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Isst notfalls auch Bisonleber: Leonardo DiCaprio im Film "The Revenant"

© dpa

Ortstermin: Lustige Brote für Leonardo DiCaprio

Bundesernährungsminister Christian Schmidt will das Schulessen aufwerten. Helfen soll dabei Superstar Leonardo DiCaprio.

Werden die Hollywood-Stars bei der nächsten Berlinale lustige Brotgesichter statt feiner Kreationen aus Sternerestaurants aufgetischt bekommen? Das ist zumindest der Plan von Bundesernährungsminister Christian Schmidt. Nach den Filmfestspielen will sich der CSU-Minister mit Berlinale-Macher Dieter Kosslick treffen und über seinen wagemutigen Plan sprechen. „Leonardo DiCaprio soll auch mal die Chance haben, gute Kita- und Schulverpflegung zu testen und nicht nur Sterneessen“, sagte Schmidt am Dienstag in Berlin.

Leo wird das überleben. Immerhin muss DiCaprio in seinem neuen Film „The Revenant“ rohe Bisonleber verspeisen. Verglichen damit sind die Brotscheiben, die Aaron, Julian, Robin und ihre Freunde aus der dritten Klasse einer Grundschule in Woltersdorf an diesem Dienstag im Ernährungsministerium mit Paprika, Gurken und Möhren schmücken, eine Delikatesse. Der Minister – Lieblingsessen Sauerbraten mit Nudeln – hat die Schüler in sein Ministerium eingeladen, um zu zeigen, dass sein Programm zur Ernährungsbildung wirkt. Alle Kinder können nämlich den vom Ministerium erfundenen Ernährungsführerschein vorweisen und so beweisen, dass sie sich mit gesundem Essen auskennen.

Es fehlt Wissen um gesunde Ernährung

Doch viele tun das nicht. Obwohl inzwischen jeden Tag fünf Millionen Kinder in Kitas oder Schulen essen, fehlt es am Wissen um gesunde Ernährung, bemängelt der Minister. Schmidt will das ändern. „Ernährungsbildung ist praktische Gesundheitslehre“, sagt er. Und was Hänschen nicht lernt ... „Wir müssen in den ersten zehn Lebensjahren eines Menschen den Grundstein für ein gesundes Verhältnis zum Essen legen“, mahnt er. Blöd nur, dass das genau das Alter ist, in dem Kinder Gurke, Salatblatt und Tomate aussortieren, damit sie den Burger ohne all das störende Zeug essen können.

Was tun? Schmidt setzt auf Aufklärung. Sämtliche Bildungspakete, die sein Haus für die verschiedenen Schulformen anbietet, sollen jetzt kostenlos an die Lehrer abgegeben werden. Für Flüchtlinge in den Willkommensklassen soll es eine spezielle Bildungsbox geben, die Migranten die deutsche Sprache und Ernährungswissen nahebringt – zwei auf einen Streich.

Schmidt fordert Schulfach für Ernährung

Infomaterial, Ernährungsführerschein, das alles ist schön und gut, doch eigentlich hätte der Minister gern noch mehr. Ein eigenes Schulfach Ernährungsbildung schwebt ihm vor, doch die dafür zuständigen Kultusminister der Länder mauern. Zwar gibt es seit einigen Jahren verstärkt Verbraucherbildung in den Lehrplänen, doch verstehen die Kultusminister darunter eher Handyverträge und Girokonto als Kalorien und Vitamine.

Mit einer neuen Studie will Schmidt die Minister nun vom Besseren überzeugen. Eine großangelegte Untersuchung zur Ernährungsbildung – die erste dieser Art seit 15 Jahren – soll beweisen, dass das wichtige Thema Ernährung in der Lehrer- und Erzieherausbildung zu kurz kommt. Betreut wird das Projekt von Helmut Heseker, Professor am Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit an der Uni Paderborn und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Sollte die Studie zu dem erwarteten Ergebnis kommen, dass es Handlungsbedarf gibt, wird Schmidt versuchen, die Kultusminister weichzukochen.

Vielleicht würde es aber auch schon helfen, wenn das Schulessen besser wäre und die Schüler genug Zeit hätten, ihre Mahlzeiten in Ruhe zu verzehren?

Tim Mälzer dient als Vorbild

In Großbritannien hat Starkoch Jamie Oliver es schon vor Jahren geschafft, eine Diskussion über das Schulessen auszulösen, in Deutschland hat Minister Schmidt ebenfalls einen Promi als Anwalt für bessere Schulkantinen gewinnen können – Tim Mälzer. Der kocht gelegentlich gemeinsam mit Schmidt in Schulen und zeigt, was möglich ist.

Die lustigen Butterbrotgesichter, die die Grundschüler am Dienstag produziert haben, sind da schon mal ein guter Anfang. Tim Mälzer hat übrigens die Liebe zum Kochen von der Mutter. Während er nachmittags am Küchentisch Hausaufgaben gemacht hat, hat die Mutter für das Abendessen gekocht.

Und wie sieht es bei den Schülern in Woltersdorf aus? Gibt es dort jetzt jeden Morgen lustige Möhrengesichter? Von wegen. Die einen essen gesundes Müsli, sagen sie zumindest, andere bekennen sich zu Cornflakes und Nutella. Aber ehrlich: Besser als Bisonleber ist das allemal.

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