zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Optimismus pur

Industrie hebt in Hannover Konjunkturprognose an / Maschinenbau rechnet mit neuen Rekorden

Hannover - Die Industrie hat zum Auftakt der Hannover Messe ihre Wachstumserwartungen deutlich nach oben geschraubt. Die Schlüsselbranche Maschinenbau erwartet, dass weitere Rekordmarken gesetzt werden. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erhöhte wiederum am Montag zu Beginn der weltgrößten Industrieschau seine Wachstumsprognose für Deutschland deutlich auf bis zu 2,5 Prozent. Das ist ein halber Prozentpunkt mehr als noch zu Jahresanfang. BDI-Präsident Jürgen Thumann schließt nicht aus, dass die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr zeitweise unter 3,5 Millionen sinkt. Ende März waren hier zu Lande 4,1 Millionen arbeitslos gemeldet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verschaffte sich zu Beginn der Industriemesse einen Überblick über die wichtigsten Trends. Bei einem gemeinsamen Rundgang mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan durch die Messehallen versprach die Kanzlerin, Innovationen auch weiter zu fördern. Forschung und Entwicklung gehörten traditionell zu den deutschen Stärken. Zudem sollten die engen wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei gefestigt und vorangebracht werden, sagte die Kanzlerin. Die Türkei ist das Partnerland der 60. Hannover Messe, die noch bis zum Freitag dauert. Insgesamt zeigen rund 6400 Aussteller aus mehr als 60 Ländern ihre Produkte. Schwerpunkte sind Energie, Klimawandel und die wachsende Automatisierung der Industrie. Die Messe gilt als Gradmesser für die konjunkturelle Entwicklung.

BDI-Präsident Thumann rechnet damit, dass Exportweltmeister Deutschland im laufenden Jahr seine Ausfuhren um bis zu zehn Prozent steigert. Wenn die Arbeitslosigkeit weiter sinke, werde dies auch den privaten Konsum ankurbeln, sagte er. Bislang wurde das deutsche Wirtschaftswachstum fast ausschließlich vom Export getragen.

Optimismus strahlten auch die Maschinenbauer aus. Im laufenden Jahr könnte die Branche stärker wachsen als bisher angenommen. Die derzeitige Prognose für 2007 von einem Wachstum von vier Prozent sei „nicht in Stein gemeißelt“, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gestern mit. „Es kann auch mehr werden.“ Der VDMA hofft zudem, dass sich der Trend auf Grund der guten Auftragslage und der Auslastung der Unternehmen 2008 fortsetzt. Dies bedeute zusätzliche Arbeitsplätze.

Der Maschinenbau liefert seit Monaten Rekordzahlen und erlebt die längste Wachstumsphase seit mehr als 30 Jahren. Die Branche beschäftigt rund 885 000 Menschen in Deutschland. 2007 erwartet der Verband einen Aufbau von 10 000 Jobs, falls genug Qualifizierte zu finden sind. Die Geschäfte der Branche laufen so gut, dass der Trend zu Produktionsverlagerungen ins Ausland gestoppt wurde. Die Auftragseingänge lägen derzeit weiterhin im zweistelligen Plus, und zwar im Inland wie auch im Ausland, sagte VDMA-Präsident Dieter Brucklacher. Dem folgten Investitionen im Inland.

Die Triebkraft des deutschen Aufschwungs ist also die deutsche Industrie. Die Stimmung in der Wirtschaft sei ausgezeichnet, sagte Thumann. Dennoch sei noch viel zu tun. Angesichts der Prognose von fast fünf Prozent Wachstum der Weltwirtschaft seien 2,5 Prozent in Deutschland nicht viel. Auch die erwarteten Investitionszuwächse von fünf bis sechs Prozent seien nicht ausreichend.

Positive Ausblicke gab es am Montag von weiteren Branchen. Die deutsche Stahlindustrie erwartet 2007 weiteres Wachstum. Nach 47,2 Millionen Tonnen Rohstahlerzeugung im Vorjahr geht die Wirtschaftsvereinigung Stahl für 2007 von rund 47,5 bis 48 Millionen Tonnen aus. Die Kapazitätsauslastung der Branche liegt bei 95 Prozent. Es gebe Aufträge für mehr als drei Monate und damit deutlich mehr als im langjährigen Durchschnitt, erklärte der Verband. Die Branche will 2007 rund 1,3 Milliarden Euro investieren.

Ähnlich freundlich sieht es in der Elektroindustrie aus. Der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes, Gotthard Graß, hält ein höheres Wachstum als die bisher erwarteten fünf bis sechs Prozent für möglich. „Die bisherige Prognose ist nur der untere Rand“, sagte Graß. Die Nachfrage in der nach dem Umsatz zweitgrößten deutschen Industriebranche sei sehr robust. In vielen Bereichen würden zu enge Kapazitäten ein höheres Wachstum behindern. Es werde weltweit nur sehr zögernd in neue Kapazitäten investiert. Mjh/elr(HB)/dpa

-

Zur Startseite