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Wirtschaft: Ostdeutsche Chemie wächst gegen den Trend

Unternehmen steigern Umsatz und geben optimistischen Ausblick

Berlin (pet). Die Chemiebranche in den Neuen Bundesländern hat sich in diesem Jahr deutlich besser entwickelt als die chemische Industrie insgesamt. Auch der Ausblick ist nicht vom üblichen Pessimismus geprägt. „Wir sind für das Jahr 2003 optimistisch“, sagte Gerwald F. Grahe, Chef des Landesverbandes Nordost der Chemischen Industrie, am Montag in Berlin.

Die Nordostchemie hat sich deutlich vom Bundestrend abgekoppelt: Die Chemiebranche insgesamt leidet unter der schwachen Konkunktur, hohen Rohstoffpreisen und einer schwachen Nachfrage und musste in den ersten neun Monaten ein Umsatzminus von 2,5 Prozent auf 99,7 Miliarden Euro hinnehmen. Dagegen konnten die Chemieunternehmen in den Neuen Bundesländern den Umsatz in diesem Zeitraum um 7,3 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro steigern. Auch die Zahl der Arbeitsplätze stieg um knapp sechs Prozent auf rund 43 100 Arbeitsplätze, während sie im gesamten Bundesgebiet leicht zurückging. Für das Gesamtjahr rechnet der Verband mit einem Umsatz und Beschäftigungsplus in ähnlichem Umfang.

Ein Grund für die deutlich bessere Entwicklung als im Bundesschnitt ist nach Verbandsangaben der hohe Umsatzanteil der Pharmaindustrie, die für sich allein ein Umsatzplus von neun Prozent verbucht hat. Zu den Verbandsmitgliedern zählen unter anderem die Berliner Schering AG und die Berlin Chemie. Außerdem profitieren viele ehemalige Chemiekombinate im Osten davon, dass sie nach der Wende grundlegend saniert worden sind. In wirtschaftlich schlechten Zeiten gingen die Aufträge an Unternehmen, die am modernsten seien und am effektivsten arbeiten könnten, sagte Chemie-Verbandschef Grahe. „Das ist in den Neuen Bundesländern der Fall.“ Allerdings stünden noch immer viele ehemals von der Chemieindustrie genutze Flächen leer. Um sie nutzen zu können, seien noch einmal Investitionen in Höhe von 8 bis 8,5 Milliarden Euro nötig.

Kritik äußerte der Chemieverband an der rot-grünen Politik. „Die Vorschläge zur Reform des Arbeitsmarktes reichen nicht aus“, sagte der Chef des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie, Horst Huß. Nachdem des Hartz-Papier nicht eins zu eins umgesetzt werde, sei die Reform nur Makulatur. Auch die Steuerpolitik der Bundesregierung – insbesondere die Begrenzung von Verlustabzug und -vortrag – sei „ein erheblicher Rückschritt für die Attraktivität des Standortes Deutschland“.

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