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Ostdeutschland: Nur noch 38 Prozent zahlen nach Flächentarif

Ostdeutsche Arbeitnehmer werden immer seltener nach Tarif bezahlt - ganz anders als im Westen, wo die Zahl der Tarifbeschäftigten sogar steigt.

Nürnberg - Der Unterschied zwischen Osten und Westen wird größer – jedenfalls, was die Bezahlung nach Tarifen anbelangt. In Ostdeutschland ist der Anteil der in tarifgebundenen Betrieben Beschäftigten in den vergangenen Jahren weiter zurückgegangen. 1996 waren es 56 Prozent, 2009 nur noch 38 Prozent. In Westdeutschland ist dagegen zum ersten Mal seit dem Jahr 2001 der Anteil der tarifgebundenen Beschäftigten leicht gestiegen – und zwar um einen Prozentpunkt auf 56 Prozent. Im Jahr 1996 hatte die Quote allerdings noch bei 70 Prozent gelegen. Zu diesen Ergebnissen kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei seiner jüngsten Befragung von 15 000 Betrieben und Verwaltungen.

Alles in allem verlieren branchenbezogene Tarifverträge weiter an Bedeutung. So arbeiteten bundesweit zuletzt nur noch 52 Prozent in so genannten tarifgebundenen Betrieben. „Auch wenn die Entwicklung der Tarifbindung uneinheitlich verläuft, so ist in der langen Sicht die rückläufige Tendenz eindeutig“, kommentierten die IAB-Arbeitsmarktforscher Peter Ellguth und Susanne Kohaut die Ergebnisse.

Da sich manche Firmen dennoch am jeweiligen Branchentarifvertrag orientierten, profitierten rund 20 Prozent der Arbeitnehmer indirekt von den Vereinbarungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. 19 Prozent der westdeutschen und 24 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten hätten im Jahr 2009 in Betrieben gearbeitet, die sich an einem Branchentarifvertrag orientierten.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund nutzte die jüngsten Zahlen zu einem Appell an die Politik. „Wir brauchen staatlicherseits Haltelinien, damit das Niveau der Einkommen und Arbeitsbedingungen nicht weiter sinkt“, sagte ein DGB-Sprecher auf Anfrage. Die Gewerkschaften fordern Mindestlöhne für die Bereiche, in denen keine Tarife ausgehandelt werden können, weil es keine handlungsfähigen Tarifparteien gibt. alf/dpa

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