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Wirtschaft: Papier-Hersteller: Aktien werden attraktiver

Nordeuropa steht mittlerweile für mobiles Internet und Handys. Die High-Tech-Branchen geben den Ton an.

Nordeuropa steht mittlerweile für mobiles Internet und Handys. Die High-Tech-Branchen geben den Ton an. Dennoch schlägt sich einer der traditionellen Industriezweige in Nordeuropa wacker: die Forstbranche. Die Aktienkurse der großen Konzerne wie UPM Kymmene (Finnland), Stora Enso (Finnland), SCA (Schweden) und Norske Skog (Norwegen) haben sich seit Jahresbeginn deutlich besser entwickelt als die in vielen anderen Branchen.

Nach mehreren Boomjahren mit Papierpreisen auf Rekordniveau zeichnete sich jedoch bereits Ende vergangenen Jahres eine konjunkturelle Dämpfung ab. Die Forstindustrie ist eine zyklische Industrie, die sensibel auf Veränderungen der globalen Konjunkturlage reagiert. Das liegt einerseits an der schnellen Reaktion vieler Kunden auf eine schwächere Konjunktur: Zuerst wird am Papier gespart. Zum anderen sind die Investitionen in der Branche enorm hoch. Eine neue Papiermaschine kostet bis zu einer Milliarde Mark. Die Konzerne überlegen sich also genau, ob sie auf eine Nachfragesteigerung direkt mit dem Ausbau neuer Produktionskapazitäten reagieren sollen.

"Seit Ende vergangenen Jahres haben wir eine sehr schwache Entwicklung in dem gesamten Sektor", sagt Catarina Ihre, Analystin bei der Deutschen Bank in Stockholm. Beunruhigend sei die Entwicklung der Preise für Zellstoff, dem Grundmaterial für die Papierherstellung: "Ende vergangenen Jahres lag der Preis pro Tonne Zellstoff bei rund 710 Dollar, heute ist er bis auf 580 Dollar gesunken." Ihre rechnet mit einem weiteren Preisdruck, da die Zellstoff-Lager in Europa und Nordamerika noch immer prall gefüllt seien. "Im schlechtesten Fall kann der Preis bis auf 525 Dollar rutschen." Mikael Jåfs, Analyst bei UBS Warburg in Stockholm, will sogar 500 Dollar als Tiefstmarke in diesem Jahr nicht ausschließen.

Im Dezember 2000 stieg das Lagervolumen in Nordamerika und Skandinavien um 100 000 Tonnen auf knapp 1,8 Millionen Tonnen, das höchsten Niveau seit Jahren. Mehrere große Konzerne haben deshalb die Produktion gestoppt. "Für uns sind das gute Nachrichten", sagt Jåfs. "Nur so lassen sich die Preise stabilisieren. Das kommt den Aktionären zugute."

Unternehmen, wie etwa der schwedische Konzern Södra, die sich stark auf die Zellstoff-Produktion konzentriert haben, leiden am stärksten unter den gesunkenen Rohstoffpreisen. Eine kleine Hilfe ist der starke Dollar-Kurs, da auf dem Zellstoff-Markt in Dollar abgerechnet wird. Der derzeit sehr hohe Preis für Zeitungspapiere ist von der Zellstoff-Preisentwicklung nicht direkt betroffen: "Zum Jahreswechsel hat es eine Preiserhöhung für Zeitungspapiere von durchschnittlich 15 bis 22 Prozent gegeben", sagt Analystin Ihre, "und diese Preise gelten für zwölf Monate." Deutsche Verleger können trotz des Preisanstiegs noch zufrieden sein, denn in Deutschland zogen die Preise "nur" um 13 Prozent an.

Die nordeuropäischen Forstkonzerne mit starker Ausrichtung auf dieses Papiersegment leiden unter dem konjunkturellen Dämpfer am wenigsten. Ihre hebt besonders den Hersteller Norske Skog hervor. Insgesamt bewertet sie die Branche derzeit "sehr positiv". Bereits im November oder Dezember diesen Jahres erwartet sie eine Wende. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt zum Einstieg", sagt die Analystin.

UBS Warburg hat die meisten Forstaktien auf "neutral" oder "halten" eingestuft. Jåfs rechnet mit weiteren Kursverlusten bis zum dritten Quartal. 2002 geht er von "einer leichten Gewinnsteigerung gegenüber 2001" aus, damit dürfte seiner Ansicht nach auch mit Kursgewinnen zu rechnen sein. Insgesamt, sagt er, habe die Branche aus den Fehlern in den 90er Jahren gelernt. "Heute versucht man nicht mehr unter allen Umständen Marktanteile zu gewinnen, sondern achtet auch auf die Rentabilität." Das liege auch an der starken Konsolidierung der gesamten Branche. Hatten 1996 die fünf größten Zeitungspapierhersteller der Welt einen gemeinsamen globalen Marktanteil von 20 Prozent, kommen sie heute auf 50 Prozent. Für Jåfs sind viele der Titel trotz der Vorbehalte unterbewertet. Zu seinen Favoriten zählen Norske Skog und SCA aus Schweden.

hst

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