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Ortstermin mit Kenneth Rogoff, Harvard-Professor: "Raus mit den Griechen"

Die Problemländer in der Euro-Zone müssen umschulden - und Griechenland auf den Euro verzichten. Dass letzteres sinnvoll wäre, meint der ehemalige Chefökonom des IWF Rogoff. Dass dies ebenso unrealistisch ist, weiß er aber auch.

Gelächter im Saal. Soeben hatte Kenneth Rogoff, Harvard-Professor und ehemaliger IWF-Chef-Ökonom, mit einem Lächeln für einen Ausschluss Griechenlands aus der europäischen Währungsunion plädiert, da meldete sich einer der rund 250 Gäste im Bundesfinanzministerium (BMF) zu Wort. Er sei von der Universität Thessaloniki, Griechenland, und – wer könnte es ihm verdenken – anderer Meinung. Auch Rogoff musste schmunzeln, blieb allerdings mit der charmanten Souveränität eines amerikanischen Professors bei seinem harten Urteil: „Aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten, wäre ein Ausstieg für zehn, 15 Jahre, um sich zu sanieren, die vernünftigste Lösung.“ Realistisch aber, soweit konnte er den Griechen dann doch beruhigen, sei das nicht.

Es war eine lebhafte Diskussion, die sich am Mittwochabend an der Wilhelmstraße entwickelte. Zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „BMF im Dialog“ war mit dem Harvard-Professor Rogoff gleich eine namhafte Größe in den großen Saal des Ministeriums der Finanzen gekommen. Unter dem Motto: „Dieses Mal ist alles anders – Lehren aus der Finanzkrise“, gleichzeitig der Titel von Rogoffs neuem Buch, sprach sich der 57-Jährige vor allem für Umschuldungen bei den Problemländern der Euro-Zone aus. „Die Umstrukturierung von Schulden in Portugal, Irland und Griechenland wird unvermeidbar sein“, sagte er.

Denn die Gefahr, dass andere Länder sich ansteckten, sei groß. Im Gegensatz zu vielen anderen Ökonomen ist der Amerikaner der Meinung, dass die Krise längst nicht überstanden ist. „Die Krisenwahrscheinlichkeit wird hoch bleiben“, sagte Rogoff. Deswegen sei es wichtig, einen Mechanismus zur Umschuldung und für Staatsbankrotte zu entwickeln.

Das Ziel des Ministeriums jedenfalls, einen Austausch zwischen den finanzpolitischen Entscheidern und der Wissenschaft zu schaffen, ist zumindest am ersten Abend gelungen. Professoren plauderten im Anschluss mit Mitarbeitern des Ministeriums bei Snacks und Getränken, die „im Rahmen des Haushalts“ waren, wie der moderierende Parlamentarische Staatssekretär Steffen Kampeter witzelte. Die Lacher des Abends aber hatten die Griechen auf ihrer Seite.

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