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Wirtschaft: Ostsparkassen erinnern an ihre Tradition

BERLIN (mo).Mit einer breiten Diskussion über den Nutzen der 200 Jahre alten, traditionellen Sparkassenorganisation will sich der Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband (OSGV) jetzt mit Nachdruck in die Debatte um die geplante Neuordnung der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute im Freistaat Sachsen einmischen.

BERLIN (mo).Mit einer breiten Diskussion über den Nutzen der 200 Jahre alten, traditionellen Sparkassenorganisation will sich der Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband (OSGV) jetzt mit Nachdruck in die Debatte um die geplante Neuordnung der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute im Freistaat Sachsen einmischen.Im Rahmen der Halbjahres-Pressekonferenz des Verbandes in Berlin artikulierte der geschäftsführende Präsident des OSGV, Rainer Voigt, erneut die Vorbehalte des Verbandes gegenüber der beabsichtigten Neuordnung in Sachsen und sprach von einer mittlerweile spürbaren Verunsicherung der Kundschaft, die ein nachlassendes Engagement der Sparkassen in der Region befürchte.

Die sächsische Regierung will bekanntlich zum 1.Januar 1999 unter dem Dach einer neu zu gründenden Sachsenbank Holding die SachsenLB, die Sächsische Aufbaubank und die 23 Sparkassen des Landes vereinen.Zur Zeit wird der Referentenentwurf der Landesregierung von den Landkreisen geprüft.Bisher hätten sich lediglich ein bis zwei Verwaltungsräte für das neue Modell, sieben bis acht dagegen ausgesprochen.Die übrigen seien noch unentschieden, berichtete Voigt.Anfang September soll der Entwurf zwecks Änderung des Sparkassen- und Landesbankgesetzes in den sächsischen Landtag eingebracht werden.

Grundsätzlich führe das Modell der sächsischen Staatsregierung zu einer wirtschaftlichen Benachteiligung der Kommunen, warnte Voigt.Der Wert der sächsischen Sparkassen werde überschätzt.Als fraglich wertete der Verbandspräsident auch, daß die geplante Holding das Gros der Erträge einstreiche, die nahezu ausschließlich von den Sparkassen erarbeitet worden seien.Außerdem sei eine Zentralisierung zu befürchten.So sollen die Grundsätze der Geschäfts-, Personal- und Kreditpolitik durch die Holding festgelegt und die Vorstände der Sparkassen durch die Holding bestellt werden.Da die Sparkassen künftig gewinnorientiert arbeiten sollen, wäre auch der bisherige Grundsatz "Im Zweifel für die Region" nicht weiter aufrecht zu erhalten.

Auch das Argument der sächsischen Landesregierung, die darauf verweist, daß Landkreise und Städte angesichts ihrer Haushaltslage im Zweifel nicht ihren Verpflichtungen aus der Gewährsträgerhaftung gerecht werden könnten, überzeuge nicht, sagte Voigt.Vielmehr sei das Risiko für die Kommunen am Anfang des Aufbauprozesses in Ostdeutschland wesentlich höher gewesen.Voigt warnte nicht zuletzt vor überzogenen Erwartungen.Mit dem absehbaren Geschäftsvolumen der Sachsen-Holding könne man nicht wie geplant bundes-und europaweit mit Erfolg arbeiten.

Im Halbjahresausweis der ostdeutschen Sparkassen machte sich die verhaltene wirtschaftliche Entwicklung bemerkbar.Bedingt auch durch die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und die niedrigere Spartätigkeit der privaten Haushalte verzeichneten die 76 Sparkassen aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern einen Rückgang der Bilanzsumme um 1,2 Prozent auf 167,4 Mrd.DM.Die Kundeneinlagen verringerten sich um 1,2 Prozent auf 131,5 Mrd.DM.Nach einer Umfrage des Instituts für Marktforschung in Leipzig konnte etwa jeder Dritte in den neuen Ländern weniger als noch im Vorjahr auf die hohe Kante legen.Real hatten die ostdeutschen Haushalte 1,7 Prozent weniger Geld zur Verfügung.Die Kreditvergabe wurde nur noch moderat ausgeweitet.Der Kreditbestand stieg um 1,3 Prozent auf 60,7 Mrd.DM.Im zweiten Halbjahr soll das Geschäft wieder etwas anziehen, die Bilanzsumme zum Jahresende etwa 176 Mrd.DM erreichen.

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