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Glühbirnenfabrikation im Osram-Werk. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war da noch viel zu tun. 2011 produzierte Osram die letzte Glühbirne in Deutschland.

© picture-alliance/ dpa/dpaweb

Osram streicht 7800 Stellen: Finstere Aussichten

Der Leuchtmittelhersteller Osram baut weitere 7800 Arbeitsplätze ab. Betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen im Ausland drohen. Auch die Produktion in Berlin ist betroffen.

Der Lichtmarkt verändert sich radikal. Und Osram reagiert darauf mit einem weiteren Sparprogramm, das erneut 7800 Arbeitsplätze kosten wird. Und es wird nicht das letzte sein: „Wir haben stets betont, dass der Wandel im Lichtmarkt auch nach 2014 weitergehen wird und zusätzliche Kapazitätsanpassungen erforderlich macht“, sagte Osram- Chef Wolfgang Dehen am Mittwoch. Auch künftig werde es weitere Maßnahmen geben, „um unsere Stellung als führender Leuchtmittelhersteller langfristig zu sichern“. Die IG Metall wirft dem Management der ehemaligen Siemens-Tochter vor, zu zögerlich auf den technischen Wandel reagiert zu haben. Dieser Managementfehler müsse nun von der Belegschaft ausgebadet werden.

Bis zum Jahr 2017 will Osram im Inland etwa 1700 Stellen streichen und weitere 6100 Stellen außerhalb Deutschlands. Im Zentrum stehen die Fabriken für traditionelle Produkte der Allgemeinbeleuchtung (wie Leuchtstoff- und Halogenlampen), Stellen werden aber auch in Vertrieb und Verwaltung gestrichen. Hierzulande sind demnach besonders der Unternehmenssitz in München sowie die Werke der Allgemeinbeleuchtung in Augsburg, Berlin und Eichstätt betroffen. Osram will so bis Ende des Geschäftsjahres 2017 zu einer dauerhaften Kostensenkung von rund 260 Millionen Euro kommen. Dabei rechnet das Management damit, dass der Umbau im selben Zeitraum 450 Millionen Euro kostet. Das bereits laufende Sparprogramm soll Ende 2014 abgeschlossen sein und damit der Abbau von 8700 Arbeitsplätzen, 1450 davon in Deutschland und 550 davon in Berlin.

Weltweit werden noch 34.000 Mitarbeiter beschäftigt

Osram gehört zu den größten Anbietern auf dem Lichtmarkt. Im abgelaufenen Quartal setzte das Unternehmen mit knapp 34 000 Mitarbeitern weltweit 1,2 Milliarden Euro um und verdiente nach Steuern 44 Millionen Euro, 30 Millionen mehr als im Vorjahresquartal. Obwohl Osram seine Prognose für das laufende Jahr stabil hielt, stürzte die im M-Dax notierte Aktie um mehr als sieben Prozent ab.

Glühlampen produziert Osram seit 2011 nicht mehr. Sie werden ebenso wie Leuchtstoffröhren oder Halogenlampen durch LEDs ersetzt. Mit dem technischen Wandel sind neue Anbieter auf den Markt gekommen – von Cree aus den USA über Samsung aus Korea bis Nichia aus Japan. Sie kommen aus dem Halbleiterbereich und sorgen für einen hohen Preisdruck, der wiederum dazu führt, dass die traditionellen Leuchtmittel noch schneller abgelöst werden. Ein wichtiger Geschäftsbereich ist die Spezialbeleuchtung mit einem Umsatz von 378 Millionen Euro im Quartal (plus fünf Prozent), zu der die Autolampen gehören. Am stärksten wächst der Bereich LED (plus 60 Prozent). Dagegen schrumpft das Geschäft mit den klassischen Leuchtmitteln (minus 19 Prozent).

IG Metall spricht von einer "Riesensauerei"

Wo wie viele Stellen abgebaut werden, darüber wird nun mit Arbeitnehmervertreten verhandelt. Bei der IG Metall sprach man von einer „Riesensauerei“. Zuletzt seien in Berlin bereits 400 Arbeitsplätze abgebaut worden – mithilfe von Vorruhestand und Abfindungen bei freiwilligem Ausscheiden. Nun, wenn weitere hunderte Arbeitsplätze wegfallen sollten, „geht das nicht ohne betriebsbedingte Kündigungen“, sagte Klaus Abel von der IG Metall. Der Hauptvorwurf der Arbeitnehmervertreter: Auf der einen Seite gebe Osram bis 2017 eine Milliarde Euro für Personalabbau aus, auf der anderen Seite werde zu wenig investiert. In Berlin etwa seien für die Zukunft der Hochdruckentladungslampen Investitionen erforderlich. Die Osram-Spitze lehne das aber ab, weil das Gewinnziel erreicht werden müsse. „Warum müssen es acht Prozent Marge sein, warum reichen nicht vier Prozent?“, fragt Abel. Osram-Chef Dehen habe aber den Ehrgeiz, „im nächsten Jahr unbedingt eine Dividende zu zahlen“. Für Abel ist Osram ein weiteres Beispiel für eine „skandalöse“ Strategie bei Siemens: Geschäfte, in die der Konzern nicht mehr investieren will, werden ausgegliedert, verkauft oder an die Börse gebracht. Und gehen dann irgendwann kaputt – wie die frühere Mobilfunksparte Benq.

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