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Otto Beisheim. Der am 3. Januar 1924 in Voßnacken bei Essen geborene Sohn eines Gutsverwalters legte den Grundstein für Deutschlands größten Handelskonzern Metro.

© dpa

Otto Beisheim gestorben: Eine Legende des Handels

Der Metro-Gründer setzt seinem Leben mit 89 Jahren ein Ende – der umstrittene Unternehmer erfand den Einzelhandel neu. In den 1960er Jahren brachte er die Selbstabholermärkte nach Deutschland.

Bewunderer rühmten ihn als Pionier des Einzelhandels, Kritiker monierten seine Verstrickungen mit dem NS- Regime. Am Montag starb Metro-Gründer Otto Beisheim im Alter von 89 Jahren in Rottach-Egern. Beisheim, der unter einer unheilbaren Krankheit litt, habe „aufgrund der Hoffnungslosigkeit seiner gesundheitlichen Lage“ seinem Leben ein Ende gesetzt, teilte ein Sprecher mit. Am Morgen sei er in seinem Haus am Tegernsee tot aufgefunden worden.

Der am 3. Januar 1924 in Voßnacken bei Essen geborene Sohn eines Gutsverwalters hatte Anfang der 60er-Jahre die Idee großflächiger Selbstabholermärkte aus den USA nach Deutschland importiert. Damit legte er den Grundstein für Deutschlands größten Handelskonzern Metro, der 1996 aus dem Zusammenschluss der früheren Wettbewerber Kaufhof und Asko entstand. Zuletzt hielt der kinderlose Witwer noch knapp zehn Prozent am Börsenkapital des M-Dax-Konzerns. Zu der Gruppe, die weltweit 280 000 Mitarbeiter beschäftigt, gehören neben dem Großmarktgeschäft auch die Töchter Kaufhof, Media-Saturn und Real. Bundesweit bekannt wurde Beisheim auch durch das Beisheim-Center am Potsdamer Platz.

Nach Berechnungen des US-Magazins „Forbes“ hinterlässt Beisheim ein Vermögen von 3,3 Milliarden Dollar, was ihn zu einem der reichsten Deutschen macht. Sein Erbe hat Beisheim seit langem geregelt. Begünstigt sind die beiden gemeinnützigen Stiftungen. Sie sollen, wie es der Handelspionier verfügte, sein „kulturelles, karitatives und unternehmerisches Engagement weiterleben lassen“. Schon in der Vergangenheit hatten die Stiftungen Bildungseinrichtungen wie die WHU Otto Beisheim School of Management in Valendar unterstützt.

Die Rolle des Testamentsvollstreckers bei der Metro in Düsseldorf fällt Erich Greipl zu. Der 72-jährige Honorarprofessor aus Ismaning vertritt die Interessen des pressescheuen Milliardärs bereits seit vielen Jahren im Aufsichtsrat der Metro, gilt wegen seiner guten Kontakte zu Politikern und Wirtschaftsgrößen als graue Eminenz des Düsseldorfer Handelskonzerns.

Beisheims Einfluss bei Metro hatte sich allerdings im Sommer 2007 erheblich eingeschränkt. Die vormals gleichberechtigten Pool-Partner Haniel und Schmidt-Ruthenbeck, mit denen sich Beisheim beim Börsengang 1996 die Aktienmehrheit gesichert hatte, kauften weitere Metro- Wertpapiere über die Börse zu und booteten den Firmengründer durch ihren neuen Zweierbund aus. Den von Beisheim protegierten Vorstandschef Hans- Joachim Körber ersetzten sie wenig später durch ihren Favoriten Eckhard Cordes. In der Folgezeit musste der Gründer tatenlos zusehen, wie seine Aktien massiv an Wert verloren. Am Ende halbierte er seinen Anteil im Zorn auf unter zehn Prozent.

Umstritten ist Beisheims Rolle im Zweiten Weltkrieg. 2006 teilte seine Stiftung mit, Beisheim habe während des Krieges als Gefreiter einer Divison der Waffen-SS angehört. Danach war er in britischer Gefangenschaft. Beisheim habe „nur niedere Dienstgrade bekleidet“ und sei 1942 in den Arbeits- und Heeresdienst eingerückt, sagte eine Sprecherin lediglich.

Olaf Koch, seit einem Jahr Spitzenmanager der Metro, fand lobende Worte für seinen zuletzt kritischen Großaktionär. „Otto Beisheim war ein Pionier und eine Legende in der deutschen und internationalen Handelsbranche“, schrieb er. Haniel- und Metro-Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel würdigte Beisheim als „großen Unternehmer und besonders wertvollen Menschen“.

Christoph Schlautmann

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