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Wirtschaft: Outsourcing auf Chinesisch

EDITORIALS Die USDemokraten, die das Abwandern amerikanischer Jobs nach Asien befürchten, sollten einen Blick nach Minnesota werfen. Als dort letztes Jahr eine der letzten Eisenerzminen Bankrott und etwa 400 Jobs verloren gingen, fand sich ein überraschender Retter: China.

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Die USDemokraten, die das Abwandern amerikanischer Jobs nach Asien befürchten, sollten einen Blick nach Minnesota werfen. Als dort letztes Jahr eine der letzten Eisenerzminen Bankrott und etwa 400 Jobs verloren gingen, fand sich ein überraschender Retter: China. Ende 2003 wurde die Firma im Teilbesitz der chinesischen Stahlfirma Laiwu wiedereröffnet. Keine Job-Abwanderung nach China, dafür hat eine chinesische Firma 400 Jobs in Amerika gerettet. Die Mine hatte nur noch bei halber Auslastung produziert, bevor sie wegen Auftragsmangel schließen musste. Die Eisenerzindustrie, Lieferant der Stahlindustrie, litt am wirtschaftlichen Grundübel: keine Nachfrage. In China war es genau anders herum. Die Rohstoffnachfrage überstieg weit das Angebot. Der Bedarf an Eisenerz konnte wegen des Wachstums Chinas nicht gedeckt werden. Die Nachfrage Chinas trieb weltweit die Rohstoffpreise hoch. Während das für einige Abnehmer schmerzhaft war, hat die Metallindustrie China einen massiven Gewinnzuwachs zu verdanken.

Die amerikanische Mine wurde von einer Partnerschaft von zwei Investoren gekauft: der größte Eisenerzlieferant Nordamerikas stieg zusammen mit einer der größten chinesischen Stahlfirmen ein. Beide Firmen garantierten, die Eisenproduktion für die nächsten zehn Jahre abzunehmen. Damit orientiert sich die traditionell isolierte amerikanische Stahlindustrie hin zur globalen Wirtschaft. Der Bedarf der chinesischen Industrie an Eisenerz ist so groß, dass sie alles abnimmt. Der Vorteil des amerikanischen Eisenerzes ist seine Qualität. Chinesisches Eisenerz hat meistens 30 bis 40 Prozent Eisen, während amerikanisches bis zu 65 Prozent enthält. Chinas Stahlproduzenten haben begriffen, dass sie dem gewaltigen Stahlbedarf mit importiertem, besserem Eisenerz nachkommen können, weil sich dieses besser ausschmelzen lässt. Das könnte zu einer hochklassigeren Produktion in Amerika führen. Das zeichnet sich jetzt schon ab: in Minnesota wurden Nuggets produziert, die aus 95 bis 97 Prozent purem Eisen bestehen.

Es scheint, als ob das chinesische Wachstum die amerikanische Wirtschaft eher ankurbelt denn bedroht und dazu die Produktion in der Metallindustrie verfeinert. Protektionisten, die Chinas Wachstum verteufeln, ignorieren die Chancen, die es birgt.

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