Betriebsratschef Lieske, der 2013 mit einer Auslastung des Werks zu etwa zwei Dritteln rechnet.

Opels anderer Hoffnungsträger heißt Mokka. In diesen Tagen beginnt der Verkaufsstart für den kleinen Geländewagen, für den laut Sedran mehr als 65 000 Bestellungen eingegangen sind. Allerdings wird der Mokka in Korea gebaut und stützt insofern die Beschäftigung bei Opel nur indirekt.

Adam und Mokka allein werden Opel freilich nicht aus der Krise holen. 2012 brachen die Neuzulassungen des Herstellers in Deutschland um 16 Prozent auf nur noch 213 627 Pkw ein. Allein im Dezember gab es ein Minus von fast 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Opel-Mutter General Motors rechnet in Europa für 2012 erneut mit einem Betriebsverlust von 1,4 Milliarden Euro, 2013 könnte es auch dank des Adam etwas weniger werden. Frühestens 2015 erwarten die Amerikaner für ihr Europageschäft ein ausgeglichenes Ergebnis.

Sedran räumt am Rande der Adam-Feier in Eisenach denn auch ein, dass die Lage 2013 angespannt bleibe. „Die Märkte, in denen wir verkaufen, werden sich in diesem Jahr nicht verbessern. Die Neuzulassungen in Europa werden um weitere vier Prozent zurückgehen.“ Er erwarte deshalb auch nicht, dass Opel seinen Marktanteil steigern werde. In Deutschland ist er 2012 auf 6,9 Prozent abgesackt, in Europa von 7,4 auf 6,8 Prozent. Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) fordert Opel-Aufsichtsrats-Chef Girsky am Donnerstag auf, in der GM-Zentrale in Detroit für mehr Exporte zu werben. „Ein so tolles Auto wie der Adam muss auch in China, Russland und den USA verkauft werden.“

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