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Wirtschaft: Osteuropa begrüßt den Green-Card-Vorschlag

n Osteuropa fällt die Einlandung des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder an ausländische Computerspezialisten auf fruchtbaren Boden. Der Prager Software-Ingenieur Martin Jericha vom Software-Berater Acort vermutet, dass viele Programmierer das Angebot der Green Card nutzen werden.

n Osteuropa fällt die Einlandung des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder an ausländische Computerspezialisten auf fruchtbaren Boden. Der Prager Software-Ingenieur Martin Jericha vom Software-Berater Acort vermutet, dass viele Programmierer das Angebot der Green Card nutzen werden. "Die Nachfrage in Deutschland ist einfach höher als bei uns." Auch wenn das Interesse groß ist, erwartet aber dennoch niemand einen Boom. Es geht schließlich um relativ wenige hoch qualifizierte Software-Experten.

Sie kommen aus fast jedem Land in Mittel- und Osteuropa und sind jung, anpassungsfähig und besonders gut in ihrem Feld. "In Mathematik waren wir schon immer stark", erklärte der Chef des in Budapest ansässigen Marktführers für Architektur-Software, Graphisoft. Im früheren Ostblock habe Bulgarien als die regionale Hochburg für Informationstechnologie gegolten.

Nicht umsonst gründete auch der US-Financier George Soros dort Ende 1998 mit der bulgarischen Telekom das Software-Unternehmen "Rila Solutions". Die Firma hat sich auf Software für den elektronischen Handel sowie für große Datenbanken spezialisiert. Auch Manager von Microsoft tauchten im Dezember schon dort auf. Rila Software soll bei der Anpassung von Windows 2000 für den osteuropäischen Markt mitarbeiten, berichtete die bulgarische Presse. Und in der Ukraine jagen US-Software-Giganten wie Microsoft und Apple schon lange Absolventen - beispielsweise die des Instituts für Kybernetik.

Deutsche Firmen waren da weniger erfolgreich: Ein junger Software-Experte aus der Rüstungsindustrie klagte, Siemens habe ihm ein gutes Angebot gemacht. Aber die Ausreise nach München sei zu umständlich gewesen.

Die regierungsnahe bulgarische Tageszeitung Demokrazia titelte im vergangenen Jahr, dass die USA und Kanada sich am "bulgarischen Intellekt bereichere, während die EU verliert". Gemeint war, dass ausgerechnet die EU, der Bulgarien beitreten will, ihre Tore vor Bulgariens Informatikern verschlossen halte, während die USA und Kanada den IT-Markt absahnten. Das wichtigste Gegenargument der EU war stets: Wenn Brüssel seine Grenzen öffne, drohe Osteuropa eine Abwanderung von Fachkräften und damit ein Ausbluten der Innovationskraft der jungen Marktwirtschaften.

jow, ms

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