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Lieferung. Die neuen Paketkästen der Post wurden unter anderem in Mehrfamilienhäusern in Lichtenberg getestet.

© dpa

Paketlieferungen in Berlin: Die Post rüstet auf

Die Post wirbt mit neuen Geschäftsmodellen um Kunden. Das Unternehmen setzt vor allem auf mehr Flexibilität - und Paketboxen in Mehrfamilienhäusern.

Der Wettlauf um die Gunst der Berliner Kundschaft geht in die nächste Runde: Nach dem Internetkaufhaus Amazon weitet nun auch die Deutsche Post DHL ihr Lieferangebot aus. So sollen Kunden von Online-Versandhändlern künftig für die Paketzustellung auch tagsüber ein zweistündiges Zeitfenster auswählen können. Dieses Angebot der Post gibt es bereits in rund 50 Städten für die Zustellung am Abend. Nun wird der Zeitraum auf 10 bis 21 Uhr ausgedehnt, wie Post-Paketchef Achim Dünnwald am Donnerstag in Berlin sagte. Die flexible Zustellung werde ab sofort für Berlin, München, Köln, Hamburg und das Ruhrgebiet angeboten. Bis Jahresende sollen sie rund 30 Millionen Deutschen nutzen können. „Mit unserer Zeitfensterzustellung setzen wir neue Maßstäbe in der Paketzustellung“, sagte Dünnwald. „Denn jetzt richtet sich das Paket so konsequent wie noch nie zuvor nach seinem Empfänger. Der sagt uns, um wie viel Uhr er zu Hause ist und wann er seine Sendung erhalten möchte, und wir liefern dann seine bestellte Ware.“

Online-Händler können den Service bei der Post buchen

Voraussetzung für die neue Zustelloption ist, dass der jeweilige Online-Versandhändler den Service bei der Post bucht und seinerseits seinen Kunden anbietet. „Die großen, wichtigen sind dabei“, sagte Dünnwald, ohne die Namen der Unternehmen zu nennen. Bislang bieten die Online-Händler die auf zwei Stunden genaue Lieferung kostenfrei an. Dünnwald rechnet aber damit, dass dafür pro Sendung drei bis fünf Euro fällig werden könnten. Zu den Kosten, die die Post den Versendern in Rechnung stellt, äußerte er sich nicht.

Die Berliner bestellen viele Waren im Netz

Die Post liefert derzeit nach eigenen Angaben in der gesamten Bundesrepublik rund 3,9 Millionen Pakete pro Tag aus – wie viele es in Berlin sind, hält das Unternehmen aus wettbewerblichen Gründen geheim. Man darf aber dennoch annehmen, dass die Post einen wesentlichen Teil ihres Paketgeschäfts in der Hauptstadt macht: Laut einer Studie erledigen in Berlin rund 60 Prozent der Bevölkerung so manchen Einkauf online. Auch leben an der Spree weit mehr Singles als irgendwo sonst in der Republik; sie bestellen Dinge des alltäglichen Lebens besonders oft im Internet und lassen sich die Waren nach Hause liefern. „Sie wollen es schnell, bequem und flexibel“, fasst Dünnwald die Ansprüche der Berliner Klientel zusammen. Rund ein Drittel der Kunden wünsche sich etwa, dass Pakete im Falle der Abwesenheit des Adressaten an eine feste, alternative Zustelladresse geliefert werden. Am liebsten aber wollten die Hauptstadt-Shopper ihre bestellte Ware selbst entgegennehmen, sagt Dünnwald. „Entweder zu einer frei wählbaren Zustellzeit oder bei einer Lieferung am Abend.“

In der Stadt gibt es künftig mehr Packstationen

Dem kommt der Dienstleister nun mit seiner Serviceausweitung entgegen. Aber nicht nur beim Zeitrahmen von Paketzustellungen will das Unternehmen künftig stärker auf die Wünsche der Kunden eingehen. So rüstet die Post bei den Packstationen auf: Das Unternehmen will in den kommenden Monaten allein in Berlin 50 zusätzliche gelbe Metallschränke im Freien aufstellen. Bislang können Kunden in Berlin ihre Päckchen an 180 solcher Stationen abholen.

Die "Packstation für Zuhause" soll die Empfänger unabhängiger vom Postboten machen

Hinzukommt die „Packstation für Zuhause“: Paketkästen in Mehrfamilienhäusern und größeren Wohnanlagen die Bürger in die Lage versetzen, Warensendungen zu jeder Tages- und Nachtzeit und in unmittelbarer Nähe zur eigenen Wohnung entgegen zu nehmen. Die grauen Boxen aus Stahlblech und Aluminium funktionieren so ähnlich wie die Packstationen der Post, werden aber nicht an zentralen Stellen in der Stadt, sondern beispielsweise im Hausflur oder Innenhof von Mietshäusern aufgestellt. Bei Abwesenheit eines Mieters liefert der Postbote Pakete in der grauen Kiste ab; der Empfänger kann Warensendungen jederzeit mithilfe einer Chipkarte oder einer Smartphone-App aus der Paketbox holen. Päckchen bleiben so lange dort, bis der Empfänger sie entgegen nimmt und werden nicht – wie bei der Packstation – nach sieben Tagen an den Absender zurückgeschickt. Auch Retouren können bei der Paketbox abgegeben werden.

Erfolgreiches Pilotprojekt in der Hauptstadt

Derzeit testet die Post den neuen Service bei Pilotprojekten an mehreren Standorten in Deutschland, unter anderem in Berlin. „Die Boxen werden sehr gut angenommen“, sagte Post-Paketchef-Dünnwald. Die Paketboxen sollen bis Ende Juni Kunden an 50 Standorten in Deutschland zur Verfügung stehen. In Berlin wird das Unternehmen als erstes Mietshäuser in Friedrichsfelde, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Pankow mit den grauen Paketboxen ausstatten. Bislang hat die Post die Kästen den Mietern kostenlos zur Verfügung gestellt – doch dabei wird es aller Voraussicht nach nicht bleiben. Das Unternehmen sprach am Donnerstag von einem „Bezahlmodell“ für die Paketboxen, nannte jedoch keine konkreten Preise für die Nutzung durch Hausbesitzer oder Mieter.

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