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ORTSTERMIN: Das Heulen des grauen Wolfes

Und warum sind Sie gekommen? „Ich habe mit dem Mann noch eine Rechnung offen“, sagt die Chefin einer metallverarbeitenden Firma aus Berlin.

Und warum sind Sie gekommen? „Ich habe mit dem Mann noch eine Rechnung offen“, sagt die Chefin einer metallverarbeitenden Firma aus Berlin. Es klingt nicht ganz ernst, aber schon so, als habe sie einmal verdammt lange auf einem zugigen Bahnsteig stehen müssen – damals, als „der Mann“ noch Chef der Deutschen Bahn war: Hartmut Mehdorn. Am Ende wird aber auch sie Applaus spenden.

Mit 300 Gästen ist jeder Sitzplatz im Konferenzsaal im Ludwig Erhard Haus der IHK voll besetzt. Deutschlands einst umstrittenster Manager ist der Redner an diesem Morgen. Und er hat auch mit bald 70 Jahren kaum Biss verloren, auch nicht auf dem Chefposten bei Air Berlin, wo er seit September sitzt. Man habe sich wohl gedacht, dass man einen „grauen Wolf“ auf dem Posten brauche, sagt Mehdorn – nachdem er seinen Vorgänger Joachim Hunold als „begnadeten Vertriebsmann“ und „Modellathleten“ bezeichnet hat, der Air Berlin zur Nummer Zwei hierzulande gemacht hat. „Nun muss Air Berlin aber industrialisiert werden. Und dafür stehe ich“. Er ziehe nun neue Führungsstrukturen ein, wie sie ein Unternehmen mit fast 9000 Mitarbeitern braucht.

In der Tradition seines Vorgängers klagt Mehdorn aber erst einmal: Die Kerosinpreise seien innerhalb eines Jahres um 22 Prozent gestiegen, was die Bilanz mit 200 Millionen Euro belastet habe. 165 Millionen habe die Luftverkehrssteuer gekostet, dazu kamen Lotsenstreiks und der arabische Frühling in Tunesien und Ägypten. „Insgesamt hatten wir rund 400 Millionen Euro Kosten, die wir nicht an die Kunden weitergeben konnten“, sagt er. Vor allem die Steuer regt ihn auf. „Da hat sich der Bundesfinanzminister hingesetzt und gesagt, na ja, da können wir mal die Airlines ein bisschen abzocken. Und das Kabinett habe das auch mal eben so am Nachmittag beschlossen“, schimpft er. Überhaupt sei in dem Geschäft derzeit „nicht so richtig Land in Sicht“.

Aber Mehdorn kriegt die Kurve. Es werde besser: Mit dem Beitritt zur Flugallianz One World, mit dem neuen Partner Etihad Airways aus Abu Dhabi und mit „unserem neuen Heimatflughafen“, der im Juni öffnet. Wichtig sei, dass es Air Berlin gelinge, dort einen Hub, ein Drehkreuzkonzept, aufzuziehen. „Wenn unsere Partner sehen, wie das geht, sind die schneller da, als man gucken kann“, sagt Mehdorn. Dann werde BER ein Erfolg.

Moderator Jan Eder von der IHK verabschiedet den Gast, der müsse pünktlich einen Flug erreichen. „Der kommt pünktlich“, antwortet Mehdorn überzeugt. „Ist Lufthansa“. Nochmal Applaus im Saal.

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